Kochkunst Normannischer Pionier an der Ahr

SINZIG · Ein Meister der kulinarischen Botanik und Trüffelexperte geht in Sinzig in den Ruhestand: Jean-Marie Dumaine.

. Ofengemüse mit Gewürzaromen, Herbsttrüffel, Wildkräuter und Salbei-Vinaigrette oder Eifel-Rinderrücken, gefüllte Rebenblätter mit Nizza-Ratatouille und Schwarze Walnuss-Zwiebel: Wer die Speisekarte des Vieux Sinzig liest, merkt schnell, dass er ein etwas anderes Restaurant betreten hat. Fast 40 Jahre lang hat das Inhaber-Paar Jean-Marie und Colette Dumaine eine kulinarische Attraktion in der Region geprägt. Nun soll mit dem á la carte-Geschäft in Sinzig Schluss sein. Der 64-jährige französische Küchenmeister will es ruhiger angehen lassen. Seine Seminare, Workshops in der Koch-Manufaktur will er jedoch weiterhin in seinem Sinziger Restaurant anbieten. Unter der Federführung von Tochter Alexandra.

„Ich habe zu viel Leidenschaft, um das Feuer ganz auszumachen“, sagt der aus Vire in der Normandie stammende Küchenmeister, der sich insbesondere mit seinen Wildkräuter- und Trüffelgerichten einen Namen gemacht hat. Vier Kochbücher mit mehr als 800 Rezepten hat der Kochkünstler in den vergangenen Jahrzehnten auf den Markt gebracht. Allesamt kleine Bestseller in einer bemerkenswerten Nische, die sich zwischen Quiche mit Giersch, klarer Fischsuppe, Eifeler Schweineschulter und Sommer-Beeren-Tarte bewegt.

1954 in der Normandie geboren, arbeitete Jean-Marie Dumaine nach seiner Ausbildung zum Koch zunächst in verschiedenen Regionen Frankreichs, um dann in Deutschland neue Erfahrungen zu sammeln. An der Ahrmündung wurde er ansässig, eröffnete 1979 sein „Vieux Sinzig“, das schnell zu einer der besten Restaurant-Adressen zwischen Köln und Koblenz avancierte. In den 80er Jahren begann Dumaine die Kräuter des Ahr-Deltas zu sammeln und erntete viele bis dahin unberührte Schätze der Natur.

Veranstaltungskalender für 2019 steht bereits

Blüten von Gänseblümchen oder Brunnenkresse, Rauke oder Löwenzahn verarbeitete er zur schmackhaften Delikatesse. Seine Bücher „Kochen mit Wildpflanzen“, „Ma Cuisine des Plantes Sauvage“ oder „Wilde Gemüseküche“ zeigen Hobby-Köchen auf, wie Harmonie auf Teller gezaubert werden kann, wie Geschmack sein besonderes Profil bekommt. „Ich wollte mein Wissen weitergeben“, so der Koch, der bereits einen Veranstaltungs-Kalender für 2019 zusammengestellt hat. Denn der Herd bleibt bei ihm in Betrieb.

Allerdings nur noch für Gruppen, nur noch nach Voranmeldung und nur noch für für für seine Gourmet-Manufaktur, in der er auch in Zukunft seine kulinarischen Gaumenkitzel anbieten will. Die am Wegesrand aufgegriffenen Wildkräuter sollen also auch in Zukunft den Speisezettel prägen. Jean-Marie Dumaine bleibt der Pionier dieser Entwicklung, sein Wissen um die heimischen Kräuter machten ihn zu einer wandelnde Enzyklopädie der kulinarischen Botanik.

Mit dem Hund auf Trüffelsuche

Als der Franzose dann erfuhr, dass es an Rhein und Ahr sehr wohl auch Trüffel zu finden gibt, machte sich der Herd-Experte mit Hund „Max“ auf die Suche – und wurde fündig. Klar, dass sich das „schwarze Gold“ in zahllosen Gerichten und vielfältigen Variationen des Meisters wiederfindet.

So ist es einem Normannen zu verdanken, dass an Rhein und Ahr regionale Produkte, Wildkräuter und Trüffel mit französischer Kochkunst gepaart und schmackhaft zubereitet werden. Auch wenn Jean-Marie und Colette Dumaine nach fast 50 Jahren am Restaurantherd nun kürzer treten und häufiger in Frankreich weilen wollen: Topf und Pfanne bleiben für die Delikatessen vom Wegesrand weiter angewärmt.

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