Ortsjubiläum Neue Ausstellung über Dernau zum 1125-jährigen Bestehen

DERNAU · Der Hobby-Historiker Matthias Bertram und Bernd Schreiner konzipieren zum 1125-jährigen Bestehen Dernaus eine Ausstellung. Zu sehen ist diese ab Samstag, 1. September, in der Akademie Altenahr an der Bachstraße.

Zeitsprung zurück zum Ende des ersten Jahrtausends nach Christus. In den Jahren 882 und 892 haben Normannen (Wikinger) die Eifel mit Mord, Raub, Brand überfallen und ausgeplündert. Betroffen sind auch die Klöster und ihre reichen Besitztümer. Das Kloster Prüm ist zerstört. So schicken die Mönche eine Abordnung übers Land, um den Besitz des Klosters neu aufzulisten. Ergebnis ist das Güterverzeichnis der Abtei Prüm aus dem Jahre 893, das Prümer Urbar. Weil sie darin erwähnt sind, können etwa Kesseling, Lind, Ahrweiler, Vischel und viele andere Orte in der Region in diesem Jahr ihr 1125-jähriges Bestehen feiern.

In Dernau gab es kein Kloster. Trotzdem wird gefeiert. Denn im Prümer Urbar steht, dass das Kloster Kesseling in „degerana vale“ einen Weinberg besaß, der verpachtet war und drei Fass Wein erbrachte. Licht in die frühe Geschichte Dernaus bringen der Hobby-Historiker und gebürtige Dernauer Matthias Bertram und der ambitionierte Hobby-Fotograf Bernd Schreiner, der ebenfalls aus Dernau stammt. Zur Jubiläumsfeier haben sie eine Ausstellung zusammengetragen, und in zwei Vorträgen wollen sie zudem noch mehr Licht ins Dunkel der Dernauer Vergangenheit bringen.

Freilich sind die Orte, die jetzt feiern, älter als 1125 Jahre, denn sie existierten lange, bevor die Mönche die Lage neu sondierten. Dernau war eine römische Siedlung, was aber in Jahrhunderten wohl in Vergessenheit geraten ist. Erst bei Ausschachtungen für den Winzerverein in der Dorfmitte und für Bürgerhäuser kamen Relikte aus der Römerzeit ans Licht. Die amtlichen Denkmalhüter ließen die Fundstücke allerdings möglicherweise in irgendwelchen Museumskellern verstauben.

Manche Altertümchen sollen auch Vitrinen in Privathäusern schmücken. Das jedenfalls denken Bertram und Schreiner, die ihre liebe Not haben, durchaus bekannte und fotografierte Fundstücke einmal selbst in Augenschein nehmen zu können. Ihre Forschungen haben ergeben, dass auf dem Gelände des Winzervereins bei der Kirche eine römische Villa mit einem repräsentativen Badehaus gestanden hat, die den Vergleich mit der Ahrweiler Römervilla wohl nicht scheuen muss. Nur: Ein dazugehöriges Wohnhaus ist bislang nicht dokumentiert, und kaum etwas aus der Römerzeit ist in Dernau noch zu sehen. Dabei dürfte die römische Siedlung entsprechend der Funde den gesamten Bereich des alten Dorfs umfasst haben.

Die frühesten Dernauer, die deutliche Spuren bis heute hinterlassen haben, dürften Caius Julius Peregrinus, ein Römer, und seine Ehefrau Primia Camulla sein. Die Namen sind auf einem Grabstein dokumentiert, der im früheren Ahrgau-Museum in Ahrweiler vorhanden war. Matthias Bertram zeigt eine Fotografie, etwa in Originalgröße. Zwar hatte er beabsichtigt, eine Nachbildung in Sandstein anfertigen zu lassen. Aber er durfte das Fundstück nicht einmal vermessen, ärgert er sich. Und er weist auf die Besonderheit hin, dass bei Ausgrabungen in Ahrweiler keine Grabsteine ans Licht gekommen sind. Dagegen fand man in Dernau Gräber mit Urnen und Grabbeigaben.

Bei Ausgrabungen wurden ein Kerzenhalter, aber auchformschöne Tiegel und Schälchen gefunden

Gefunden wurden auch Wasserleitungen in Muffen-Form aus Ton, diverse Dachziegel und Hypokausten-Steine. Dies sind Ziegel, durch die heiße Luft in Wände und Fußböden der verschiedenen Baderäume geleitet werden konnte. Dokumentiert ist zudem, dass ein Bach aus Esch ins Kaltbad geleitet wurde und dort Erfrischung brachte. Eine Skizze des früheren Römerbades hat Bertram angefertigt.

Interessant ist eine im Jahre 1949 gefundene 20 Zentimeter hohe Bronzefigur, die Abbildung eines römischen Soldaten, als Kerzenhalter. Formschön sind einige Tiegel und Schälchen, wohl für Kosmetik, die als Foto vorliegen. „An 15 Stellen wurden Funde gemacht“, berichtet der Dernauer. Und er führt an, dass alte Namen von Straßen und Plätzen wie Plänzet (Pflanzgarten) oder Ortes (Ziergarten) aus römischer Zeit stammen.

Wie mit der Entwicklung der Straßennamen hat sich Bertram auch mit der Herkunft des Namens des Dorfes aus dem Keltischen und Frühgermanischen hin zu „Dernau“ befasst. Über diese Untersuchungen will er ebenfalls berichten. Und sein Mitstreiter Schreiner liefert alte und neue Fotografien und fotografierte Gemälde dazu. Sie werden teilweise in einem Kalender publiziert, der aus Anlass des Jubiläums herausgegeben werden soll.

Die Ausstellung „Dernau früher und heute“ ist von Samstag, 1., bis Sonntag, 9. September, in der Akademie Altenahr an ihrem Sitz in der Bachstraße 37 in Dernau zu sehen. Der Vortrag über das römische Dernau findet an selber Stelle am Sonntag, 2. September, 15 Uhr, statt. Über seine Untersuchungen zum Namen „Dernau“ berichtet Bertram dort eine Woche später, ebenfalls um 15 Uhr.

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