Nachdenken über den öffentlichen Nahverkehr

Zum Thema "Höhere Fahrpreise in der Region" und zur Berichterstattung über die Kundenzufriedenheit mit dem ÖPNV im Rhein-Sieg-Kreis

 Momentaufnahme vom Bonner Busbahnhof.

Momentaufnahme vom Bonner Busbahnhof.

Foto: Lannert

Ich möchte eine Lanze für das Preissystem der VRS brechen. Jedes System hat Stärken und Schwächen. Eine Schwäche dieses Systems, da hat Frau Clasen-Maue recht, wird sichtbar, wenn man eine Tarifgrenze überschreitet. Dann kommt es zu Fällen, wo sich der Preis nach der Zahl der Grenzen von Tarifgebieten richtet, die man bei der Fahrt überschreitet. Und das kann- wie im Fall Siegburg-Bonn ganz schön teuer werden. Da hilft nur, sich intelligent die Stärken des Tarifsystems zunutze zu machen, und das sind bei Einzelfahrten die Kurzstrecken-Tickets und bei regelmäßigen Fahrten die Abo-Monats-Karten.

Darauf geht Frau Clasen-Maue nicht ein. Was ich an dem Tarifsystem der VRS toll finde, ist gerade, dass ich mich in einem Tarifgebiet nicht mehr viel darum zu kümmern brauche, was ich bezahlen muss. Es geht dort ja nicht um Entfernung! Ich kann in der Stadt Bonn unbeschwert Straßenbahn und Bus fahren. Diese Bequemlichkeit möchte ich nicht einbüßen. Das Zweite, was ich an dem Tarifsystem der VRS toll finde, ist meine große Mobilität im Alter. Da ich meinen Führerschein aus Altersgründen abgegeben habe, fahre ich jetzt mit dem Aktiv-60-Abo im ganzen Tarifgebiet der VRS herum und zahle dafür so viel wie ein, zwei Mal tanken.

Und es geht (meistens) auch so. Ähnliche Karten gibt es für Jüngere auch zu ähnlichen Preisen. Ohne Tarifgebiete wären solche Angebote unmöglich. In einem möchte ich Frau Clasen-Maue recht geben. Es ärgert einen wirklich, wenn man als Vilich Müldorfer für die Einzelfahrt zum Bahnhof Siegburg/Bonn - bei fast gleicher Entfernung - praktisch doppelt so viel bezahlen muss wie zum Bonner Hauptbahnhof. Aber bin ich denn blöd? Mit meiner jetzigen Abo-Karte brauche ich für die Fahrt nach Siegburg nur noch eine Kurzstrecke. Und die bezahle ich nur, wenn es gar nicht anders mehr geht.

Benno Kunze-Obsieger, Bonn

Sicher wäre es schön, wenn jeder zu der Zeit, in der er es benötigt, auf der gewünschten Strecke eine Busanbindung vorfinden würde, die er nutzen könnte. Nur wäre das dann wieder Individualverkehr. Statt der Pkw würde dann die gleiche Anzahl von Bussen die Straßen verstopfen, und für viele unbezahlbar wäre diese Art des ÖPNV auch. Das Wesen des ÖPNV ist nun einmal die größtmögliche Versorgung vieler so wirtschaftlich wie möglich sicherzustellen. Er kann nicht zu jeder Zeit überall und dann noch bezahlbar sein.

Deswegen glaube ich nicht, dass eine Schnellverbindung auf der Strecke Mondorf-ICE-Bahnhof Siegburg an "kleinstädtischen Eitelkeiten in Troisdorf sowie an der bürokratischen Kostenverteilung der RSVG scheitert". Vielmehr dürfte diese Streckenführung der größtmöglichen Anzahl von Fahrgästen und einem zu erreichenden, relativ hohen Takt auf dieser Strecke geschuldet sein. Sie folgt eigentlich nur der historischen Strecke der straßenbahnähnlichen Kleinbahn von Siegburg nach Zündorf ("Rhabarberschlitten"). In diesem Sinne wünsche ich mir von der RSVG nicht nachzulassen in ihrem Bemühen, den gestellten Anforderungen immer besser nachzukommen und dabei trotzdem ein wirtschaftlich verlässlicher Partner zu bleiben.

Karl-Heinz Grewe, Troisdorf

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