"Mein Leben war wie ein Gefängnis"

Marianne N. erzog zwei Kinder und pflegte Mutter und Ehemann - Die Rückenbehandlungen muss sie nun selbst bezahlen - Ihr Wunsch: Weihnachten mit ihrer Schwester feiern - Überweisungsträger der GA-Spendenaktion liegt bei

Bonn. (hfa) Ihr ganzes Leben hat sie gearbeitet. Erst auf dem Bauernhof der Eltern, dann als Arbeiterin in einem Zahnlabor. Später schliff Marianne N. Puppenköpfe in einer Fabrik und klebte den Spielgefährtinnen der Kinder die Haare an.

"Ich bin jeden Tag insgesamt vierzig Kilometer mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren", erzählt sie stolz der "Weihnachtslicht"-Mitarbeiterin. Heute ist sie 78 Jahre alt. Mit 20 heiratete sie ihren ersten Mann. Das sei aber nicht lange gut gegangen. "Ich kam dann vom Regen in die Traufe", beschreibt sie traurig die weitere Entwicklung. Auf einer Geburtstagsfeier einer Freundin lernte sie ihren zweiten Mann kennen.

Nach einigen Ehejahren verfiel er dem Alkohol. "Er war ein Trinker, der mich bei der Erziehung unserer Kinder völlig alleine ließ", erzählt sie. In dieser schwierigen Situation erkrankte ihre Mutter an Alzheimer. Zwölf lange Jahre betreute sie die oft aggressiv werdende Frau. Nebenbei führte sie ihren Haushalt und erzog Tochter und Sohn.

"Ich weiß heute nicht, woher ich damals die Kraft genommen habe", erklärt die zarte Frau erschöpft. "Mein Leben war wie ein Gefängnis, ich hatte keine Zeit für mich selbst", erzählt sie. Es war ein einsamer Kampf, bei dem sie von ihrem alkoholkranken Mann in keiner Weise unterstützt wurde. Wenige Monate nach dem Tod ihrer Mutter erlitt ihr Mann einen Schlaganfall. Als Pflegefall kam er aus der Klinik.

"Nun, Erfahrung mit Pflege hatte ich da ja schon", konstatiert Marianne N. Die Krankenhaus-Aufenthalte häuften sich und die Pflege wurde immer anstrengender. Vor einem Jahr starb er an den Folgen eines Krebsleidens. "Ich wusste nicht, ob ich traurig oder erleichtert sein sollte - ist das nicht schlimm?", fragt sie und schaut aus dem Fenster. Sie ist am Ende ihrer Kräfte.

"Ich kann mich kaum noch bücken. Ich musste ihn ja immer hochheben", sagt sie. Die Krankenkasse, der sie durch ihren Einsatz in der häuslichen Pflege viel Geld gespart hat, weigert sich, ihr die Wirbelsäulen-Therapie zu bezahlen. "Aber ohne die Rücken-Behandlung könnte ich mich gar nicht mehr bewegen", sagt sie.

Die Behandlungen zahlt sie jetzt aus eigener Tasche, obgleich das Geld ohnehin vorne und hinten nicht reicht. "Meine Kleider bekomme ich aus der Kleiderkammer, aber ich bin auch nicht anspruchsvoll", sagt sie tapfer. "Ich fühle mich nur so allein gelassen", sagt sie und kleine Tränen laufen über ihr vom Leben gezeichnetes Gesicht.

Ihre Kinder wohnen weiter weg und kommen nur selten vorbei. "Ich will auch nicht jammern, aber ich habe mich mein Leben lang um andere Menschen gekümmert, und nun, wo es mir selbst schlecht geht, ist niemand da, dem ich mich anvertrauen kann", sagt sie und streicht das Tischtuch glatt.

Über Weihnachten hat ihre Schwester, die in Luxemburg wohnt, sie eingeladen. "Ich würde so gerne ein paar Wochen zu ihr fahren - das wäre mein größter Weihnachtswunsch, doch ich weiß nicht, wie ich das Geld für die Fahrkarte zusammen bekommen soll", erklärt sie ratlos.

Das Weihnachtsfest wird Marianne N. ganz bestimmt mit ihrer Schwester feiern können. Denn bei ihrem zweiten Besuch wird ihr die "Weihnachtslicht"-Mitarbeiterin einen Geldbetrag bringen, mit dem sie die Fahrkarte bezahlen kann. Und er wird groß genug für ein paar Rückenbehandlungen sein.

Die Zuwendung der GA-Spendenaktion wird der alten Frau aber nicht nur ihre finanzielle Not lindern - die Besuche und die Geschenke zeigen ihr, dass sie nicht übersehen wird und dass es in Bonn und der Region viele, viele Menschen gibt, die spenden, damit Senioren in ihrer Lage ein friedliches und sorgloses Weihnachtsfest haben.

Und damit das Spenden noch leichter wird, liegt der Samstags-Ausgabe des General-Anzeigers wieder ein Überweisungsträger bei. Ein schönes Beispiel dafür, dass auch übers Jahr Menschen ans "Weihnachtslicht" denken, sind Elena Kaßmann (Klavier), Regula Sager (Bratsche), Susanne Bohn-Schulze (Cello) und Cordula Merks (Geige).

Das Quartett gab Anfang Mai in der Lounge des Post Towers ein Benefizkonzert zugunsten der GA-Spendenaktion. Das "Weihnachtslicht" freut sich über 370,50 Euro, die ebenso in der Spendenliste zu finden sind, wie die Beiträge von 32 anderen großzügigen Spendern, denen wir herzlich danken.

Große und kleine Spenden werden dankbar angenommen in den Geschäftsstellen des General-Anzeigers in Beuel und Bad Godesberg, im GA-Haus am Bottlerplatz, im Verlagshaus an der Justus-von-Liebig-Straße, in Siegburg am Markt 45 a, in Bad Honnef, Hauptstraße 38 d, und in Bad Neuenahr-Ahrweiler, Bossardstraße 1-3. Spenden einzahlen kann man auch auf das Konto der Sparkasse KölnBonn 4770, BLZ 370 501 98. Quittungen fürs Finanzamt werden ausgestellt.

Da die Banken die Daten beleglos und auf elektronischem Wege dem "Weihnachtslicht" übermitteln, benötigen wir zu Ausstellung der Spendenquittung im Feld "Verwendungszweck" die PLZ, Straße und Hausnummer. Sofern die Erwähnung in der Spendenliste nicht gewünscht ist, bitte auch "N.N." eintragen. Die Annahme von Sachspenden ist der Aktion "Weihnachtslicht" leider nicht möglich.

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