Mehr als Bonsai und grüner Tee

Die Deutsch-Japanische Gesellschaft vermittelt im Fan-Zentrum "G-Jamps" japanische Lebensart

1958, 1970, 1982, 1994, 2006 - alles klar, sagt der Fußballfan, das sind die Jahreszahlen der Weltmeisterschaften in Schweden, Mexiko, Spanien, in den USA und in Deutschland. Richtig, aber nicht nur, wird der Japan-Fan ergänzen. Es sind nämlich auch die Geburtsjahre der im Tierkreiszeichen Hund Geborenen.

Diese Menschen gelten als ehrlich, freundlich, verschwiegen und zuverlässig, schreibt Alexander Kast im Japan-Magazin (JM) 1/2006. Daneben können "Hundlinge" aber auch exzentrisch, eigensinnig und egoistisch sein. Was nun wieder auch auf manchen Dribbelkünstler zutreffen mag, der sein Heil allzu oft im Alleingang sucht und nicht im Pass auf den freistehenden Mitspieler.

Weil die japanische Nationalmannschaft sich Bonn als Hauptquartier ausgesucht hat, werden zur Fußball-WM mehrere tausend Fans in Bonn erwartet. "Im Moment ist halb Bonn in so einer Art Japan-Rausch", meint Dieter Born, JM-Verleger und Vorsitzender der Deutsch-Japanischen Gesellschaft (DJG) Bonn.

Der Verein möchte die sich durch die Fußball-WM bietenden Chancen nutzen und den Bonnern "ein bisschen Japan zum Anfassen" näher bringen. Im Rheinischen Landesmuseum, das während der WM zum japanischen Fan- und Pressezentrum "G-Jamps" wird, veranstaltet die DJG Bonn ein umfangreiches Kulturprogramm, das auch Nicht-Fußballfans begeistern soll.

Beispielsweise mit einer Taiko-Gruppe, die am 15. Juni ein japanisches Trommelfeuerwerk entfachen wird. Und ebenso fulminant soll es bei Ju-Jutsu- und Karate-Demonstrationen zugehen. Weitere geplante Aktionen: Wer möchte, kann sich in Kimono und Yukata kleiden und fotografieren lassen. Kinder und Jugendliche werden ihre Freude am Yugioh- oder Pokemon-Turnier haben.

Um Kampf und Ehre geht es am 11. Juni: Weil die japanische Fußballnationalmannschaft sich als "Samurai-Blue" bezeichnet, so Born, "hatten wir die Idee, hier ein Samurai-Heerlager aufschlagen zu lassen". Aber auch der Fußball soll zu seinem Recht kommen. Der Japanologe Prof. Wolfram Manzenreiter hält einen wissenschaftlichen Vortrag über den "Fußball in Japan".

Spätestens seit Anfang der 90er Jahre die "J-League" eingeführt wurde und deutsche Stars wie Pierre Littbarski, Guido Buchwald oder Michael Rummenigge dort arbeiteten, wächst die Popularität des Fußballs. Dennoch: "Den Stellenwert, den der Fußball bei uns hat, hat in Japan traditionell Baseball", berichtet Born.

Die Fußball-WM begreift der DJG-Vorsitzende als "Super-Chance" zur Völkerverständigung im Kleinen. Deshalb hatte die Deutsch-Japanische Gesellschaft bereits im Januar eine Umfrage unter ihren Mitgliedern gestartet, ob sie bereit wären, während der WM japanische Fans aufzunehmen. 100 Ja-Stimmen bei rund 360 Mitgliedern ist für Born eine sehr gute Bilanz. Zahlreiche - vor allem junge - japanische Fans werden also eine private Herberge haben.

Der Standort Bonn verfügt laut Born im Übrigen über eine recht große japanische Gemeinde, die leider aber zu wenig wahrgenommen werde: "Es gibt 335 offiziell gemeldete Japaner, die hier ständig wohnen und außerdem jede Menge Studenten an der Uni."

Welchen Reichtum japanische Kultur und Lebensart zu bieten haben, das will die DJG den Bonnern demonstrieren. Dabei soll es nicht nur um die Klassiker gehen, sondern auch um Trends der Moderne, betont Dieter Born. Denn: "Japan ist mehr als Bonsai, Ikebana und Teezeremonie." Auch 2006 ist schließlich mehr als "nur" ein WM-Jahr.sas

Weitere Informationen zur Deutsch-Japanischen Gesellschaft Bonn und dem WM-Kulturprogramm unter www.djg-bonn.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort