Lokführerstreik bei der Deutschen Bahn Marketing zur falschen Zeit

BONN · Der Eindruck drängt sich leider auf: Die Deutsche Bahn und der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, machen derzeit gemeinsame Sache. Offenbar arbeiten sie Hand in Hand mit vollem Einsatz daran, Bahnkunden zu vergraulen.

Lokführerstreik bei der Deutschen Bahn: Marketing zur falschen Zeit
Foto: dpa-Zentralbild

Zuerst kündigt die GDL einen sechstägigen Rekordstreik an, der bis Sonntag Millionen Pendlern und Reisenden das Leben schwer macht. Jetzt setzt die Bahn noch eins oben drauf: Pünktlich zum ersten Streiktag verschickt sie Infopost an ehemalige Bahnkunden. Der Inhalt: ein Angebot, die Bahncard 25 kostenlos zu testen.

Nicht ganz einfach, wenn keine Züge fahren. Aber wer den Schaden hat, braucht bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen. Jeder Reisende, der morgens dieses zwischen Marketingabteilung und Gewerkschaft terminlich perfekt abgestimmte Schreiben in Händen hielt, dachte doch nur eins: Dieses Unternehmen will mich auf den Arm nehmen oder in den Wahnsinn treiben. Wer tut sich denn in diesen Tagen oder in naher Zukunft freiwillig noch mehr (nicht stattfindende) Bahnfahrten an?

Gestern fuhren im Fernverkehr etwa ein Drittel der Züge, im Regionalverkehr immerhin zwei Drittel. Dass die Ersatzfahrpläne "stabil" laufen, tröstet wenig. Es herrscht Eiszeit zwischen der Bahn und den Reisenden.

Apropos Eiszeit: Die Infopost der Bahn wirbt damit, dass der Kunde mit dem Angebot so viel Geld spart, das er sich 62 Bällchen Eis kaufen kann. Es ist reine Spekulation, aber: Ein Gutschein für Eis wäre den meisten Kunden wohl lieber gewesen.

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