Abitur-Klausur in Bonn Lehrer schrieb Chemie-Formel an die Tafel
BONN · Schon wieder gibt es Diskussionen um das nordrhein-westfälische Zentralabitur. Diesmal geht es um die Leistungskurs-Klausur im Fach Chemie vom Freitag.
Eine Schülerin eines Bonner Gymnasiums berichtete dem General-Anzeiger davon, dass ein Lehrer zwei Stunden nach Beginn der Klausur den Schülern erklärt hatte, er hätte gerade seine Mails gecheckt und darunter sei eine Mitteilung des Schulministeriums gewesen, nach der Lehrkräfte Schülern bei Bedarf eine bestimmte Strukturformel, nach der in Aufgabe zwei gefragt war, angeben dürften - wenn die Schüler nicht ohnehin schon auf diese Formel gekommen wären. Ziel sei, so der Lehrer, dass die Schüler dann auch jene Aufgaben drei und vier lösen könnten, die auf dieser Strukturformel basierten.
Der Lehrer habe dann die Formel an die Tafel geschrieben, so die Schülerin, die darauf hinwies, dass sie zuvor bereits mindestens 30 Minuten gerätselt habe, um auf diese Formel zu kommen. "Dabei war die Zeit ohnehin schon so knapp." Wenn sie gewusst hätte, dass die Lehrer so viel helfen durften, hätte sie sich wahrscheinlich die Formel nicht selbst erarbeitet. Jetzt bekomme sie wahrscheinlich nicht mal einen Punkt für die Herleitung der Formel.
Eine Sprecherin des NRW-Schulministeriums bestätigte, dass es eine solche Mail gab. Die sei aber nicht erst am Freitagmorgen, sondern schon am Mittwoch um 20 Uhr an die Schulen gegangen. Außerdem seien die Lehrer angewiesen, vor Beginn der Klausuren den Server zu öffnen, sprich zu schauen, ob aktuelle Mails gekommen seien.
[kein Linktext vorhanden]Es sei aber keineswegs Sinn der Sache gewesen, die Strukturformel an die Tafel zu schreiben. Wem sich die Formel nicht direkt erschlossen hätte, wer also bei der Erarbeitung der Formel Probleme gehabt hätte, dem hätte der Lehrer individuell einen Hinweis geben können, so die Sprecherin. Das wäre dann protokolliert worden, also quasi mit Abstrichen versehen worden. Schüler, die die Formel selbst hergeleitet hätten, für die sollte die Aufgabe normal bewertet werden. Ihnen sollte so kein Nachteil entstehen, so die Sprecherin.
In diesem Jahr beackern in NRW erstmals zwei Jahrgänge Abitur-Aufgaben. 121.000 Schüler bemühen sich um das Reifezeugnis.
