Kultur - Eklat

Wilhelm Furtwängler tritt aus Protest zurück

Der Publizist Fred K. Prieberg hat einmal geschrieben, daß es dem Dirigenten Wilhelm Furtwängler gelungen sei, "durch jeden Händedruck, den er mit Hitler Goebbels oder Göring austauschte, einen Juden zu retten". Sein Einsatz für Juden war den Nazis zwar immer ein Ärgernis, aber zum frühen Eklat kam es wegen eines deutschen Komponisten: Paul Hindemith.

Der hatte sich zu jener Zeit längst vom Enfant terrible zum hoffähigen Komponisten gewandelt. Furtwängler konnte also gar nicht ahnen, daß er Hitlers Unmut provozieren würde, als er in seiner Funktion als Leiter der Berliner Staatsoper Unter den Linden die Oper "Mathis der Maler" in das Programm für die Saison 1933/34 aufnahm. Zumal es sich um einen urdeutschen Stoff handelte. Auf Anweisung des "Führers" mußte das Werk jedoch wieder vom Spielplan gestrichen werden. Der Grund dafür war auf groteske Weise banal: 1929 hatte Hitler die Hindemith-Oper "Neues vom Tage" gesehen und sich über eine Szene entrüstet, in der die Protagonistin in der Badewanne sitzend eine Arie über die Vorzüge der Warmwasserversorgung singt.

In dem Artikel "Der Fall Hindemith", der am 25. November 1934 in der "Deutschen Allgemeinen Zeitung" erschien, versuchte Furtwängler vergeblich, die NS-Führer von der Bedeutung des Komponisten für ihr Land überzeugen; am 4. Dezember legte er sämtliche Ämter nieder, darunter auch die Chefposition bei den Berliner Philharmonikern. Am 28. Februar des folgenden Jahres kam es zu einem versöhnenden Gespräch mit Goebbels, der vakante Posten an der Staatsoper war freilich bereits mit Clemens Krauß besetzt.

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