Schlosskonzerte in Sinzig "Klimpere nie!" als antikreativer Imperativ

SINZIG · Mit einem biografischen Klavierkonzert hat die neue Saison der Sinziger Schlosskonzerte begonnen. Pianist Thomas Rhode präsentierte Anekdoten aus seinem Leben und die passenden Klavierstücke dazu - größtenteils vom Interpreten neu arrangiert.

 Ein autobiografisches Konzert bot Thomas Rohde zum Start der neuen Saison der Sinziger Schlosskonzerte.

Ein autobiografisches Konzert bot Thomas Rohde zum Start der neuen Saison der Sinziger Schlosskonzerte.

Foto: Martin Gausmann

Ein abwechslungsreicher Abend führte das Publikum über die Klippen des Barock, über den Swing eines Duke Ellington bis hin zu den neusten Popstücken. Wenn der kleine Thomas einmal in der Woche zu Fräulein Hermann nach München zum Klavierunterricht musste, dann gab sie ihm zwei Dinge mit auf den Weg.

Erstens eine Komposition namens "Kartoffelsupp", die auch das Publikum schnell beherrschte und zweitens die oberste Regel für das Klavierspielen: "Klimpere nie!". Zum Glück hält sich Musikschullehrer Rohde schon lange nicht mehr an diese Maxime, die das Kreative mit aller Gewalt abtöten will.

Mit einem unterschwelligen "Klimpere doch!" ließ er bei seinen Stücken keine Komposition gänzlich unversehrt. Da wurde Jethro Tulls "Locomotive Breath" zu einem ruhigen Liedchen und "Satisfaction" von den Rolling Stones ein Jazzstück à la Duke Ellington. Eine Verbeugung, die schon die Stones selbst in den 1970er Jahren bei ihren Konzerten vollzogen, die immer mit Ellingtons "Take the A-Train" begannen, das ebenfalls im Schloss erklang.

Die Besucher erlebten Arrangements, die besonders die leisen Töne hervorhoben. Manchmal fehlte den Stücken zwar der rechte Schwung, aber meist verfehlten sie ihre Wirkung dennoch nicht. "Sehr schön!" raunte es dann durch die Reihen.

Während der junge Rhode sich mit Blick auf die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule mit den Schwierigkeiten der Fantasie c-Moll von Johann Sebastian Bach rumquälte, ließ er keine Party aus und lernte dort die Musik seine großen Pop-Idole kennen. Für das Publikum spielte er die Klassiker "Uptown Girl" und "Piano Man" von Billy Joel und erinnerte sich mit "The Boxer" von Simon and Garfunkel an seine erste eigene Schallplatte. Mit der Frage "Ist Schlager böse?" ließ er an diesem Abend der Ab- und Umwege auch diese Sparte der Musik nicht aus dem Blick. Eigenkompositionen rundeten diesen Abend ab, der mit reichlich Applaus endete.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort