Jeder Mensch ist ein Geschenk Karneval ist Inklusion

Ein leuchtend grün verpacktes Präsent und eine dicke blaue Schleife auf dem Bauch: „Jeder Mensch ist ein Geschenk“, sagt Katrin Lankers von der Lebenshilfe Bonn und präsentiert die individuell geschneiderten Kostüme, die in den letzten Wochen in mühevoller Handarbeit entstanden sind. „Und genau das wollen wir mit unserer Verkleidung deutlich machen und allen zeigen.“

 Thuy Ly Voung und Elke Klingenberg (v.l.) basteln Kostüme für rund 130 Personen, die mit der Bonner Lebenshilfe im Rosenmontagszug mitgehen werden.

Thuy Ly Voung und Elke Klingenberg (v.l.) basteln Kostüme für rund 130 Personen, die mit der Bonner Lebenshilfe im Rosenmontagszug mitgehen werden.

Foto: Lebenshilfe

Erstmals werden in diesem Jahr rund 130 Menschen mit Behinderung, ihre Angehörigen sowie Mitarbeiter der Lebenshilfe beim Rosenmontagszug durch die Bonner Innenstadt ziehen. „Wir sind schon ganz aufgeregt und freuen uns riesig auf den Tag“, ergänzt Susanne Land. Seit einem Jahr laufen die Vorbereitungen für dieses besondere Event. Zwar haben in der Vergangenheit bereits mehrmals kleine Gruppen aus verschiedenen Wohneinrichtungen an Stadtteilumzügen teilgenommen, diesmal ist die Lebenshilfe jedoch erstmals als große Fußgruppe beim Bonner Rosenmontagszug dabei.

Und das ist eine aufregende Angelegenheit – nicht nur für die Teilnehmer, auch für die Organisatoren im Hintergrund. „Wir sind Neulinge und sehr dankbar, dass wir vom Festausschuss Bonner Karneval so viel Hilfe bekommen haben“, betont Katrin Lankers. So wurden der Lebenshilfe einige Besonderheiten gestattet, die sonst nicht jedem eingeräumt werden. „Wir sind darauf angewiesen, dass wir mehr Begleitfahrzeuge haben, damit sich diejenigen von uns, die nicht so lange laufen können, für ein paar Minuten ausruhen können. Egal welche Fragen wir hatten oder welche Probleme auftraten, der Festausschuss ist uns immer mit großer Offenheit begegnet“, lobt sie.

Eine Aufgeschlossenheit, die Christoph Ellerich, Manager für den Bereich Wohnen der Lebenshilfe, in der Vergangenheit mehrfach in der jecken Jahreszeit beobachtet hat. „Wann immer wir mit einer Gruppe in ein Festzelt gekommen sind, wir wurden sofort ins Geschehen einbezogen“, lobt er. „Karneval ist die inklusivste Veranstaltung, die es gibt. Hemmschwellen verschwinden und es bilden sich neue Berührungspunkte über alle gesellschaftlichen Schichten.“

Zwar werden nicht alle, die von der Lebenshilfe betreut werden, mit marschieren können. Diejenigen, für die eine Teilnahme zu anstrengend ist, werden gemeinsam mit ihren Betreuern den Bonner Rosenmontagszug vom Straßenrand aus verfolgen und ihre Bekannten und Freunde kräftig anfeuern.

Thuy Ly Voung freut sich schon seit Wochen auf Rosenmontag. „Für mich ist das Werfen der Kamelle das Schönste“, stahlt sie. „Ich wollte schon immer mal selbst mitgehen und nicht nur Zuschauerin sein.“

Zwar hat die Lebenshilfe bereits einen Grundstock an Wurfmaterial erhalten, aber „wir würden uns über weitere Spenden freuen“, hofft Susanne Land auf Unterstützung. „Unsere Teilnehmer werden sicher mit vollen Händen Kamelle werfen. Da brauchen wir viel Nachschub.“

Die Teilnahme am Rosenmontagszug ist der Auftakt zum 60. Geburtstag der Lebenshilfe. Darauf nimmt auch der Mottowagen Bezug, eine überdimensionale Torte. Höhepunkt des Jubiläums wird ein großes Sommer- und Familienfest am 31. August auf dem Münsterplatz sein. „Wir sind eben mittendrin – in Bonn und in der Gesellschaft“, erklärt Land.⋌img

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