Friseur-Weltmeister aus Sinzig Julian Wagner siegt in der Kategorie "Fashion Long Hair"

SINZIG · Salopp gesagt: Julian Wagner aus Sinzig hat Haare auf seiner Genetik. Schon Opa Josef und Oma Elly waren Friseure, sein Vater Manfred betreibt in Sinzig einen Herrensalon, Mutter Petra und Schwester Katja stehen gemeinsam mit Julian im Sinziger Haaratelier an der Mühlenbachstraße.

 So sehen Weltmeister aus: Das deutsche Team mit Sandra Walter (von links), Maria Reschke und Julian Wagner holt bei der Friseur-WM in Frankfurt den Titel in der Kategorie "Fashion Long Hair".

So sehen Weltmeister aus: Das deutsche Team mit Sandra Walter (von links), Maria Reschke und Julian Wagner holt bei der Friseur-WM in Frankfurt den Titel in der Kategorie "Fashion Long Hair".

Foto: dpa

Klar, dass er schon als kleiner Junge nur diesen einen Traum hatte: Friseur werden, Wettbewerbe bestreiten, Weltmeistertitel holen. Gestern war der Jubel im Familien-Salon weit zu hören, denn der 23-jährige Spross aus der Wagner-Friseur-"Dynastie" kehrte mit genau diesem Titel nebst Goldmedaille und Pokal vom zweitägigen Turnier in Frankfurt/Main heim.

Mehr als 1000 Teilnehmer aus 50 Ländern hatten sich in 38 Kategorien der Einzel- und Teamwertung gestellt. In der Klasse "Fashion Long Hair" holte sich Wagner mit seinen Mitstreiterinnen Maria Reschke aus Augsburg und Sandra Walter aus Schwarzach (Bayern) den Titel.

Vor Glück strahlend kann er jetzt seinen Traum leben, "auch wenn ich noch nicht in der Realität angekommen bin". Familie und Freunde bereiteten ihm gestern im Geschäft einen Riesenempfang mit Deutschland-Ballons, Fahne und Wimpeln. "We are the champions" von Queen tönte aus den Boxen, als er in die Menge eintauchte und jeden herzlich umarmte. Tränen bei Oma Marianne Deutsch, die am Montag mit im Publikum saß, flossen kaum weniger als Sekt.

Und auch Schwester Katja und die Eltern mussten ihren Goldjungen erst mal so richtig herzen. Um für die Bundesrepublik ins Rennen gehen zu können, hatte die 37-köpfige Nationalmannschaft in Koblenz und Weinheim hart trainiert. Handwerkliche Spitzenleistungen auf Abruf, sekundengenaues Arbeiten unter höchster Anspannung - das gehörte in den vergangenen 18 Monaten an jedem Wochenende zum Trainingsprogramm dazu.

Die Team-Kolleginnen Maria Reschke und Sandra Walter mussten exakt die selben Frisuren gestalten, so dass am Ende Frisuren-Drillinge auf der Bühne standen. "Jedes, aber auch wirklich jedes Haar muss am Ende sitzen. Ich habe die beiden Frisuren jeweils 100 Mal an meinem Modell geübt", so Wagner. Für die Chance und die Geduld bedankte er sich bei seinem Modell Fee Staroske, die zugleich Freundin seines Cousins ist.

Auch sie opferte ihre Freizeit und fuhr jedes Wochenende mit. Sie war es, die ihm auf der Bühne in die Augen schaute und sagte: "Wir trainieren nur." Schon waren seine zittrigen Hände ruhig, in sieben Minuten schuf er eine Lockenpracht, in 15 Minuten eine Hochsteckfrisur.

Was vor den Augen der internationalen Jury entstand, hat jedoch nichts mit einer tragbaren Alltagsfrisur gemein, sondern mit Kunst. Mit seiner Königsdisziplin, der Hochsteckfrisur, hatte er schon beim America Cup in Buenos Aires 2013 überzeugt und bei seinem ersten internationalen Wettkampf den vierten Platz errungen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort