Jeder verfolgt eigene Interessen

Zur Abhöraffäre und zum Leitartikel "Falsche Freunde" von Alexander Marinos, erschienen am 29. Oktober

Absolut falsche Töne hat Herr Marinos dort angeschlagen. Natürlich sind Spanier, Italiener und Griechen unsere Freunde - und auch die Amerikaner und Briten, auch wenn sie sich manchmal daneben- benehmen mögen. Ohne diese Freunde - allen voran Franzosen und Amerikaner - hätte es den Aufstieg Deutschlands und die Wiedervereinigung schwerlich gegeben.

Es ist einfach falsch, wenn Marinos meint, Freudschaft als Begriff habe nichts in der internationalen Politik zu suchen. Wie Individuen haben auch Völker eine persönliche Identität, Tradition, Temperament und kulturelle Eigenart. Und da gibt es, wie zwischen Individuen, auch Sympathie oder eben nicht. Deshalb muss Herrn Marinos entschieden widersprochen werden. Wir bleiben in der Mitte Europas auf unsere Freunde auch in Zukunft angewiesen. Oder soll es wieder "viel Feind, viel Ehr" heißen? Wohin das geführt hat, ist bekannt.

Gerhard Kunz, Bad Honnef

Die Aufregung im offiziellen Deutschland über das Ausspähen von Daten durch die amerikanische NSA ist sehr naiv. Jeder verantwortungsbewusste Staat schützt sich und seine Bürger - auch Repräsentanten - vor Angriffen und trifft Vorsorge; durch Polizei, Streitkräfte, Nachrichtendienste, Spionageabwehr, Katastrophen- und Zivilschutz.

Dabei muss alles, was rechtlich und technisch möglich ist, auch eingesetzt werden; dazu gehört auch das stete Bemühen, durch Forschung und Entwicklung neuer Methoden und Techniken überlegener zu werden. Dass das Handy unserer Bundeskanzlerin durch die NSA abgehört werden konnte, ist für mich ein Beleg für die Unfähigkeit der deutschen Seite, dies nicht verhindert zu haben.

Ob die dafür zuständigen Dienststellen versagt haben oder ob die Politik die Leistungsfähigkeiten der Dienste durch unzureichende Personal- und Finanzzuweisungen eingeschränkt hat, sollte ein Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages klären. Vielleicht könnte Mr. Snowden wertvolle Tipps geben.

Bernd Henkel, Bonn

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