Lage "katastrophal" Helfer bitten dringend um Spenden für Aleppo

Berlin/Aleppo · Die Not der Flüchtlinge aus Ost-Aleppo ist immens. Sie schlafen in stillgelegten Fabrikhallen und provisorischen Unterkünften. Und es fehlt an allem.

Auch nach dem Transport der ersten Verwundeten und Zivilisten aus dem umkämpften syrischen Aleppo geben Helfer noch lange keine Entwarnung. Nach Angaben der Organisation Save the Children harren noch immer Tausende Kinder im völlig zerstörten Ostteil der Stadt aus.

Diese Mädchen und Jungen müssten sofort in Sicherheit gebracht werden. Viele von ihnen seien ohne Eltern, weil sie entweder von ihnen getrennt wurden oder die Eltern umkamen. Auch das Deutsche Rote Kreuz rief in einem eindringlichen Appell zum Schutz der Zivilbevölkerung in Aleppo auf.

"Kinder, Verletzte und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in Aleppo können nicht länger warten", mahnte die Geschäftsführerin von Save the Children International, Helle Thorning-Schmidt. Die Evakuierung aller in Ost-Aleppo verbliebenen Zivilisten müsse nun sicher und vollständig durchgeführt werden, forderte die frühere dänische Ministerpräsidentin.

Ein Mitarbeiter der Partner-Organisation Schafak, die sich im Ostteil der Stadt um Verwundete kümmert, habe erzählt, dass die schwer beschädigten Einrichtungen überfüllt seien von Frauen und Kindern. Viele Patienten hätten komplizierte Verletzungen, für deren Behandlung Ausrüstung und Medikamente fehlten. "Viele Kinder sind durch Bombensplitter verletzt, aber im Krankenhaus können wir auch nichts mehr für sie tun. Das medizinische Personal ist in dieser Situation völlig gelähmt." Die meisten Menschen würden sterben, weil die Ärzte sich nicht adäquat um sie kümmern könnten.

DRK-Präsident Rudolf Seiters sagte: "Es muss alles getan werden, um die Zivilbevölkerung in Aleppo zu schützen und den Menschen Sicherheit zu bieten." Die Situation in der Stadt sei katastrophal.

Allein in den vergangenen Tagen sind nach Angaben des Roten Kreuzes rund 50 000 Menschen vor den Kämpfen im Ostteil der Stadt nach West-Aleppo geflohen. Viele von ihnen kämen in eilig hergerichteten, notdürftigen Schlafstätten unter, etwa in leerstehenden Fabrikhallen. Vielfach seien diese Notunterkünfte extrem überfüllt, geschlafen werde oftmals auf dem Fußboden, der Zustrom von weiteren Schutzsuchenden sei groß. Das Rote Kreuz und der Rote Halbmond gäben täglich 6500 warme Mahlzeiten an Geflüchtete aus.

"Unsere Helfer leisten in Aleppo buchstäblich Überlebenshilfe", sagte Seiters. Viele Menschen seien am Ende ihrer Kräfte, sie hätten sich zum Teil tagelang ohne ausreichend Nahrung, ohne Strom und ohne Heizmöglichkeit versteckt gehalten. "Bitte helfen Sie uns, zu helfen. Die Not in Aleppo ist groß. Den Menschen fehlt es an allem, Nahrung und Medikamente werden dringend benötigt", appellierte Seiters.

"Der Horror geht immer weiter", sagte auch Alia Al-Dalli, Direktorin der SOS-Kinderdörfer im Nahen Osten. Die SOS-Nothilfeteams im Westteil von Aleppo versuchten, so vielen Familien und Kindern wie möglich zu helfen: "Wir versorgen sie mit Nahrung, Wasser, Babybrei und Medikamenten", sagt Al-Dalli. "Aber egal, wie viel wir auch verteilen, es reicht nicht, um alle Notleidenden zu erreichen."

Jeden Tag kämen mehr Flüchtlinge aus dem Ostteil der Stadt. "Diese Menschen sind ausgehungert und erschöpft, sie brauchen jetzt Hilfe, aber die Versorgungslage wird immer schlechter." Der bevorstehende Winter werde die Not dramatisch verschlimmern. In den kommenden Wochen habe die Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit allerhöchste Priorität.

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