Porträt Giuseppe Conte - Ein Unbekannter als Populisten-Chef

Rom · Die politische Bühne ist neu für ihn. Aber er war offenbar der einzig denkbare Kompromisskandidat. Der Jurist Giuseppe Conte soll Ministerpräsident einer populistischen Regierung in Italien werden.

 Italiens neue politische Führung: Giuseppe Conte (r.) und Luigi Di Maio, Parteivorsitzende der Fünf-Sterne-Bewegung.

Italiens neue politische Führung: Giuseppe Conte (r.) und Luigi Di Maio, Parteivorsitzende der Fünf-Sterne-Bewegung.

Foto: Alessandra Tarantino/AP

Giuseppe Conte ist auf den ersten Blick genau das Gegenteil von dem Chef, den man sich für eine Populisten-Regierung vorstellt. Zurückhaltendes Kamera-Lächeln, keine polemischen Äußerungen in der Öffentlichkeit.

Der Whatsapp-Account des 53-Jährigen, so schreiben es zumindest italienische Medien, trägt das Foto des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy inklusive Zitat: "Jede Errungenschaft beginnt mit der Entscheidung, es zu versuchen."

Conte studierte Jura in Rom, zuletzt lehrte er als Professor unter anderem Privatrecht an der Universität Florenz. Auf der politischen Bühne ist er ein unbekanntes Gesicht, er sitzt nicht einmal im Parlament. Geboren wurde er am 8. August 1964 in dem Dorf Volturara Appula in der süditalienischen Provinz Foggia. Er hat einen Sohn.

Nach wenigen Tagen im Scheinwerferlicht der Medien bekommt das Image des Universitäts-Professors Kratzer. Seinen Lebenslauf soll er geschönt haben. Darin nennt er Stationen wie New York und Wien, obwohl er in New York nur in der Bibliothek recherchierte und in der österreichischen Hauptstadt einen Sprachkurs besucht haben soll.

Dass Conte trotz tagelanger Spekulationen, er könnte Ministerpräsident der Koalition zwischen der Fünf-Sterne-Bewegung und der rechtspopulistischen Lega werden, nicht dem Druck der Medien nachgab und schwieg, werteten die italienischen Kommentatoren als "Understatement". "Schwer vorstellbar, zumindest bislang, dass er bei den Verhandlungen über das Defizit in Brüssel seine Füße auf den Tisch legt oder mit Frau Merkel über die Bankenunion streitet", schreibt die Wirtschaftszeitung "Il Sole 24".

Seine Studenten sagen über ihren Professor, er könne wahnsinnig gut erklären, wie "La Stampa" schreibt. Conte will in der öffentlichen Verwaltung aufräumen und gilt als Experte im Management von krisengeschüttelten Unternehmen. Hat er früher nach eigener Aussage links gewählt, kam vor vier Jahren der erste Kontakt mit der Fünf-Sterne-Protestbewegung zustande. Er bezeichnete die Partei von Luigi Di Maio als "wunderbares, unglaubliches, politisches Labor" und war bereits vor der Wahl als Minister für Öffentliche Verwaltung und Bürokratieabbau für das Schattenkabinett der Sterne vorgesehen.

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