Trotz Zinsflaute Geldvermögen der Deutschen kratzt an Sechs-Billionen-Marke

Frankfurt/Main · Die Deutschen werden immer vermögender - zumindest in der Summe. Aktionäre profitieren von der guten Börsenentwicklung. Der Hauptgrund für die erneute Steigerung des Geldvermögens ist aber ein anderer.

 Euro-Banknoten.

Euro-Banknoten.

Foto: Daniel Reinhardt/Illustration

Die Deutschen haben trotz Zinsflaute so viel Geld auf der hohen Kante wie noch nie - und es wird stetig mehr. Das Geldvermögen der privaten Haushalte stieg zum Ende des zweiten Quartals 2018 auf den Rekordwert von 5977 Milliarden Euro.

Das waren nach Angaben der Deutschen Bundesbank vom Mittwoch gut 80 Milliarden Euro mehr als in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres.

Der Zuwachs erklärt sich zum einen damit, dass die Deutschen wie die Weltmeister sparen: Der Bankenverband BVR berichtete kürzlich von einem Anstieg der Sparquote auf 10,2 Prozent. Von 100 Euro Einkommen werden also 10 Euro gespart. Zum anderen profitieren Besitzer von Aktien oder Fonds von Bewertungsgewinnen an den Märkten.

Besonders beliebt bei hiesigen Sparern jedoch nach wie vor: Sie horten Bargeld oder parken es auf Giro- und Tagesgeldkonten. Und das, obwohl Banken und Sparkassen - wenn überhaupt - nur noch spärliche Zinsen bieten. Der Vorteil aus Sicht vieler Verbraucher: Sie können solche Bestände bei Bedarf rasch umschichten.

Gut 43 Milliarden Euro kamen bei diesem Posten der Bundesbank zufolge im zweiten Quartal per Saldo hinzu - mit Abstand der größte Zuwachs. Somit steckten Ende Juni 2371 Milliarden Euro in Bargeld und Bankeinlagen - das sind fast 40 Prozent des gesamten Geldvermögens der Privathaushalte in Europas größter Volkswirtschaft.

Fast ebenso hoch in der Beliebtheitsskala stehen Lebensversicherungen und andere Vorsorge fürs Alter. Hier erhöhten sich die Bestände zum Vorquartal um rund 18 Milliarden auf 2241 Milliarden Euro.

Insgesamt stellt die Bundesbank "eine anhaltende ausgeprägte Präferenz für liquide oder als risikoarm wahrgenommene Anlageformen" fest. Das Engagement in Aktien sei im zweiten Vierteljahr schwächer gewesen als in den Vorquartalen. Mit 629 Milliarden Euro blieben die Aktienbestände zum Vorquartal (624,5 Mrd Euro) fast unverändert. Dazu kommen gut 586 (Vorquartal: 572) Milliarden Euro in Investmentfonds.

Immerhin trauen sich wegen des Zinstiefs wieder mehr Privatanleger an die Börse: Die Zahl der Aktionäre in Deutschland stieg 2017 auf gut zehn Millionen. Das ist der höchste Stand seit zehn Jahren. Experten sind aber unsicher, ob das eine nachhaltige Trendwende ist.

Im Gegensatz zu Sparern profitieren Kreditnehmer von der Zinsflaute. Die privaten Haushalte nutzten die niedrigen Zinsen nach Angaben der Bundesbank auch im zweiten Quartal des laufenden Jahres, um sich günstig Kredite zu verschaffen - vor allem für den Wohnungsbau. Die gesamten Verbindlichkeiten der Privathaushalte stiegen um 0,8 Prozent auf 1755 Milliarden Euro. Abzüglich der Schulden erhöhte sich das Nettogeldvermögen der privaten Haushalte vom ersten auf das zweiten Quartal 2018 um knapp 66 Milliarden Euro auf 4222 Milliarden Euro.

Die Bundesbank berücksichtigt bei der Berechnung des Geldvermögens Bargeld, Bankeinlagen, Wertpapiere und Ansprüche an Versicherungen - nicht jedoch Immobilien. Wie das Vermögen verteilt ist, geht aus den Daten nicht hervor.

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