Faktencheck Geiselnahme in Köln: Was wir wissen - und was nicht

Köln · Die Ermittlungen zu der Geiselnahme im Kölner Hauptbahnhof gehen weiter. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob die Tat ein Terroranschlag war.

WAS WIR WISSEN

Die Tat: Am Montagmittag kippte ein Mann in einem Schnellrestaurant im Kölner Hauptbahnhof große Mengen Benzin über den Boden und zündete es an. Das Video einer Überwachungskamera zeigt danach nur noch einen grellen Feuerschein. Anschließend flüchtete der Täter aus der McDonald's-Filiale und nahm in einer gegenüberliegenden Apotheke eine Angestellte als Geisel. Als er sie mit Benzin übergoss, griff die Polizei ein und schoss ihn nieder.

Die Opfer: Eine 14 Jahre alte Kundin der McDonald's-Filiale erlitt durch das Feuer schwere Verbrennungen. Auf dem Video sieht man, dass sie das Hantieren des Täters im Gegensatz zu anderen Kunden nicht bemerkt. Eine andere Kundin wurde mit Verdacht auf Rauchvergiftung behandelt. Die Apothekenangestellte, die der Mann als Geisel nahm, erlitt einen Schock. Die Frauen waren nach Überzeugung der Polizei rein zufällige Opfer.

Der Täter: Er ist nach Polizei-Angaben ein 55 Jahre alter anerkannter Flüchtling aus Syrien, der 2015 nach Deutschland kam. Er lebte in einer Wohnung in einer Flüchtlingsunterkunft im Kölner Stadtteil Neuehrenfeld. Aufgrund psychischer Probleme konnte er nicht arbeiten. Seine Frau befindet sich in Syrien, Sohn und Bruder leben in Deutschland. Der Syrer ist für die Polizei kein Unbekannter: Er fiel 13 Mal auf, unter anderem wegen Ladendiebstahls und Betrugs, nicht aber als Islamist. Nach Zeugenaussagen war der Mann bei der Tat alkoholisiert.

Die Ermittlungen: Die Polizei hat bisher das Tatgeschehen rekonstruiert und den Täter identifiziert. Seine Motive kennt sie noch nicht.

WAS WIR NICHT WISSEN

Die Tat: Es ist bisher nicht wirklich klar, warum der Täter aus der McDonald's-Filiale in die Apotheke wechselte und seinen ursprünglichen Plan eines großen Brandanschlags nicht weiter verfolgte. Vielleicht war es die einsetzende Sprinkleranlage, die ihn dazu bewegte. Seine Gaskartuschen und weiteres Benzin ließ er in dem Restaurant zurück, versuchte sie jedoch später in Verhandlungen mit der Polizei zurückzubekommen.

Der Täter: Es ist unklar, ob der Täter als islamistischer Terrorist zu betrachten ist. Auf der Wand seiner Wohnung standen in arabischer Schrift Sätze, die sich auf den Islam beziehen, aber nach Einschätzung der Polizei nicht als islamistisch eingestuft werden können. Der Mann ist nie als Islamist aufgefallen, hat sogar einmal einen mutmaßlichen Islamisten der Polizei gemeldet. Auch sein Alter - 55 Jahre - wäre ungewöhnlich für einen islamistischen Terroristen.

Die Ermittlungen: Die Polizei weiß noch nicht, ob es sich bei der Tat um einen Terroranschlag handelte.

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