Dorfaktion in Rech Ganzes Weindorf trifft sich für ein Gruppenfoto

RECH · Merkwürdige Unruhe in Rech am Sonntagmorgen: Aus allen Richtungen streben Groß und Klein, Jung und Alt ein Ziel an – die Wiese an der Sankt-Nepomuk-Brücke. Dort soll ein Foto gemacht werden. Von allen Bewohnern des Weinorts.

Ein Foto mit der gesamten Dorfbewohnerschaft ist nicht leicht zu organisieren.

Ein Foto mit der gesamten Dorfbewohnerschaft ist nicht leicht zu organisieren.

Foto: Matin Gausmann

Auf der Wiese ist es schnell erstaunlich voll. Die Augen richten sich hoch zur Brücke, wo neben Sankt Nepomuk, dem steinernen Brückenheiligen, Axel Hausberg mit dem Megafon Regieanweisungen gibt: „Hinter der Fahne sehe ich euch nicht, vorne knubbelt es sich zu sehr.“

Die Idee zum Foto mit der gesamten Dorfgemeinschaft stammt aus der Dorfmoderation, die in dem Ort mit nicht ganz 600 Einwohnern gerade läuft. Bernd Wolff, Mitglied einer alten Recher Familie, hatte die Idee im Organisationsteam der Moderation vorgestellt, wo sie umgehend Anklang gefunden hatte. „Für mich war gleich klar, dass es ein Kracher wird“, erzählt Gerhard Schreier, der wie auch Angelika Görres mit zum harten Kern gehört.

Lob schallt derweil aus der Flüstertüte. „Das sieht schon viel besser aus, und keiner versteckt sich bitte hinter der Fahne“, sagt Hausberg. Und dann eine letzte Frage: „Sind wir komplett, hat jeder seine Verwandtschaft dabei?“

Weindorf Rech: Majestäten neben Bürgermeister

Eine Drohne schwebt über der Szenerie, Kinder, die in der ersten Reihe stehen, blicken ihr nach, statt zur Brücke hoch. Unten stehen die Weinmajestäten neben Bürgermeister Hans Dieter Kutscher. Beste Plätze haben ganz Kleine auf den Schultern ihrer Väter. „Das ist was Tolles, was Historisches“, so Niki Kozisek. Er hat seine kleine Nichte Emilia auf dem Buckel und zeigt ein altes Foto mit den Mitgliedern des Recher Winzer-Vereins aus den 20er Jahren. Sie sitzen und stehen steif aufgereiht vor dem Gebäude, alle in Schwarz. Das Bild vom Sonntag wird ganz anders, nämlich sehr lebendig sein. Wie viele Recher sich versammelt haben, weiß keiner so recht.

Seinen „uneingeschränkten Beifall“, gibt Alt-Bürgermeister Hans Kozisek der Initiative „Es ist eine tolle Idee und schweißt das Dorf ein bisschen zusammen“, glaubt er. Auch Zugezogene sehen die Sache positiv: „Es zeigt den guten Zusammenhalt“, sagt ein Recher Paar, das vor acht Jahren neu gekommen ist, sich aber noch nicht so ganz heimisch fühlt. „Das ist das Land, das der Herrgott geschaffen hat, die ganze Dorfgemeinschaft macht mit“, zeigt sich ein älterer Herr im Rollstuhl begeistert.

„Applaus für Rech, ihr habt das Klasse gemacht“, hallt es durchs Megafon. Aber jetzt sollen alle auf die Brücke für ein weiteres Foto.

Träge begibt sich der Menschenstrom nach oben. Die Recher drängen sich, Beine baumeln über die Brüstungsmauer neben dem steinernen Nepomuk. Der Junggesellenverein und die Feuerwehr tragen ihre Fahnen zum neuen Foto-Shooting. Ein Zug fährt vorbei, die Drohne schwirrt in der Luft, Kinder wuseln durch die Menge.

Das zweite Foto ist schließlich im Kasten, weiter geht’s mit dem großen Dorffest auf dem Platz vor der Schule, wo alle Vereine mit anpacken: Die Feuerwehr sorgt für deftige Verpflegung, die Damenriege für Kaffee und Kuchen, der Junggesellenverein für Getränke. Rech zeigt Zusammenhalt.

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