Langsam, aber gefährlich "Florence" und die Angst vor den Wassermassen

Myrtle Beach · "Florence" trifft auf North Carolina und wütet heftig. Straßen werden überflutet, Haushalte sind ohne Strom. Das öffentliche Leben steht vielerorts still - aber nicht überall.

 Ein Park in New Bern im US-Bundesstaat North Carolina steht nach einer Strumflut unter Wasser.

Ein Park in New Bern im US-Bundesstaat North Carolina steht nach einer Strumflut unter Wasser.

Foto: Gray Whitley/Sun Journal/AP

Palmen, die sich im Wind biegen. Schäumendes Meerwasser, das mit Wucht über den Strand heranrollt. Meterhohe Flutwellen, umgeknickte Bäume und peitschender Regen. Der Wirbelsturm "Florence" trifft auf North Carolina und schon seine Vorboten haben extreme Wetterbedingungen in die Region gebracht.

Als es hell wird am Freitagmorgen, stehen in mehreren Orten in dem Bundesstaat an der Südostküste der USA Straßen unter Wasser. In mehreren hunderttausend Haushalten ist der Strom weg, Häuser sind zerstört.

Um 7.15 Uhr trifft das Auge des Sturms nahe Wrightsville Beach auf Land, mit 150 Kilometern pro Stunde.

Zu den Orten, die mit am schlimmsten mit den Folgen des Sturms zu kämpfen haben, zählt die kleine Stadt New Bern nördlich von Wilmington. Dort tritt der Neuse River über die Ufer. Auf Videos ist zu sehen, wie sich das Wasser durch Straßen schiebt. Helfer retten am Morgen 200 Menschen aus ihren überfluteten Häusern, weitere 150 sitzen zunächst noch fest. Auch die Mitarbeiter des lokalen Senders WCTI TV müssen ihr Redaktionsgebäude verlassen, weil die Straßen drumherum überflutet sind.

Auf der Insel Buxton im Atlantik, die etwa 50 Kilometer vor dem Festland von North Carolina liegt, trotzt eine Radioreporterin dem Sturm und sendet weiter von ihrer Station aus. Mary Helen Goodloe-Murphy versorgt ihre Hörer mit Musik und informiert über die Wetterentwicklungen. "Die einzige Straße zum Festland steht unter Wasser, aber ich habe mich gut auf den Hurrikan vorbereitet", sagt Goodloe-Murphy der Deutschen-Presse-Agentur in einem Telefonat.

"Florence" sei an Buxton südlich vorbeigezogen. Der Wind sei heftig gewesen, lasse aber bereits nach. Dafür regne es stark. Die Radiostation von Radio Hatteras ist laut der Journalistin in einem sicheren Backsteingebäude. Angst habe sie daher keine. "Ich werde hier bleiben und weiter arbeiten."

Andernorts ist die Angst vor den Wassermassen, die noch kommen könnten, groß. Weil es so stark regnet und es meterhohe Flutwellen gibt. An der Küste von North und South Carolina münden mehrere Flüsse ins Meer, auch in Städten weiter im Landesinneren könnte es zu Überflutungen kommen.

"Florence" bewegt sich extrem langsam, das macht die Lage so gefährlich, auch wenn der Sturm selbst mittlerweile auf die Kategorie eins heruntergestuft wurde. Das Zentrum könnte sich mit starkem Wind und ergiebigen Regenfällen lange über der Küstenregion halten. Die Experten rechnen damit, dass sich die Wasserlast von "Florence" bis zu vier Tage lang auf das Land ergießt.

Auch in South Carolina sind die Ausläufer des Sturms am Freitagmorgen schon spürbar. In der bei Touristen beliebten Küstenstadt Myrtle Beach kommt es zu heftigen Windböen, Regen peitscht gegen Fenster.

Am Donnerstag trat um 19 Uhr eine Ausgangssperre in Kraft. Aber nicht jeder hält sich in der Nacht daran. Vor einem "Waffle House" im Nordwesten der Stadt parken mehrere Autos, die gelb-schwarze Leuchtreklame des Schnellrestaurants verspricht Hungrigen Zuflucht. Die Kette hat sich einen Namen damit gemacht, dass ihre Restaurants bei schweren Stürmen und Unwettern auch dann geöffnet bleiben, wenn andere längst geschlossen haben.

Auch hier ist es der einzige Laden weit und breit, der offen ist. Drinnen herrscht trotz des grellen Lichts der Neonlampen und der etwas trostlosen Einrichtung eine beruhigende Heimeligkeit. Eine Kellnerin spricht auch Fremde mit "Baby" an. Ihre Kollegin ruft die neuesten Bestellungen durch den Raum. Auf dem speckigen Grill braten fettige Kartoffelpuffer und Burger. Wie lange sie geöffnet bleiben wollen? Bis man kein Essen mehr habe.

Am Morgen sind nur wenige Autos auf den Straßen der Touristenstadt unterwegs. An einer Kreuzung schaukeln die Ampeln an ihren Kabeln bedrohlich hin und her. Palmen biegen sich im Wind, vereinzelt brechen Zweige ab. In einem Hotel im Nordwesten der Stadt harren ganze Familien aus, Kinder spielen auf den Fluren. Das Schlimmste ist noch nicht vorbei.

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