Feinarbeit für die Jagd

Büchsenmacher Theo Jung fertigt Gewehre nach individuellen Kundenwünschen

Ein Löwenkopf bei ihr, ein Hirsch bei ihm. Und jeweils ein halbes Herz - in feinster Handarbeit in Gold eingelegt. Nur wenn die beiden Gewehre aneinander gelegt werden, verschmelzen die Hälften zu einem Ganzen - zu einem Symbol der geteilten Leidenschaft.

Theo Jung ist die extravaganten Ideen seiner Kunden gewöhnt. Das ist sein Metier. Er fertigt exklusive und hochwertige Gewehre für Jäger weit über Deutschlands Grenzen hinaus. Ob für die Wildschwein-Hatz in heimischen Gefilden oder die Jagd auf Elefanten in der afrikanischen Savanne. Der Büchsenmacher-Meister stellt in monatelanger Handarbeit her, was das passionierte Jäger-Herz begehrt.

Überraschend klein ist seine Werkstatt im kleinen Örtchen Breidt (Lohmar), mitten im Naturpark Bergisches Land und mitten im Jagdgebiet. Eine Drehbank und eine Fräse aus den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stehen darin, einige Werkbänke und Waffenschränke. "Wir brauchen nicht viele Maschinen, weil wir die Waffen hauptsächlich in Handarbeit fertigen", sagt Jung. Seit 1978 führt er seine eigene Werkstatt.

Auf den Beruf gekommen ist er, als er seinen Vater in den Schützenverein begleitete. "Da wurde mein Interesse an Gewehren geweckt." Er machte seine Lehre beim Büchsenmacher Frank Kettner in Köln, arbeitete einige Zeit bei Eduard Kettner in seinem Beruf, machte 1975 seinen Meister. "Dann habe ich mich entschieden, mich auf die Herstellung von hochwertigen Jagdwaffen zu spezialisieren. Diese aufwendige, präzise Arbeit macht mir am meisten Spaß."

Sechs bis zwölf Monate dauert es, bis ein einziges Gewehr fertig gestellt ist. Die Kundschaft kommt aus ganz Europa, Russland, Amerika und Südamerika. Adel und Hochadel gehörten in den dreißig Jahren seiner Geschäftstätigkeit zu seiner Kundschaft. "Ich habe eine Waffe für einen russischen Präsidenten gebaut und mehrere Waffen für Benjamin de Rothschild", berichtet Jung. Wer bei ihm ein Gewehr bestellt, hat ganz besondere Vorstellungen und bespricht sie üblicherweise mit dem Meister persönlich. Dafür muss er oder sie in der Regel auch einen fünfstelligen Betrag für die neue Waffe zahlen.

"Mit dem Kunden zusammen machen wir einen Entwurf. Der Schaft wird genau passend für den Eigentümer gebaut." Damit beginnt auch die Arbeit an der Büchse. Jung, der einen weiteren Meister und einen Gesellen beschäftigt, verwendet für den Schaft ausschließlich Nussbaumwurzelholz von mindestens 400 Jahre alten Bäumen aus dem kurdischen Teil der Türkei. "Das Holz hat eine sehr schöne Maserung", erklärt er.

Ist der Schaft bearbeitet, werden die Metallteile, die zugeliefert werden, eingebaut. Dann folgt die Feinarbeit: In das Holz wird eine "Fischhaut", eine schuppige Gravur, geschnitzt, um den Schaft griffig zu machen. Bis zu 30 Mal wird das edle Holz geölt und poliert. Für die Gravuren in den Metallteilen werden die Waffen an einen Graveur weitergegeben. Jung: "Es hängt vom Kunden ab, was wir eingravieren. Das können Muster sein, Wappen, Monogramme oder Symbole."

Zuletzt wird das Gewehr eingeschossen und vom Beschussamt in Köln geprüft. Natürlich übernehmen die Meister selbst das Einschießen. "Das machen wir in einer Schießhalle. Wir sind aber auch selbst Jäger. Das müssen wir sein, sonst würden wir nicht akzeptiert." Jung selbst geht am liebsten auf Wildschwein-Jagd. Ein Ölbild in seiner Werkstatt zeugt von seiner Leidenschaft. Auch kleinere Geweihe hängen hinter seinem Schreibtisch.

Für seine Jagd-Freunde und andere Bekannte macht er auch Reparaturen an Jagdgewehren - im Zentrum seiner Arbeit soll aber die Fertigung stehen. "Wir könnten expandieren, weil wir so viele Anfragen haben, wir wollen es aber nicht", sagt Jung. Damit geht es ihm besser als vielen Kollegen in seiner Branche. "Das Interesse an der Jagd geht zurück, die Waffengesetze sind - unter anderem wegen der Vorfälle in Erfurt - verschärft worden. Dadurch verkaufen wir weniger", sagt Klaus Bernd Liedl, Obermeister der Büchsenmacher-Innung Nordrhein und Rheinland-Pfalz.

23 Mitglieder hat die Innung. "Viele machen nur noch Reparaturen, nur noch wenige Betriebe stellen Waffen in Handarbeit her. Einige Betriebe mussten schließen, weil sie keine Nachfolger gefunden haben. Das Risiko, ein solches Geschäft zu führen, ist vielen zu groß", erklärt Liedl. Jung hat sich seine Nische geschaffen. Er gibt sich zufrieden: "Ich habe alles realisieren können, was ich mir vorgenommen hatte."

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