Eine Frage der Verantwortung

Reaktion auf den Leserbrief "Verzicht auf den Verzicht" vom 5. Dezember

 Dem einen Inbegriff der Freiheit, für den anderen eine Belastung: Der Individualverkehr per Auto scheidet die Geister.

Dem einen Inbegriff der Freiheit, für den anderen eine Belastung: Der Individualverkehr per Auto scheidet die Geister.

Foto: dpa

Zum x-ten Mal hat jetzt der General-Anzeiger einem bekennenden Hedonisten die Möglichkeit geboten, sein immer wieder gleich lautendes, moralisch nicht unbedenkliches (!) Credo einem breiteren Publikum zuzumuten; man möchte ihm möglichst wenige jugendliche Leser wünschen.

Helge Hanns Homey, Bonn

Ich fasse den unter der Überschrift "Verzicht auf den Verzicht" abgedruckten Leserbrief so zusammen: Ich lasse mir meinen Spaß nicht nehmen, auch wenn die Welt darüber zugrunde geht.

Friedrich Gebhardt, Bonn

Man muss gar kein Ökomoralist sein, kein Grünen-Wähler, kein Priester, ja man muss noch nicht mal gläubig sein, um diese Haltung als abstoßend zu empfinden. Es reicht aus, ein fühlender Mensch zu sein, um zu erkennen, dass hier grundlegende Dinge fehlen: Mitmenschlichkeit und Verantwortungsbewusstsein.

Fakt ist, dass es Erfindungen wie "bequeme Autos, gut beheizte Wohnungen oder Flugreisen in die Sonne" nicht geben würde, hätte es nicht Visionäre gegeben, die der Allgemeinheit und damit ihren Mitmenschen etwas hinterlassen wollten. Das waren keine Menschen, die gesagt haben, es sei ihnen egal, was morgen und übermorgen hier los ist. Die großen Errungenschaften haben wir freiheitlich denkenden Menschen zu verdanken, die sich gedanklich über die Grenzen ihrer Zeit bewegen konnten. Zu dieser Gattung Mensch darf man "Nach mir die Sintflut"-Denker wohl nicht zählen.

Wenn man mit den Themen Ressourcenmanagement, Nachhaltigkeit oder Ökologie nichts anfangen kann, dann sei das mal dahingestellt. Wenn man allerdings den eigenen Genuss auf dem Rücken anderer Menschen und deren Lebensraum auslebt, dann ist das gegen alle Grundprinzipien, die es in jeder gesellschaftlichen Ordnung und in allen Ethiken der Menschheitsgeschichte jemals gab. Es erschreckt mich, dass sich jemand ganz offen hinstellt und sagt, es sei ihm egal, dass andere Menschen und ihre Lebensräume ausgebeutet werden, nur damit es ihm gut geht. Ein uralter Satz dazu: Die Freiheit des einen hört da auf, wo das Recht des anderen beginnt! Am Ende ihres Lebens stellen sich Menschen viele Fragen und ziehen Bilanz. "Ach, hätte ich mir doch mal ein größeres Auto gekauft" oder "Gut, dass ich auf den Autobahnen immer so schnell vorangekommen bin" oder "Ach, das war schon gut so, dass ich auf Kosten anderer gelebt habe" sind keine Sätze, die in einem Hospiz fallen. Ganz sicher.

Nadine Rosenfelder, Bonn

Schön, dass es ihm und seiner Familie so gut geht. Wenn man mit einem solchen Ego und einer derartigen Ignoranz durch seine Mitmenschen und seine Umwelt pflügt, bleibt zu hoffen, dass noch ein wenig Lebensraum für seine Kinder übrig bleibt. Es muss und wird ihn sehr wohl interessieren, was auf anderen Erdteilen passiert. Denn selten bis gar nicht lassen sich Auswirkungen durch Ländergrenzen aufhalten. Ich meine nicht, dass er auf das verzichten soll, was schön und bequem ist; tun wir auch nicht. Es gibt aber auch einen Mittelweg und nicht nur Schwarz und Weiß. Ganz offensichtlich fehlt ihm dafür aber das Gespür.

Wenn er also für seine Kinder auch so eine lebenswerte Welt möchte, wäre es schon angebracht, auch mal über die eigene Grundstücksgrenze hinauszudenken und sich vor Augen zu führen, wer und was dazu beigetragen hat, damit wir, und auch seine Familie, hier so leben können, wie wir es tun. Ich würde mir wünschen, dass seine Kinder mit mehr Weitblick und Sensibilität ihre Umwelt wahrnehmen. Denn diese "Nach mir die Sintflut"- Mentalität würde sonst auch deren Kinder betreffen.

Astrid Storz, Wachtberg

Ich möchte dem Autor zu der äußerst gelungenen Satire beglückwünschen, die er in seinem Leserbrief "Verzicht auf Verzicht" geliefert hat! Allerdings wäre es hilfreich gewesen, wenn er als Über- oder Unterschrift "Vorsicht Satire!" hinzugefügt hätte, denn möglicherweise könnten Leser auf den Gedanken kommen, er habe das ernst gemeint!

Hubertus Raabe, Bad Neuenahr

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