Hintergrund Ditib: einst wichtiger Dialog-Partner - heute in der Kritik

Köln · Die Ditib ist die größte Islam-Dachorganisation in Deutschland. Sie untersteht der Religionsbehörde Diyanet in Ankara, die alle Imame in die rund 900 Moscheegemeinden entsendet und bezahlt.

 Arbeiter bringen an der Zentralmoschee in Köln das Logo der Ditib an.

Arbeiter bringen an der Zentralmoschee in Köln das Logo der Ditib an.

Foto: Rolf Vennenbernd

Wegen ihrer großen Nähe zum türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ist der Bundesverband mit Sitz in Köln in die Kritik geraten. Die Ditib - Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion - war lange wichtiger Ansprechpartner der deutschen Politik auch in Fragen der Integration. Das hat sich aber in den vergangenen Jahren deutlich geändert.

Der Bund fördert keine Projekte in Ditib-Trägerschaft mehr. Die NRW-Landesregierung hat ihre Kooperation mit dem Bundesverband auf Eis gelegt. Ditib war unter Druck geraten, weil einige Imame im Auftrag der Regierung in Ankara Kritiker oder vermeintliche Gegner Erdogans bespitzelten. Zudem hatten Berichte für Unruhe gesorgt, nach denen in einigen Moscheegemeinden Kinder in Uniform und mit türkischen Fahnen Kriegsszenen nachspielen sollten. Das Bundesamt für Verfassungsschutz prüft nach Medienberichten eine Beobachtung der Ditib.

Experten zufolge hat der türkische Staat auf die Ditib über die Diyanet auf allen Ebenen direkten Zugriff. Erst seit dem Putschversuch in der Türkei vor zwei Jahren und dem rigiden Vorgehen Erdogans gegen Kritiker hat sich dieser Einfluss in der Wahrnehmung vieler Beobachter als Problem erwiesen. Die Ditib setze Erdogans Politik in Deutschland um, lautet der Vorwurf. Der Verband selbst bezeichnet sich als rein religiös. Freitagspredigten werden in der Regel auf Deutsch auf der Homepage veröffentlicht.

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