Anzeige Der Müller und sein Handwerk

Paul Dobelke, Müller der Horbacher Mühle in Neunkirchen-Seelscheid in der dritten Generation, hat der Beruf immer schon gereizt. Von klein auf habe er den vielseitigen Arbeitsalltag in der Mühle kennengelernt, sagt der 43-Jährige: die Mischung aus handwerklicher Arbeit und dem Kontakt mit Bäckern und Getreidelieferanten.

 In der Horbacher Mühle füllt Paul Dobelke spezielle Mehlmischungen ab. FOTO: NICOLAS OTTERSBACH

In der Horbacher Mühle füllt Paul Dobelke spezielle Mehlmischungen ab. FOTO: NICOLAS OTTERSBACH

Foto: Nicolas Ottersbach

Seine Ausbildung begann er mit 16 Jahren – natürlich im elterlichen Betrieb. In der Nähe gab es schlicht keine vergleichbare Mühle. Mit 19 stieg er dann als Geselle bei den Eltern ein. Und erlebte, wie er erzählt, in den 90er Jahren direkt eine größere Branchenkrise mit. Als die Backketten begannen, kleine Handwerksbäckereien zu verdrängen, habe das auch die Horbacher Mühle getroffen. „Wir verloren Kunden und wären fast mit insolvent gegangen“, sagt Dobelke. „Das waren schwere Zeiten, da habe auch ich ans Aufhören gedacht.“

Doch die Familie gab nicht auf – und suchte sich ein Alleinstellungsmerkmal: seltene Getreidesorten. Neben normalen Sorten wie Weizen oder Roggen werden seitdem in der Horbacher Mühle auch alte Sorten wie Dinkel, Einkorn und Emmer gemahlen. 16 Tonnen in 24 Stunden schafft die Mühle, sagt Dobelke – in Konkurrenz zu Großmühlen kann sie damit nicht treten. Diese schaffen teilweise mehr als das Doppelte, „deshalb ist die Spezialisierung so wichtig“. Das Mehl wird als fertige Mehlmischung verkauft, an Bäckereien und an Privatleute. Inzwischen ist der hauseigene Onlineshop fast so wichtig wie der Bäckereihandel. Darüber vertreibt die Familie ihr Mehl sogar bis ins Ausland. „Das sind oft Auswanderer, die deutsches Brot vermissen“, sagt Dobelke. Die Handabfüllung in kleinen Mengen sei zwar kompliziert, aber ertragreich.

In Nordrhein-Westfalen, sagt Dobelke, sei die Horbacher Mühle die einzige, die ein solches Angebot habe. Die Familie achtet darauf, dass ihr Mehl frei von Zusatzstoffen wie Backzusätzen ist. Zudem kommen die Getreide von regionalen Bauern, die nicht mit chemischer Schädlingsbekämpfung arbeiten. „Uns ist Nachhaltigkeit einfach wichtig.“

Der Alltag in der Mühle sieht so aus: Das Getreide wird gereinigt und vorbereitet, die Mischung für das Mehl wird zusammengestellt, dann wird es vermahlen, die Nachprodukte wie Kleie oder Körner werden weiterverarbeitet, zum Beispiel zu Tierfutter. Dann kommt das Mehl ins Silo oder in die Mischanlage – auch Brotmischungen werden hier hergestellt. Die Packungsgrößen reichen von 250 Gramm bis 25 Kilogramm.

Dazu kommt der laut Dobelke enge Kontakt mit den Landwirten und Bäckereien. Das sei abwechslungsreich und oft stressig, „macht aber glücklich“. Zwölf Mitarbeiter hat die Mühle, inklusive Vertrieb. Einer davon ist bis heute Paul Dobelkes Vater, 78 Jahre alt. „Das ist der beste Mann, den ich habe“, sagt der Sohn und lacht. Er blickt positiv in die Zukunft. „Solange Brot gegessen wird, haben wir eine Zukunft“, sagt der 43-Jährige, „und Brot ist beständig.“

Zudem seien regionale und gesunde Lebensmittel im Trend, dadurch seien auch kleine Mühlen überlebensfähig. Ob seine Kinder auch einmal in den Betrieb einsteigen, kann er aber noch nicht sagen. Sie sind erst ein und drei Jahre alt. „Mal sehen, ob sie das reizvoll finden“, sagt Dobelke, „ich schreibe ihnen nichts vor, würde mich aber natürlich freuen.“

Weitere Infos:
Horbacher Mühle
Oberhorbacher Straße 25
53819 Neunkirchen-Seelscheid
www.horbacher-muehle.de

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