Den Geschmack des Publikums getroffen

In der Unkeler Galerie Oltmanns sind die Werke der vier rheinischen Maler Bretz, Broel, Mense und Reifferscheid zu sehen - Viele Gemeinsamkeiten, aber auch zahlreiche Gegensätze

  Mit Künstlerblick:  Die Werke von vier Malern geben in Unkel-Scheuren Gelegenheit, Landschaften durch die Augen der kreativen Rheinländer zu sehen. Foto: Frank Homann

Mit Künstlerblick: Die Werke von vier Malern geben in Unkel-Scheuren Gelegenheit, Landschaften durch die Augen der kreativen Rheinländer zu sehen. Foto: Frank Homann

Unkel. "Wir müssen nur “Rheinländer„ ausstellen, dann ist das Haus voll", freute sich Galerist Teo Oltmanns. Mit den "Vier Malern vom Rhein" - Carlo Mense, Heinrich Reifferscheid, Julius Bretz und Georg Broel - hatte er den Geschmack des kunstinteressierten Publikums der Region voll getroffen.

Alles was in der Kunstszene Rang und Namen hat, drängte sich in den Räumen der Galerie und folgte zunächst aufmerksam der kurzen Einführung von Oltmanns und Peter Weinmann von der Heinrich Reifferscheid-Gesellschaft.

"Wenn man eine Ausstellung mit vier Künstlern plant, die ihren Lebensmittelpunkt in derselben Region hatten, so ist es unausweichlich, dass man vergleicht und Gemeinsamkeiten wie Gegensätze feststellt", sagte Oltmanns. Alle vier gehörten, zwischen 1870 und 1886 geboren, einer Generation an. Und alle vier hatten ein erfolgreiches Künstlerleben. "Sie haben sich gekannt, ohne dass sich daraus eine Verbundenheit oder gar Freundschaft ergeben hat", berichtete der Galerist.

Der 1886 in Rheine geborene Mense besitzt in dem Künstlerquartett den wohl größten Bekanntheitsgrad. Auch wenn Oltmanns damit keine Qualifizierung vornehmen wollte, so zeigen ihn etwa sein Blatt "Figurengruppe" (1914) für die Halbmonatszeitschrift für Kultur und Künste "Der Sturm", wie die "Aktgruppe" aus dem selben Jahr in ausgesprochener "Brücke"-Expressivität auf der Höhe der Zeit. "Fast gleichzeitig beeinflussen ihn der Kubismus und der Futurismus", berichtete Oltmanns.

"Nach dem Ersten Weltkrieg vollzieht Mense einen Wandel zur “Neuen Sachlichkeit„, gleichzeitig gewinnt die metaphysische Malerei aus Italien seine Aufmerksamkeit", erklärte Oltmanns. Zwar erhält der Künstler 1933 noch den Rompreis und ist damit wie Reifferscheid drei Jahre zuvor Gast in der Villa Massimo. Aber schon vier Jahre später werden seine Werke als entartet aus den Museen entfernt. Nach dem Krieg findet Mense, der 1965 in Königswinter starb, nicht mehr die Aufmerksamkeit der Kunstszene.

Ein vergleichbares Schicksal erlebte der 1870 in Wiesbaden geborene Autodidakt Bretz, der sich 1921 in Bad Honnef ansiedelte, wo er auch 1953 starb. In den 20er und 30er Jahren noch mit Kunstpreisen geehrt, verließ der Künstler wegen der Rassenverfolgung gegen seine Frau und Tochter Deutschland, nachdem er zuvor mit einem Ausstellungsverbot belegt worden war.

Sein "Dorf im Siebengebirge" oder die "Pappeln am Rhein" zeigen ihn als einen der letzten großen Vertreter der "Düsseldorfer Schule". Vor allem sein grafisches Werk machte den 1884 in Bad Honnef geborenen Broel bekannt.

"Er kann als Künstler aus Urgewalt charakterisiert werden", beschrieb Weinmann den Maler. Das wird in der Ausstellung durch seine Blätter zur "Waldsymphonie" ebenso klar belegt, wie durch "das Törchen in der Immunitätsmauer des Klosters Heisterbach".

Als einer "der feinsten deutschen Landschaftsradierer" wurde der 1872 geborene Reifferscheid im "Goldenen Buch der Kunst" 1910 beschrieben, während "Reclams Universum" 1922 den Enkel von Karl Simrock als "Maler der Stille" würdigte. In seinen Radierungen "Rheinbogen bei Linz" und "Schiffe auf dem Rhein" glauben Betrachter, den Fluss tatsächlich fließen zu sehen.

Die Arbeiten der vier Künstler sind noch bis Samstag, 2. April, dienstags bis samstags von 15 bis 18.30 Uhr in der Galerie Oltmanns in Unkel, Scheurener Straße 25, zu sehen.

(Kritik aus dem General-Anzeiger)

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