Gut zu wissen Demografie in Zahlen: Sieben Trends

Berlin · Großstädte boomen, und das schon länger. Die Flucht vom Land in die Stadt prägt den demografischen Wandel in Deutschland. Aber es gibt auch andere spannende Aspekte:

 Figuren von Menschen vor dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Berlin.

Figuren von Menschen vor dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Berlin.

Foto: Jens Kalaene

BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG: Deutsche Großstädte locken Menschen an. Die stärksten Bevölkerungsrückgänge zwischen 2000 und 2015 verzeichneten dagegen die mittelgroße Stadt Suhl (minus 22,1 Prozent) in Thüringen und der Kreis Oberspreewald-Lausitz in Brandenburg (-21,7). Dagegen konnten sich München (plus 20,5 Prozent), Potsdam (+19,6) und die kreisfreie Mittelstadt Landshut (Bayern/+17,8) über die höchsten Zuwächse freuen.

ALTER: Deutschlandweit sind 21 Prozent der Menschen älter als 65 Jahre, in Großstädten nur 19,8 Prozent. Doch es gibt auch hier Unterschiede: Nach einer Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung vom Herbst 2016 liegt das Medianalter, bei dem die Hälfte der Bevölkerung älter und die andere jünger ist, etwa in Heidelberg (Baden-Württemberg) bei 38,1 und in Chemnitz (Sachsen) bei 48,9 Jahren. Grundsätzlich gilt: Der Osten ist älter. Der Altersdurchschnitt in den ostdeutschen Bundesländern liegt - so das Statistische Bundesamt - jeweils bei mehr als 46 Jahren, bundesweit bei 44,3 Jahren.

GEBURTEN: In Deutschland kamen 2015 im Schnitt 1,5 Kinder je Frau auf die Welt - so viele wie seit 1982 nicht mehr. Am höchsten war der Wert in Sachsen (1,59), am niedrigsten im Saarland (1,38). Da junge Menschen nicht nur in Großstädte zuwandern, sondern teils auch bleiben, gibt es dort mittlerweile mehr Geburten als auf dem Land.

HOTEL MAMA: Sechs von zehn jungen Menschen zwischen 18 und 24 Jahren lebten 2015 noch bei ihren Eltern - vor allem in ländlichen Gebieten. In Gemeinden mit weniger als 10 000 Einwohnern hatten 78 Prozent noch ein Zimmer im elterlichen Haushalt, in Großstädten ab 500 000 Einwohnern lediglich 45 Prozent. Der Bundesschnitt blieb mit 62 Prozent im Vergleich zu den zehn Jahren zuvor nahezu unverändert.

BINNENWANDERUNG: Manche Regionen sind beliebter als andere - gerade das Berliner und Hamburger Umland zieht viele Menschen aus anderen Bundesländern an. Bei Umzügen innerhalb Deutschlands war 2015 unterm Strich Brandenburg mit 11 440 mehr Zu- als Fortzügen am attraktivsten, gefolgt von Schleswig-Holstein (+7093).

EINKOMMEN: Wer mehr verdienen will, muss oft in eine Stadt ziehen. In Wolfsburg lag das sogenannte Mediangehalt 2015 bei 4610 Euro brutto - das heißt, dass die eine Hälfte der sozialversicherungspflichtigen Vollzeit-Arbeitnehmer mehr, die andere Hälfte weniger erhielt. Damit war das Monatseinkommen in der niedersächsischen VW-Stadt am höchsten. Auch am Audi-Standort Ingolstadt (Bayern/4545 Euro), in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz/4491) und Erlangen (Bayern/4486) bekam man einen richtig guten Lohn. Das geringste Einkommen gab es im sächsischen Erzgebirgskreis (2036), in Vorpommern-Rügen (2057), im brandenburgischen Elbe-Elster-Kreis (2060) und im sächsischen Görlitz an der polnischen Grenze (2068). Bei Berechnungen des Medianwertes hatte ein Beschäftigter in diesen Gebieten einen halb so hohen Lohn wie die Menschen in den einkommensstärksten Städten.

MIETKOSTEN: Die Miete in den deutschen Großstädten steigt deutlich. Während in Berlin im ersten Halbjahr 2016 die Preise in Inseraten um 5,5 Prozent höher waren als ein Jahr zuvor, kletterten sie in München sogar um 7,6 Prozent. In Kleinstädten hingegen, die abseits der Ballungsräume liegen, drohen bei andauernder Abwanderung Preisrückgänge. Während etwa in Wunsiedel im bayerischen Fichtelgebirge der Quadratmeter durchschnittlich für 4,24 Euro Kaltmiete angeboten wurde, waren es in München 15,52 Euro.

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