Zukunft des Nürburgrings "Das ist der Eiffelturm des Motorsports"

Bonn · Der Chef des Ring-Eigentümers Capricorn, Robertino Wild, über den Abriss der Grünen Hölle und eine neue Hochschule. Wild (51) ist mit seinem Autoteile-Hersteller Capricorn seit vier Monaten Eigentümer des Nürburgrings.

Was verbinden Sie persönlich mit dem Nürburgring?
Robertino Wild: Der Nürburgring ist für mich der Eiffelturm des Motorsports und eine Kindheitserinnerung. Ich habe mit dem Ring als Fahrer, Teamchef und Mechaniker zu tun gehabt. Seit 2002 sind wir dort mit einem Testzentrum und seit 2006 mit der Composite-Fertigung ansässig. Anders als viele Rennstrecken hat der Nürburgring mehrere Geschäftsmodelle. Das ist etwas Exklusives.

Sie haben nicht nur den Nürburgring gekauft, sondern jetzt auch die gesamte Öffentlichkeit am Hals. Haben Sie das unterschätzt?
Wild: Wenn Sie wie ich bisher lieber unerkannt durchs Leben gegangen sind, dann ist das schon ein Wechselbad der Gefühle. Ich verstehe aber, dass es ein berechtigtes Interesse der Öffentlichkeit gibt, zu wissen, wie es weitergeht.

Sie haben für den Ring-Kauf sogar ihr Eigenheim in Düsseldorf verpfändet und eine selbstschuldnerische Bürgschaft abgegeben, haften also persönlich bis zum letzten Hemd. Warum gehen Sie dieses Risiko ein?
Wild: Weil ich daran glaube. Der Nürburgring hatte in den vergangenen Jahren viele negative Schlagzeilen produziert. Die persönlichen Bürgschaften waren der einzige Weg, zum Erfolg zu kommen. Sonst hätten Sie keinen Finanzier überzeugen können.

Zu den Gebäuden des "Freizeitparks": Wann kommen die Abrissbagger zum Eifeldorf Grüne Hölle?
Wild: Wir wollen Anfang 2015 mit dem Abbau beginnen, sofern wir die entsprechenden
Genehmigungen von den Behörden erhalten.

Was geschieht mit den Problemimmobilien wie Boulevard, Ring-Werk und Veranstaltungs-Arena?
Wild: Der Boulevard ist für mich kein Problem. Beim 24-Stunden-Rennen musste er sogar wegen des starken Andrangs beim Public Viewing für weitere Zuschauer geschlossen werden. Die Gesamtanlage ist allerdings bedenklich groß, und man muss sich alternative Verwendungen ausdenken. So wollen wir dort in Zukunft eine Hochschule unterbringen, in der Ingenieure für den Motorsportbereich ausgebildet werden. Der handwerkliche Teil der Ausbildung könnte im neuen Technologiepark erfolgen, der dort entstehen soll, wo sich jetzt das Gastrodorf befindet.

Der Zeitplan?
Wild: Wenn alles gut klappt, wollen wir mit der Hochschule im Sommer 2015 starten und im Wintersemester 2015/16 die ersten Studenten begrüßen.

Was passiert im Motorsport?
Wild: Besonders glücklich sind wir über die Rückkehr der Tourenwagen-Weltmeisterschaft WTCC auf die Nordschleife im Rahmen des 24-Stunden-Rennens. Wir werden zum Spätsommer kommenden Jahres zudem eine weitere internationale Meisterschaft bei uns begrüßen.

Formel 1: Gibt es einen neuen Verhandlungsstand?
Wild: Es gibt keinen neuen Stand. Sowohl Ecclestone als auch ich sind daran interessiert, die Formel 1 langfristig zum Nürburgring zu bringen. Wir wollen den Vertrag in den nächsten Monaten zustande bringen, darüber herrscht Einverständnis. Dies geschieht aber unter Berücksichtigung aller bestehenden Verbindlichkeiten, Stichwort Hockenheim.

Das bedeutet: Zwei Grand-Prix-Rennen in Deutschland, in Hockenheim und am Nürburgring?
Wild: Das hat es ja in der Vergangenheit schon einmal gegeben. Wobei es immer nur einen Deutschland-Grand-Prix geben kann, daneben dann einen Grand Prix von Europa. Aber da mische ich mich nicht ein.

Der bisherige Rock-am-Ring-Ausrichter Marek Lieberberg ist im Streit um die Namensrechte auf die Nase gefallen. Erfüllt Sie das mit Genugtuung?
Wild: Genugtuung würde ich nicht sagen. Wir wollten erreichen, dass die Namensrechte außerhalb des Nürburgrings nicht ohne unsere Zustimmung verwendet werden dürfen. Das ist uns gelungen. Rock am Ring gibt es nicht ohne uns.

Rock am Ring ist eine Marke mit 30-jähriger Tradition. Was macht Sie so sicher, im kommenden Jahr mit dem Nachfolge-Festival "Grüne Hölle" an den Erfolg anknüpfen zu können?
Wild: Es gibt zwei wichtige Gründe, warum man auf ein solches Festival geht. Erstens das Line Up, die Bands. Zweitens der Ort. Wir müssen den Fan davon überzeugen, dass wir ein gleichwertiges oder besseres Angebot haben. Zudem sollte das Profil der Veranstaltung überdacht werden, wieder hin zu einem wirklichen Rockfestival. Viele Fans waren der Meinung, dass es zu sehr "Pop am Ring" geworden ist.

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