Eröffnung Buchmesse für ein Europa der vielen Identitäten

Frankfurt/Main · Der Buchmesse geht es gut, dem Buch weniger. In Frankfurt sucht die Branche nach Ideen, um untreue Leser zurückzuerobern. Daneben gibt es noch ein anderes großes Ziel.

 Die Autorin Chimamanda Ngozi Adichie aus Nigeria auf der Frankfurter Buchmesse.

Die Autorin Chimamanda Ngozi Adichie aus Nigeria auf der Frankfurter Buchmesse.

Foto: Arne Dedert

EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hat zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse ein Europa "der vielen Identitäten" beschworen. Jeder könne zugleich Deutscher, Italiener und Europäer sein, sagte sie am Dienstag beim Eröffnungsfestakt. Niemand habe nur eine Identität: "Die Vielfalt ist Teil von uns."

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) appellierte an die Buchmesse, zu einem "Manifest der Freiheit" zu werden. Sie dürfe nicht nur ein Marktplatz sein, sondern müsse für Meinungs- und Lesefreiheit eintreten. Die weltweit größte Buchmesse hat im 70. Jahr ihres Bestehens die Menschenrechte in den Mittelpunkt gestellt. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wurde vor ebenfalls 70 Jahren verabschiedet.

Die Buchbranche will in Frankfurt nach Wegen suchen, um abgewanderte Leser zurückzugewinnen. Verlage und Buchhändler arbeiteten hart daran, "das Buch wieder stärker zu den Menschen zu bringen", sagte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Heinrich Riethmüller.

Trotz rückläufigen Umsatzes verspürt der Dachverband des deutschen Buchhandels eine Aufbruchstimmung. "Auch die Buch-Abwanderer schätzen das Buch und haben Sehnsucht danach", sagte Riethmüller. "Jedoch kommen sie im hektischen Alltag, gestresst durch Social Media und abgelenkt durch andere Unterhaltungsformate, weniger zum Lesen."

In den ersten neun Monaten des Jahres verzeichnete die deutsche Buchbranche ein Minus von 1,1 Prozent beim Umsatz. Bereits im vergangenen Jahr waren die Erlöse um 1,6 Prozent auf 9,13 Milliarden Euro zurückgegangen. Riethmüller zeigte sich aber optimistisch, dass der Handel durch ein starkes Herbst- und Weihnachtsgeschäft ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen könne.

Die nigerianisch-amerikanische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie warb für Vielfalt in der Literatur. "Wir brauchen eine große Bandbreite von Stimmen", sagte sie. "Nicht um politisch korrekt zu sein, sondern weil wir genau sein wollen." Literatur müsse nicht "nützlich" sein im Sinne eines Lehrbuchs. Aber sie müsse relevant sei und sie müsse bewegen - und das sei sehr wohl nützlich.

Ehrengast 2018 ist Georgien. Das Gastland hat sich in seinem Pavillon auf sein Alleinstellungsmerkmal besonnen - sein einzigartiges Alphabet. In einem Irrgärten aus Ornamenten und Piktogrammen schicken die Organisatoren die Besucher auf eine kulturelle Reise durch Geschichte und Gegenwart. Dabei erklingen kommen Sphärenklänge, in denen zeitgenössische Computermusik mit Volksweisen verschmelzen.

Georgiens Ministerpräsident Mamuka Bakhtadze sagte bei der Eröffnung, Europa habe Georgien am stärksten geprägt, auch wenn sein Land an der Schnittstelle zu Asien liege: "Darauf sind wir stolz." Georgien sei ein modernes Land mit großem kulturellem Erbe. Im Kampf um die Menschenrechte stehe Georgien an der Seite Europas.

Die Zahl der Aussteller in Frankfurt ist im Vergleich zum Vorjahr um fast drei Prozent gewachsen: 7500 Aussteller aus 110 Ländern seien dabei, sagte Buchmesse-Direktor Juergen Boos. Die weltgrößte Bücherschau dauert bis zum kommenden Sonntag. Im vergangenen Jahr kamen fast 300 000 Menschen zur Messe, darunter Hunderte von Autoren, allein 70 aus dem jetzigen Gastland Georgien.

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