Extremisten noch nicht besiegt Blutiger IS-Angriff auf syrische Stadt: Fast 200 Tote

Al-Suwaida · Die IS-Terrormiliz hat den größten Teil ihres Herrschaftsgebietes in Syrien verloren. Doch ein neuer Überfall auf die Stadt Al-Suwaida zeigt: Die Extremisten sind noch nicht besiegt.

 Straßenszene nach den Selbstmordanschlägen in der von der syrischen Regierung kontrollierten Stadt Al-Suwaida.

Straßenszene nach den Selbstmordanschlägen in der von der syrischen Regierung kontrollierten Stadt Al-Suwaida.

Foto: SANA/AP

Bei einem der blutigsten IS-Überraschungsangriffe im syrischen Bürgerkrieg sind fast 200 Menschen ums Leben gekommen.

Mindestens vier Selbstmordattentäter der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) sprengten sich dabei in der von der Regierung kontrollierten Stadt Al-Suwaida in die Luft, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte an diesem Mittwoch meldete. Mehr als 200 Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden. Der IS bekannte sich über sein Sprachrohr Amak im Internet zu dem Angriff.

Die Extremisten rückten den Menschenrechtlern zufolge in mehrere Orte nahe Al-Suwaida vor. Anhänger der Regierung und der IS hätten sich über Stunden heftige Gefechte geliefert. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, die Armee habe den Angriff zurückgeschlagen. Sie sprach von zahlreichen Toten und Verletzten, nannte aber keine Zahlen. Der Gouverneur Al-Suwaidas, Amir al-Ischi, sagte dem regierungstreuen Sender Al-Ichbaria, die Stadt sei "sicher und ruhig".

Unter den Todesopfern sind nach Angaben der Menschenrechtsbeobachter mindestens 62 Zivilisten und 94 regierungstreue Kämpfer. Auch 38 IS-Kämpfer seien getötet worden, darunter die Selbstmordattentäter.

Sana berichtete, ein Attentäter habe sich auf einem Markt in die Luft gesprengt. Sicherheitskräfte hätten zwei weitere Attentäter verfolgt und diese getötet, ehe sie ihre Sprengstoffgürtel gezündet hätten. Ein Anwohner sagte, unter den Menschen in Al-Suwaida herrsche Panik. Andere berichteten, Explosionen hätten das ganze Gebiet erschüttert.

Der Bürgerkrieg in Syrien hatte im Frühjahr 2011 mit Protesten gegen die Regierung begonnen. Die Armee und ihre Verbündeten nahmen in den vergangenen Wochen die jahrelang von Regierungsgegnern beherrschten Gebiete im Süden Syriens größtenteils wieder ein. Sie bekämpfen dort noch einen IS-Ableger, der das Jarmuk-Tal an der Grenze zu den von Israel besetzten Golanhöhen kontrolliert.

Der IS hat sein früheres Herrschaftsgebiet in Syrien fast vollständig verloren. Er ist aber noch in einigen Regionen aktiv, vor allem im Osten des Bürgerkriegslandes. In den vergangenen Monaten hat er immer wieder versucht, mit Überraschungsangriffen Orte einzunehmen. Beobachter warnen, die Extremisten seien noch lange nicht besiegt.

Regierungstreue syrische Medien berichteten, der neue IS-Angriff sei eine Fortsetzung des israelischen Versuchs, die Zerschlagung des IS im Süden Syriens zu behindern. Israels Raketenabwehr hatte am Dienstag in der Region einen syrischen Kampfjet abgeschossen. Der israelischen Armee zufolge war er in Israels Luftraum vorgedrungen. Sana meldete, der Jet habe einen Einsatz gegen den IS geflogen.

Nach IS-Angaben stürzte das Flugzeug über dem Jarmuk-Tal ab. Die Terrormiliz veröffentlichte am Mittwoch im Internet Bilder, die einen toten Piloten und das Wrack zeigen sollen. Die Echtheit der Aufnahmen ließ sich zunächst nicht überprüfen. Ein syrische Militärsprecher sagte der russischen Agentur Interfax, der Pilot habe auf den Schleudersitz verzichtet, um nicht in Gefangenschaft zu geraten.

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