Aus der Region - Ein ungeliebter Bau

Viel Ärger mit dem Altstadt-Center

Nee, wat wor dat schön, da wor de Metzger Schmitz un de Bäcker Weiler. . ." Ein Loblied in dieser Tonart stimmen alte Bad Godesberger an, wenn sie über das Knolleveedel reden. In tiefstes Moll wechseln sie allerdings, sobald das Gespräch aufs Altstadt-Center kommt. Der rote Backsteinbau riß eine Lücke quer durch die Altstadt-Gassen und schnitt ein Loch ins Herz manches überzeugten Godesbergers.

"Durch das Altstadt-Center wird die Anziehungskraft der ohnehin attraktiven Godesberger Innenstadt noch steigen", schreibt Oberbürgermeister Hans Daniels in seinem Grußwort zur Eröffnung Anfang Oktober 1980. Ein ganz anderes Etikett verleiht Helmut Gassmann dem 51 000 Quadratemeter großen Komplex wenige Jahre später: "Trutzburg des Glaubens an das ewige Wachstum" nennt er das Altstadt-Center in einem WDR-Film. Sein Fazit: "Die neue Burg will niemand stürmen, vergebens wartet sie auf Kundschaft." 1984 kann er sich bereits auf die ersten Erkenntnisse der Mieter der 24 Ladenlokale stützen. Und die sind wenig rosig: Diverse Geschäfte und das Gros der Parkplätze in der Tiefgarage stehen leer, nur der Supermarkt floriert, Wohnungen sind belegt.

Sogar Investor Heinz Barth droht knapp zehn Jahre nach Eröffnung des 85-Millionen-Mark-Baus mit einer Klage gegen die Stadt Bonn. An deren mangelnder Unterstützung liege es, daß die Gewerbeflächen insgesamt nur zu etwa 30 Prozent vermietet gewesen sei, argumentiert der Investor. Wie ein Dorn stechen ihm die verwaisten Busbuchten an der Burgstraße ins Auge. Wenn dort verschiedene Linien hielten, sei auch das Altstadt-Center mit Leben gefüllt, so sein Credo. Nicht die Stadt und ihre konservative Mehrheit, sondern den Zeitgeist machen Filmer Gassmann und Politiker der nachfolgenden Generation als Schuldigen für den ungeliebten Neubau aus, der nach dem Entwurf seines Architekten Gottfried Böhm noch höher werden sollte: Die Pläne für die Flächensanierung der Altstadt schmiedeten die Stadtväter in den 60er Jahren.

Eine Seilbahn vom Plateau oder eine gastronomische Zukunft als Klein-Schwabing - so lauten Konzepte der Vergangenheit, um das idyllisch unter der Burg gelegene Altstadt-Center in Schwung zu bringen. Der Eigentümer wechselt, viele Mieter sowieso. In jüngster Zeit setzen neue Geschäftsleute Seite an Seite mit einigen Unverzagten auf das Center.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort