Sinziger Schloss Antike Stempel in Sinzig unter der Lupe

SINZIG · Rudolf Menacher hat erneut eine Ausstellung für das Sinziger Heimatmuseum zusammengestellt: Es geht um römische Münzen und Keramik.

 Rudolf Menacher nahm römische Stempel unter die Lupe.

Rudolf Menacher nahm römische Stempel unter die Lupe.

Foto: Martin Gausmann

Ein Hortfund oder auch nur ein einziger Aureus, eine wertvolle römische Goldmünze, wären ein Knaller. Davon wird Sinzig weiterhin träumen müssen. Doch was es mit den 61 Münzen des Heimatmuseums im Schloss auf sich hat und wie der Terra Sigillata-Bestand zu interpretieren ist, darüber konnte Rudolf Menacher beredt Aufschluss geben.

Zum wiederholten Mal bestritt der pensionierte Pädagoge ein „Turmgespräch im Schloss“ des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und erarbeitete eine Museumsausstellung. Schlossbesucher erlebten Vortrag und Vernissage zu „Römische Stempelarbeit unter der Lupe“ am selben Abend, wodurch sich Wort, Bild und Objekt sinnfällig ergänzten.

Dass sich das Sinziger Museum zwecks gemeinsamer Präsenz und Austausch mit sechs römisch ausgerichteten Museen zusammenschloss, bot Anlass, den eigenen römischen Bestand näher zu betrachten, so Museumsleiterin Agnes Menacher. Dem Redner und Ausstellungsmacher Rudolf Menacher ging es indes nicht um sämtliche römischen Artefakte im Haus, sondern um Münzen und die feine Tischkeramik Terra Sigillata. Beide erhielten ihr Gepräge durch Stempel. Nach einer Technik der Griechen schlugen die Römer den Münzrohling per Hammer zwischen zwei Stempeln in Form. Die Keramik entstand unter Verwendung von mit Stempeln verzierten Formschüsseln.

Zu den 61 Münzen zählen neun Silbermünzen, vier aus Billon (Messing) und 47 Bronze- und Kupfermünzen. Ihre Herkunft ist ungewiss, bis auf einen Legionsdenar des Marcus Antonius für die Legion XXI Rapax, die von 70 bis 83 nach Christus in Bonn und danach in Mainz stationiert war. Bis ins dritte Jahrhundert blieben die Legionsdenare als Zahlungsmittel im Umlauf. Ein As des Tiberius mit den Buchstaben SC für Senatus Consulto, „auf Senatsbeschluss“, wies Menacher als zweitältestes Exemplar aus und erklärte: „Auf diese Münze bezieht sich die Zinsfrage in der Bibel.“

Während die Vorderseiten der Münzen seit Augustus meist den Kaiserkopf mit Lorbeer und in der Spätzeit mit Diadem zeigten, diente die Rückseite der Propaganda, wie ein Denar Trajans durch Trophäen illustrierte. Den Namen des Kaisers, seine Titel und Ämter nannte die Beschriftung.

Die meisten Sinziger Münzen entstammen der Blütezeit des 2. Jahrhunderts und dem 3. Jahrhundert, in dem schwere Germaneneinfälle den Rhein zum unsicheren Grenzraum machten. Zuvor hatte am Rheinufer bei Sinzig von 40 bis 69 nach Christus die V. Legion Alaudae eine Militärziegelei betrieben. Dort hergestellte Ziegel mit Legionsstempeln sind in der Ausstellung ebenso zu sehen wie Scherben der rot glänzenden Terra Sigillata-Ware und eine zusammengesetzte Schüssel der Sinziger Manufaktur. Die Töpfer kamen aus Trier, von wo sie 117 Punzen genannte Stempel mitbrachten. Das Verbreitungsgebiet der glatten und reliefverzierten Sinziger Ware lag rheinabwärts sowie in der Wetterau, wo das stattliche Vorkommen belegt, dass auch der teure Transportweg rheinaufwärts nicht gemieden wurde.

Die Ausstellung läuft bis Jahresende und ist donnerstags von 10 bis 12 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen.

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