Analyse: Enthüllungsplattform Wikileaks meldet sich zurück

Berlin · Mit der Veröffentlichung von Informationen über Spionage der USA gegen Frankreich mischt Wikileaks wieder die internationale Politik auf. Dabei war die Enthüllungsplattform in den vergangenen Jahren praktisch aus dem Scheinwerferlicht verschwunden.

 Seit Julian Assange in London festsitzt, war es um Wikileaks still geworden. Foto: Sandro Campardo

Seit Julian Assange in London festsitzt, war es um Wikileaks still geworden. Foto: Sandro Campardo

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Wie gelähmt wirkte Wikileaks, seit ihr streitbarer Anführer Julian Assange in London festsitzt. Assange flüchtete sich dort vor drei Jahren in die Botschaft von Ecuador, um einer Befragung zu Vorwürfen sexueller Vergehen in Schweden zu entgehen. Er befürchtet, von Schweden in die USA ausgeliefert zu werden. Der Streit um Assanges angebliche sexuelle Vergehen schädigte das Image von Wikileaks, weil er wie kein anderer für die Ziele der Plattform stand.

Wikileaks kämpft mit der Veröffentlichung geheimer Unterlagen für Transparenz. Tausende Botschaftsdepeschen und Berichte der USA aus den Kriegen im Irak und in Afghanistan landeten 2010 auf Wikileaks. Die US-Soldatin Chelsea Manning musste dafür ins Gefängnis, sie gilt als Quelle der Dokumente. Die USA ermitteln auch gegen weitere Wikileaks-Unterstützer.

Die Geheimdienst-Enthüllungen seit dem Sommer 2013 wirkten dann wie ein Abgesang auf Wikileaks: Der NSA-Mitarbeiter Edward Snowden wandte sich mit seinem Wissen an Journalisten wie Laura Poitras und Glenn Greenwald - und nicht an die Enthüllungsplattform. Doch Wikileaks war auch hier beteiligt. Die Wikileaks-Mitarbeiterin Sarah Harrison sorgte damals für Snowdens Flucht aus Hongkong, der amerikanische Wikileaks-Unterstützer Jacob Appelbaum wertete die Dokumente von Berlin aus für mehrere deutschen Medien aus.

Snowdens Unterlagen blieben allerdings weitgehend in der Hand weniger Journalisten. Manche Aktivisten beschwerten sich schon, dass die Berichte zu langsam dahintröpfelten. Ob es nun einen Kurswechsel der Whistleblower gibt, ist noch offen. Wikileaks und die an der jüngsten Veröffentlichung beteiligten Medien nennen keine Quelle für die Unterlagen - somit ist nicht klar, ob sie aus dem Snowden-Bestand stammen. Julian Assange kündigte dafür schon weitere Berichte für französische Leser an.

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