Kein Schubsen, kein Drängeln Ahrtalschule bildet 22 Schulbusbegleiter aus

ALTENAHR · Was bewirkt der Nothahn? Wieso muss ich mir festen Halt verschaffen? Warum schützt mich die Reserviereinrichtung? Und wo befinden sich im Schulbus der Verbandskasten und der Feuerlöscher? Um viele Antworten schlauer sind seit Mittwoch 22 Schüler der Klassen 8 bis 10 der Ahrtalschule Realschule plus in Altenburg.

 Wenn diese Szene auch gestellt ist, die morgendliche Drängelei, sobald sich die Bustür öffnet, gehört zum festen Bild .

Wenn diese Szene auch gestellt ist, die morgendliche Drängelei, sobald sich die Bustür öffnet, gehört zum festen Bild .

Foto: Martin Gausmann

Sie meldeten sich freiwillig für eine zweitägige Ausbildung zum Schulbusbegleiter, um ab sofort auf den Linien, die die Schüler tagtäglich zwischen Adenau, Heimersheim und Rheinbach befördern, für Sicherheit zu sorgen, Fehlverhalten vorzubeugen und Gewalt zu minimieren.

Und weil sich alles "am lebenden Objekt" besser veranschaulichen lässt, fährt der Hönninger Busunternehmer Manfred Fuhrmann (73) mit dem Bus vor. Mit Schulleiter Hubert Stentenbach, Lehrer und Koordinator Martin Putz sowie der Referentin Nicole Schäfer von der Unfallkasse Rheinland-Pfalz, die das Projekt finanziert, wird das künftige Betätigungsfeld in Augenschein genommen. Bei der "Erstürmung" pfeift Schäfer die jungen Leute gleich an und zurück: "Nochmal raus! Was sitzt hier am Lenkrad? Ein Mensch oder eine Maschine? Wie steigt Ihr richtig ein und was sagt Ihr?" Die Lektion sitzt, denn beim zweiten Anlauf erntet der Busfahrer gleich 22 freundliche "Guten Morgen".

"Kommunikation wird ohnehin das einzig probate Mittel sein, um sich Durchzusetzen. Sie müssen sich mit Worten Gehör verschaffen", so Schäfer, die Schulen im ganzen Land bereist. Die Busbegleiter müssen nämlich nicht nur die quirligen Schulanfänger, "die noch brüllen und rennen und an jeder Haltestelle wie Hasen auf einen anderen Sitz hüpfen", so Fuhrmann, in den Griff bekommen. Sie müssen auch den Gleichaltrigen oder Älteren im Ernstfall verbal und mit Zivilcourage zeigen, wo der Hammer hängt. Und sich nicht scheuen, Erwachsene um Unterstützung zu bitten. Das wäre zunächst der Busfahrer, das muss bei Dauerstörern aber auch die Schulleitung sein. "Das hat ja auch nichts mit Petzen zu tun, das ist unsere Aufgabe, zum Beispiel wenn Sachen durch die Gegend geworfen werden", so Fabian Bongart (16). Daniel Krause (16) freut sich, auf der langen Fahrt von Altenburg gen Remagen, "den Kleinen zu helfen, damit nichts passiert".

Wenn alles gut läuft, dann sind die Schulbusbegleiter - das Projekt an der Ahrtalschule, an der 200 der 250 Kinder und Jugendlichen Fahrschüler sind, läuft seit drei Jahren - gezielte Beobachter, die Konflikte schon im Vorfeld erkennen und jeweils im Team für Deeskalation sorgen. "Aus meiner Sicht läuft es hervorragend", sagt Fuhrmann, der seit 1962 Busse lenkt: "Seit Einführung der Schulungen klappt alles 200 Prozent besser. Wenn die Kleinen anfangs auch noch drängeln, so verhalten sich die Großen mittlerweile vorbildlich."

Der Umstand, dass schon mal an der Plastikschale des Rücksitzes ein Feuerzeug getestet wird, bringt den Routinier auch nicht aus der Fassung.

Zurück zum Equipment: Schäfer fragt nicht nur die Piktogramme wie "Keine Inliner" oder "Sitzplatz für beeinträchtige Menschen" ab, sondern betätigt den roten Nothahn. Ein lautes Signal ertönt, "damit keiner damit rumspielt" und demonstriert, dass sich die Bustüren dann im Notfall manuell öffnen lassen. Sie bittet Fabian, sich in die sich schließende, hintere Tür des Busses zu stellen. Dank der Reserviereinrichtung öffnet sie sich wieder, sobald sie einen Widerstand spürt. Der zweite Tag ist geprägt von der Bildung des Teamgeistes auf spielerische Art. "Schnell merken die Jugendlichen, dass sie nur gemeinsam zum Ziel kommen", weiß Schäfer aus Erfahrung.

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