300 Akteure Adenauer Stationenweg feiert Kreuzwegjubiläum

Adenau · Noch war es in der Eifel eigentlich zu kalt, um barfuß in Sandalen in der Natur unterwegs zu sein. Trotzdem taten es die Darsteller und Statisten in Römer- und Pharisäerkostümen, die beim zweiten Adenauer Stationenweg am Sonntag, 21. April, mitmachen.

 Schon rund lief es bei der Stellprobe für den Adenauer Stationenweg.

Schon rund lief es bei der Stellprobe für den Adenauer Stationenweg.

Foto: Andrea Simons

Beim Ortstermin mit Stellprobe und Konzeptvorstellung schien es, als tummele sich halb Adenau im Wald. Auf dem Kirchberg wimmelte es von Instrumentalisten und Sängern, die sich möglichst malerisch und akustisch wirkungsvoll auf einer Lichtung oder Kuppe oder rund um eine der Kreuzwegstationen zu platzieren suchten.

Vor allem an Station V und VI war der Auflauf groß. Bald darauf erschallten Songs von Bob Dylan oder den Blues Brothers bis hinunter in die Stadt aber auch religiöse Lieder. Schließlich war der Anlass für den "Almauftrieb" in die Steillagen Adenaus auch ein religiöser, selbst wenn der Regisseur das Ereignis als "überkonfessionell" bezeichnete.

Mit vier Veranstaltungen an drei Tagen feiert die Stadt Adenau von Freitag bis Sonntag, 19. bis 21. April, eines ihrer lange vor allem vom Heimatverein gehegten und gepflegten Kulturdenkmäler: den vor genau 150 Jahren aus Vulkangestein angelegten Kreuzweg mit 14 Bilderstöcken im neugotischen Stil und zwei großen Grotten.

Der Kreuzweg steht im Mittelpunkt des Jubiläumsreigens, zu dessen Abschluss der zweite Adenauer Stationenweg in Szene gesetzt werden soll. Noch größer und vielfältiger als vor zwei Jahren soll es zugehen. Diesmal bringen noch mehr Mitwirkende Leben auf die mit 700 Metern "längste Naturbühne Europas", wie sie von einigen Rednern im Vorfeld des Jubiläumswochenendes bezeichnet wurde.

Nicht als Prozession vom Friedhof hoch, sondern auch in umgekehrter Richtung von der Grablegungsgrotte oben am Kirchberg aus, sollen die Besucher diesmal den Stationenweg erleben. Dorthin fährt von der Komturei aus auch ein Shuttlebus. Alle der Kreuzwegstationen werden diesmal einbezogen, und Darsteller bringen dem Publikum Szenen aus der Bibel nah.

300 Beteiligte werden dabei sein. Die meisten aus der Verbandsgemeinde Adenau, ein Drittel aber auch aus ihren Partnerstädten in Malta, Frankreich und Irland sowie befreundete Künstler aus Bayern und Italien. Musiker aus gut einem Dutzend heimischer Chöre und Orchester gehören unter anderem dazu sowie Darsteller der Freilichtbühne Schuld, eine Künstlerin, die live zur Inszenierung malen wird, und Vertreter der Adenauer Zünfte, die ihre Künste zeigen.

Veranstalter ist die Stadt, Leiter und Initiator der Münchner Regisseur mit Adenauer Wurzeln, Clemens Keiffenheim, und Fördermittel gibt es vom Kreis Ahrweiler sowie von der Europäischen Union. Auf die Außergewöhnlichkeit des Projekts und den europäischen Charakter verwies auch Landrat Jürgen Pföhler beim Ortstermin.

"Alle haben zusammengestanden", erklärte er mit Blick auf den enormen ehrenamtlichen Einsatz. Der Kreis wolle mit dem Betrag von 5000 Euro innerhalb des Programms are-Kultur-live einen nachhaltigen Impuls für da kulturelle Leben der Region beisteuern. Die "wahnsinnige Arbeit" lobte zudem Adenaus Stadtbürgermeister Arnold Hoffmann: "Es ist jetzt schon eine beeindruckende Sache", stellte er eine Woche vor dem Großereignis fest.

Und Verbandsgemeinde-Bürgermeister Hermann-Josef Romes fand: "Man kann nur vor Neid erblassen ob der Dinge, die hier entstanden sind." Über die vielen und vielfältigen Talente in der Region und darüber hinaus freute sich Keiffenheim, weil sie "farbige Abwechlsung" ins Spiel brächten. Den Kreuzweg sieht er als "europäische Metapher für das Leben".

Deshalb müssten Besucher nicht gläubig sein. Die Veranstaltung sei "weltlich mit spirituellen Anklängen". Skeptikern, die angesichts des Trubels möglicherweise von "Krach auf dem Kreuzweg" sprächen, entgegnet er: "Ich möchte nicht wissen, was vor 2000 Jahren beim Kreuzweg los war." Jeden Moment werde er optimistischer, dass das große Vorhaben wieder gelinge, bemerkte er bei der Probe, auch wenn dabei noch manche Anweisung nötig war.

"Ihr habt einen Auftritt und tretet auch so auf", rief er einer Gruppe zu, die sich noch etwas zögerlich im Berghang positionierte. Woanders übten Chorleiter mit ihren Gruppen Übergänge und Einsätze im Zusammenspiel mit den anderen Formationen. Die Insuler Klezmergruppe spielte "Mazl Tov". "Das heißt so viel wie ?Viel Glück'", erklärte eine Musikantin.

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