Der Stoff, aus dem die Werbung ist

Die Bonner Fahnenfabrik erwartet in diesem Jahr ein Umsatzplus von fünf Prozent - Neben dem Zusatzgeschäft durch die Fußballweltmeisterschaft stammt die bessere Auftragslage aus erhöhten Werbeausgaben der Kunden

Bonn. Schwarz-Rot-Gold - die deutschen Nationalfarben, meist gedruckt auf Fahnenstoff, sind so kurz vor der Fußballweltmeisterschaft ein Renner.

Die Bonner Fahnenfabrik GmbH (Bofa) erwartet daher vom sportlichen Großereignis auch einen Kick für ihren Umsatz. "Wir rechnen in diesem Jahr mit einem Umsatzplus von fünf Prozent", sagt Vertriebsleiterin Paula Vieth. "Das kommt einmal durch das Zusatzgeschäft aus der WM, aber wir merken auch, dass Unternehmen wieder mehr Geld in ihre Werbung stecken."

Reklame ist das eigentliche Geschäft der Bonner Fahnenproduzenten. Von den zehn Millionen Euro Umsatz im Jahr kommen rund acht Millionen von Unternehmen, die auf Flaggen ihre Produkte vorstellen. Der Autohersteller BMW ist eines davon, deutschlandweit wehten Bonner Fahnen mit dem neuesten Modell der bayerischen Wagen.

Neben der Kfz-Branche arbeiten vor allem Brauereien und Tankstellen mit der Bofa zusammen. "Nationalfahnen von der Stange produzieren wir zwar auch, aber die machen nur einen kleinen Teil unseres Geschäft aus", sagt Verkaufsteamleiter Joachim Dopychai. Doch Schwarz-Rot-Gold findet sich in diesen Tagen häufig auf den Fahnenstoffen. "Viele Unternehmen binden die Nationalfahne in ihre Werbung mit ein, denn die WM ist ja gerade ein Dauerthema", so Vieth. Gute Kunden sind laut Bofa momentan auch die Städte, in denen die Spiele ausgetragen werden und die die Spieler beherbergen.

Über zwei Millionen Quadratmeter an Fahnen kommen pro Jahr aus dem 100-Mitarbeiter-Betrieb an der Nordbrücke. "Zwischen 15 und 20 Prozent der Produkte gehen ins Ausland, hauptsächlich in europäische Länder", erklärt Vieth. "Aber wir hatten auch schon Aufträge der Botschaft von Kamerun oder für Niederlassungen deutscher Unternehmen in Südamerika und China."

Billige Konkurrenz aus Fernost und Osteuropa spürt man auch in Bonn. "Hohe Qualität und kurze Lieferzeiten sind unsere Stärke, gerade letzteres ist unser Vorteil gegenüber Billig-Importeuren", sagt Vieth. Inländische Konkurrenz gibt es ebenso reichlich, das Familienunternehmen bezeichnet sich aber selbstbewusst als einen der größeren Produzenten in der Branche.

Drei Siebdruckmaschinen für große Serienproduktionen sowie zwei digitale Druckmaschinen und ein Handdrucker für kleinere Aufträge bringen Farbe auf die weißen Fahnenstoffe, die die Bofa von inländischen Stofffabrikanten bezieht. Der Nähautomat schneidet alles zu, säumt die Flaggen ein, der Faltautomat legt alles verpackungsgerecht zusammen.

Vor 140 Jahren, als die Geschichte der Bofa begann, war vieles noch reine Handarbeit. Die Preußenfahne war damals begehrt. Gründer Josef Meyer schnitt die Umrisse des Preußenadlers nach Vorbild aus Schablonen, ließ das Wappentier mit Ölfarbe auf Tuchstreifen übertragen, fertig war die Fahne. Die Technik ist heute weiter, die Firma jedoch in der 5. Generation noch fest in Familienhand.

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