5./6. Dezember: Im Kamin isset schon mal watt eng

Der Nikolaus im etwas anderen Interview

5./6. Dezember: Im Kamin isset schon mal watt eng
Foto: Horst Müller

Dies Jahr gibbet nix!", verkündet der Nikolaus derzeit öffentlichkeitswirksam im Bonner Haus der Springmaus. Krisenstimmung auch beim Mann mit dem Rauschebart, der sich in bösen Zynismus flüchtet. Das scheint anzukommen, alle Vorstellungen bis auf das Gastspiel im Eltzhof in Porz sind bereits ausverkauft. Aber bleiben morgen die Stiefel wirklich leer? Mit dem Nikolaus sprach Bettina Köhl.

GA: Gibt es dieses Jahr wirklich nix?

Nikolaus: Man muss sich schon ein bisschen einschränken, glaube ich. Auch als Nikolaus ist es ja so, es fällt nicht alles vom Himmel. Auch wir müssen haushalten. Das heißt zum Beispiel: Es gibt einen Pirelli-Kalender, aber ohne Weiber.

GA: Warum fahren Sie immer noch mit dem Rentierschlitten, ist das nicht antiquiert und unbequem?

Nikolaus: Die Rentiere sind letztlich billiger, muss man ganz klar sagen. Und wenn die nicht mehr funktionieren, kommen sie in die Wurst.

GA: Wirtschaftskrise, Schweinegrippe - trifft Sie das alles?

Nikolaus: Nee, mich persönlich nicht. Das trifft ja nur Schweine.

GA: Da würden Sie sich ausdrücklich ausschließen? Ihr Knecht Ruprecht sieht das bei den gemeinsamen Bühnenauftritten ja ein bisschen anders.

Nikolaus: Das ist ja auch eine Pfeife. Steht immer blöd rum und will dann auch noch was geschenkt haben. Ich meine, wofür? Es gibt so viele Menschen, die keinen Job haben. . . Ich brauch nur so zu machen (schnipst), dann hab ich hundert Knecht Ruprechts.

GA: Jetzt kommt eine echte Kinderfrage: Wie schaffen Sie es, durch geschlossene Türen und Fenster ins Haus zu kommen, ohne dass die Geschenke kaputt gehen?

Nikolaus: Durch den Kamin. Aber et is schon mal watt eng. Immer vier Wochen vorher fange ich mit der Diät an.

Zur PersonIm Nikolauskostüm steckt Michael Müller (51). Er gehörte zum Gründungsensemble des Springmaus Improvisationstheaters. Der gebürtige Bonner tritt seit 26 Jahren mit Andreas Etienne auf, unter anderem als Duo "Die Nachbarn". Als Darsteller in "Switch reloaded" auf Pro 7 parodiert er Claus Kleber und "Dr. House". Privat mag Michael Müller Weihnachten. In diesem Jahr fährt er mit seiner Familie zum ersten Mal weg - in den Schnee.

GA: Dann sitzt wahrscheinlich auch der Mantel besser. Warum passen Sie sich eigentlich der Werbung an und tragen rot-weiß?

Nikolaus: Diese ganzen Coca-Cola-Weihnachtsmänner sind nicht die echten, der einzig echte bin ich. Die kleiden sich nur wie ich.

GA: Das sieht der Stadtdechant aber anders. Der hätte es lieber, wenn Sie wieder mit Bischofsmütze und Stab unterwegs wären.

Nikolaus: Das mit dem Stab, das ist aber blöd durch den Kamin.

GA: Backen die Engel wirklich Plätzchen, wenn der Himmel rot ist?

Nikolaus: Ja, und die sind auch extrem lecker. Spritzgebäck, Spitzbuben, Vanillekipferl. Jedes Jahr mache ich einen Abstecher in die Backstube, weil wenn sie eins können, die Engel, dann ist das Plätzchen backen.

GA: Am 6. Dezember arbeiten, den Rest des Jahres frei, klingt nach einem Traumjob.

Nikolaus: Naja, mit den Geschenken muss ich schon früh anfangen. Und ich verdiene mir übers Jahr ein bisschen was dazu als Michael Müller.

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