Ingmar Bergmanns „Szenen einer Ehe“ In der Dämmerung leben

BAD BREISIG · Die Kulturbühne Bad Breisig zeigte Ingmar Bergmanns Theaterstück „Szenen einer Ehe“, ein Klassiker der Kulturszene.

 Da schien bei Marianne und Johan noch alles in Ordnung. Wenig später gesteht er eine Affäre mit Paula. Marianne versucht zu retten, was nicht mehr zu retten ist.

Da schien bei Marianne und Johan noch alles in Ordnung. Wenig später gesteht er eine Affäre mit Paula. Marianne versucht zu retten, was nicht mehr zu retten ist.

Foto: Martin Gausmann

Da wird Verheirateten so manches recht bekannt vorgekommen sein: Die Kulturbühne Bad Breisig zeigte Ingmar Bergmanns „Szenen einer Ehe“, ein Theaterstück, das den Zusammenbruch und die Neuordnung einer 20-jährigen Ehe mit ihren vielen Tiefen nachzeichnet. Das 1973 verfilmte klassische Stück über ein Ehepaar am Scheideweg hat nichts von seiner Brisanz verloren.

Johan (Richard Hucke) und Marianne (Aurélie Thépaut) scheinen nach der Wahrnehmung Außenstehender ein vorbildliches Ehepaar zu sein. Hinter der Fassade sieht es freilich anders aus. Er liest schweigend die Zeitung, legt an unübersehbares Desinteresse an seiner Frau an den Tag. Sie empfindet eine schmerzhafte Verfremdung, was sie wortreich und stets mit vielen Emotionen unterlegt, deutlich macht.

Sie schlägt eine gemeinsame Reise vor, Johan schaut nur gelangweilt in den ehemaligen Wartesaal des kleinen Bad Breisiger Bahnhofs. Marianne dringt nicht mehr zu ihrem Ehemann vor.

Auch ihre Mitteilung, sie sei schwanger, stößt auf keine erfreuliche Resonanz. Schnell wird auch dem weniger feinfühligen Zuschauer klar: Diese Ehe ist am Ende. Es kommt, wie es kommen muss: Johan gesteht eine Affäre mit einer anderen Frau. Er nimmt unbezahlten Urlaub, verkauft sein Boot und will für „sechs bis acht Monate“ mit Paula, seiner Neuen, nach Paris verschwinden. Marianne versucht zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Bei Johan stößt sie damit auf keine Gegenliebe. Statt dessen empfiehlt er ihr einen Psychiater. Ein erneuter Annäherungsversuch ein halbes Jahr später scheitert kläglich. Gespräche enden ergebnislos, weil beide längst nicht mehr dieselbe Sprache sprechen.

Jahre vergehen: Paula spielt bei Johan keine Rolle mehr, er will zurück zu seiner Frau, die indes ihr neues, selbstbestimmtes Leben mit Selbstbewusstsein und Liebhaber genießt. Und trotzdem: Die Scheidungspapiere werden nicht unterschrieben.

Die lange Verbundenheit kettet die beiden aneinander. Lieber zu Zweit, statt einsam und allein, lautet die Devise. Oder – wie es Johan formulierte: „Man muss mit gewissen Dingen in der Dämmerung leben“.

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