Hintergrund: Die Opposition in der Ukraine ist zersplittert

Kiew · Bei den monatelangen Protesten gegen die prorussische Führung in der Ukraine sind Regierungsgegner ganz unterschiedlicher Strömungen auf der Straße. Dazu kommen einfache, unzufriedene Bürger, die unorganisiert sind.

Die Opposition ist gespalten. Abgesehen von dem gemeinsamen Ziel eines Machtwechsels gibt es kaum Aussicht auf ein geeintes Vorgehen und Programm in Kiew.

Ein Überblick über die einzelnen Strömungen:

PARLAMENTARISCHE OPPOSITION: Die Opposition ist im Parlament mit drei Fraktionen und einigen fraktionslosen Abgeordneten vertreten. Julia Timoschenkos Vaterlandspartei (Batkiwschtschina), Vitali Klitschkos Udar (Schlag) und die rechtspopulistische Swoboda (Freiheit) haben 167 von 450 Abgeordneten. Diese Parteiorganisationen stellen den Großteil der Infrastruktur auf dem besetzten Unabhängigkeitsplatz (Maidan) in Kiew sicher.

EUROMAIDAN: Das ist der Name für die gesamte Protestbewegung auf dem Maidan - dem zentralen Unabhängigkeitsplatz in Kiew. Hier treffen sich spontan vor allem über soziale Netzwerke verabredete Demonstranten. Viele sind in der Zeit der Unabhängigkeit nach 1991 aufgewachsenen und vergleichsweise gut ausgebildet. Sie stehen auch symbolhaft für die friedliche Natur des Protests. Sie eint auch das Ziel einer Annäherung an die EU. Die gescheiterte Unterzeichnung eines weitreichenden Abkommens mit der EU Ende November war für diese Regierungsgegner eine große Enttäuschung. Viele verweigerten aber eine Parteinahme für die jeweiligen politischen Gruppierungen.

SELBSTVERTEIDIGUNGSKRÄFTE: Der paramilitärische Flügel der Regierungsgegner hat nach eigenen Angaben bis zu 12 000 Mitglieder. Das sind meist Mitglieder von Organisationen wie den Veteranen des sowjetischen Afghanistankrieges, aber auch von radikalen oder neofaschistischen Splittergruppen. Die oft vermummt und uniformiert auftretenden junge Männer sind zumeist unter 30 Jahre alt und vertreten eine antirussische und nationalistische Ideologie. Solche Kräfte kämpften als Partisanen gegen die sowjetischen und die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg in der Westukraine. Die Selbstverteidigungskräfte sind mit Knüppeln und Schilden bewaffnet. Der harte Kern soll auch umgebaute Luftdruckwaffen einsetzen.

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