GA-Interview mit Bonner Projektentwickler Rolf Ludwig Becker : "Genehmigungsverfahren brauchen viel Zeit"

BONN · Der Bonner Projektentwickler Rolf Ludwig Becker plädiert für eine zentrale Stelle zur Findung von Potenzialflächen in der Region. GA-Reporter Axel Vogel hat mit ihm gesprochen.

 Plädiert für einen Koordinator auf Dezernatsebene: Immobilienmakler Rolf Ludwig Becker.

Plädiert für einen Koordinator auf Dezernatsebene: Immobilienmakler Rolf Ludwig Becker.

Foto: Axel Vogel

"Wohnen und Arbeiten in der Region - schafft mehr Miteinander zwischen Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis neue Perspektiven auf dem Immobilienmarkt?" Zum Thema des GA-Messetalks anlässlich der Bonner Immobilienmesse am 29. August im Telekom Dome auf dem Hardtberg haben sich in den vergangenen Wochen einige Fachleute an dieser Stelle geäußert.

Der Bonner Immobilienmakler und Projektentwickler Rolf Ludwig Becker weiß, was das Bauen in der Region schwierig macht. Im Gespräch mit Axel Vogel erläutert der Geschäftsführer von Becker Immobilien KölnBonn, was aus seiner Sicht neue Projekte befördern und beschleunigen würde.

Herr Becker, sind Sie zufrieden mit der der Umsetzung neuer Bauprojekte in Bonn, und finden Sie ausreichend Grundstücke, auf denen Sie dringend benötigten Neubau mit Ihren Partnern entwickeln können?
Becker: Die Situation ist derzeit nicht ganz zufriedenstellend, da kaum neue Flächen für den Wohnungsbau verfügbar oder bezahlbar sind. Über viele Jahre hinweg wäre die Entwicklung entsprechender Flächen wünschenswert gewesen. Die Aufstellung neuer Bebauungspläne oder zum Beispiel die Änderung vorhandener von Gewerbe- in Wohnflächen haben zur Zeit noch lange Wege.

Wie ist das zu erklären?
Becker: Manchmal mangelt es scheinbar an politischer Entschlossenheit und am Einspruch kleiner Interessengruppen. Aber auch die angespannte Finanzsituation und/oder die personelle Unterbesetzung bei der Verwaltung der Stadt Bonn stellen häufig ein Hindernis dar.

Was könnte die Stadt tun, um mehr neuen Wohnraum zu schaffen?
Becker: Denkbar wäre eine Einrichtung, die sich ausschließlich damit beschäftigt, innerhalb der Stadtgrenzen Bonns mögliche Flächen oder Bestandsobjekte zu finden, die für eine Wohnbebauung geeignet sind. Hierfür wäre die Fertigung eines entsprechenden Katasters zielführend. Zudem müsste die Stadt ihren eigenen Immobilien- oder Grundstücksbestand wesentlich offensiver daraufhin prüfen, welche Flächen für den Wohnungsbau geeignet sind, dann Planungsrecht schaffen und diese Flächen im Anschluss auf den Markt bringen.

"Stadtinterne Wege sind zu lang"

Woran hapert es noch bei der schnellen Umsetzung von Bauvorhaben?
Becker: Die Genehmigungsverfahren nehmen viel Zeit in Anspruch. Zwischen dem ersten Gespräch bei der Stadt und der Genehmigung vergehen mitunter relativ lange Bearbeitungszeiten. Dies liegt meines Erachtens an einer zu dünnen Personalstruktur in der Verwaltung sowie daran, dass die stadtinternen Wege in Verbindung mit diversen zur Abstimmung und Entscheidung beteiligten Ämtern zu lang sind. Dies stellt meines Erachtens nach auch für die zuständigen Mitarbeiter der Ämter eine zunehmende Belastung dar. Weiter hat die Verwaltung nicht immer die notwendige Rückendeckung seitens der Politik.

Könnte ein zentraler städtischer Wohnbaukoordinator helfen, wie ihn die SPD-Fraktion fordert?
Becker: Aus meiner Sicht scheint die Neuschaffung eines reinen "Wohnbaukoordinators" ohne Durchgriffsrechte wenig zielführend zu sein. Fruchtbarer wäre es, wenn die zuständigen Amtsleiter beim Planungsamt, Bauamt sowie Kataster- und Vermessungsamt der Stadt Bonn im Einklang mit dem Dezernenten weiter ihr Ziel verfolgen, in Bonn Wohnungen zu realisieren und dann eben eine Stelle geschaffen wird, dessen Amtsinhaber systematisch und aktiv entwicklungsfähige Flächen und Grundstücke sucht, erfasst und anbietet. Besonders hilfreich wäre es dabei, wenn dann auch die Eigentümer von Freiflächen bereits lokalisiert und für eine Vermarktung gewonnen werden könnten. Denn genau das ist das Schwierige für Investoren. Auf jeden Fall soll diese Stelle auf Dezernatsebene angesiedelt sein, um über eine gleichrangige Kompetenz zu verfügen.

Könnten Sie sich vorstellen, stärker im Rhein-Sieg-Kreis mit bewährten Partnern Neubauprojekte zu entwickeln?
Becker: Sicherlich lassen sich im Umkreis von Bonn leichter weitere Flächen für den Wohnungsbau generieren. Dass der Rhein-Sieg-Kreis und Bonn stärker zusammenwachsen, spüren wir auch. Es ist aber fraglich, ob sich hierdurch die gezielte Nachfrage von potenziellen Erwerbern und Mietern von Wohnraum in Bonn befriedigen lässt, da gerade Bonn für viele Menschen eine hohe Anziehungskraft darstellt. Dies wird aber sicherlich die künftige Entwicklung zeigen.

Wäre eine zentrale Anlaufstelle für die 19 Kreiskommunen hilfreich für die Realisierung von Wohnbauprojekten?
Becker: Ich halte eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Rhein-Sieg-Kreis und der Stadt Bonn für sehr wichtig. Um Abstimmungsprozesse und lange Wege zu vermeiden, wäre es aber gut, wenn der Kreis zuvor klare Prioritäten mit den 19 Kommunen setzt, welche Flächen dem Wohnungsbau zugeführt und entwickelt werden sollen: Die Kreisverwaltung sollte sozusagen mit einer Stimme sprechen. Dadurch würden auch von Anfang an Rivalitäten zwischen den Städten und Gemeinden vermieden.

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