Ludwig-Erhardt-Berufskolleg, FABM2 Zu viel Klamauk stört die Spannung

BONN · Der Tatort im Ersten sollte ursprünglich anders und vor allem realistischer als andere Krimiserien sein.

 Das Foto zeigt zwei Motive aus dem Vorspann zur ARD-Krimireihe "Tatort": Die zwei berühmten Augen von Horst Lettenmayer, die zum Markenzeichen des Tatorts geworden sind.

Das Foto zeigt zwei Motive aus dem Vorspann zur ARD-Krimireihe "Tatort": Die zwei berühmten Augen von Horst Lettenmayer, die zum Markenzeichen des Tatorts geworden sind.

Foto: dpa

Schon oft wurde die Idee des Kriminalromans parodiert. Auf den berühmten Sherlock Holmes folgte "Nick Knatterton" als Satire. Die "Dünne-Mann"-Serie machte sich lustig über die "Schwarze Serie" aus Hollywood. Aus Ernst wird Spaß. Selbst in der seit 1970 laufenden ARD-Krimireihe "Tatort" waren schon immer ironische Einsprengsel zu erkennen. Aber ist dies passend?

Was den Tatort ursprünglich ausmachen sollte, war die Darstellung der Verbrechen als Resultat schwieriger gesellschaftlicher Zustände. Auch wurden für den Tatort reale Schauplätze in Hamburg oder München ausgesucht - anders als die Studio-Krimiserien wie "Der Kommissar" oder "Der Alte".

Der Tatort sollte realistischer sein. Doch als sich in der ersten Folge des Duisburger Tatorts der damals neue Kommissar Schimanski die Schuhe zubindet, geschieht dies vor einem Plakat, das seinen Vorgänger Hansjörg Felmy alias Kommissar Haferkamp, zeigt, der Werbung für einen Fotoapparat macht.

Die Gesangseinlagen der Hamburger Kommissare Stoever und Brockmöller sorgten ebenfalls für eine Prise Ironie. Höhepunkt der Ironie ist der Münsteraner Tatort: Der eigenwillige Gerichtsmediziner Professor Boerne (Jan Joseph Liefers) ist oft mit Opfer oder Täter persönlich verbandelt.

Der als Taxifahrer arbeitende Vater des Kommissars ist ebenfalls immer mal wieder in die Fälle verstrickt. Und die Sprüche, die über die kleinwüchsige Assistentin Alberich geklopft werden, wären real nicht zu ertragen.

Passt der zunehmende Klamauk zur Idee des Tatortes, realistisch soziale Missstände als Kriminalfall darzustellen? Die Fiktion wird doch durchbrochen, die Spannung genommen, durch den Klamauk überschattet. Allerdings trifft Spaß bei den jüngeren Zuschauern eher den Nerv, denn in einer Spaßgesellschaft zählt Bruder Lustig mehr als Kommissar Ehrlicher. Wie es schon bei Neil Postman heißt: "Wir amüsieren uns zu Tode" oder "Alles wird Unterhaltung!"

Auch ist Humor eine gute Abwechslung bei grausigen Themen, die dem Zuschauer an die Nieren gehen. Außerdem ist jeder Spielfilm auch immer ein bisschen Satire, sonst wäre es ja ein Dokumentarfilm. Und jeder Krimi spielt mit den Erwartungen des Zuschauers.

Ludwig-Erhardt-Berufskolleg, FABM2

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