Konzept gegen Online-Handel Mit Wolle gegen Amazon

Buchläden kämpfen wegen des Online-Handels um ihr Überleben. Ein Beispiel in Hennef.

 Wolle und Bücher gibt es in der Hennefer Buchhandlung.

Wolle und Bücher gibt es in der Hennefer Buchhandlung.

Foto: Privat

Es ist, als würde man ein großes Wohnzimmer betreten: In einer Ecke befindet sich ein Tisch mit Stühlen, vor einer Pappwand steht ein kleines Fußballtor und überall sind Bücher. Sie stehen und liegen ordentlich aufgereiht auf den Tischen, in den Regalen und in den Schaufenstern der Buchhandlung am Markt, kurz BAM. Der Buchladen in Hennef ist in verschiedene Bereiche unterteilt.

So gibt es die Kinderabteilung, aber auch Regale mit Horror- oder Kochbüchern. Die Atmosphäre ist friedlich, ruhig und entspannt. Es ist kaum vorstellbar, dass manche Menschen ihre Bücher lieber online bei Großkonzernen bestellen, als in diese urige Bücherwelt einzutauchen. Dennoch bezeichnet Uwe Madel, einer der beiden Geschäftsführer, den Online-Handel als "großen Konkurrenten".

Bedroht ist vor allem der Einzelhandel. Dazu zählt auch die BAM, die sich gegen Versandhändler wie Amazon behaupten muss. Schließlich ist es praktisch, Bücher mit einem Klick im Internet bestellen zu können, die schnell und ohne Aufwand geliefert werden. Auch gebrauchte Bücher kann man über das Internet schnell bestellen und so Kosten sparen.

Bei meinem Besuch in der BAM wollte ich unter anderem herausfinden, worin die Vorteile einer Buchhandlung liegen. Uwe Madel meinte hierzu, dass Buchhändler persönliche Empfehlungen und Beratungen geben können - besonders den Leuten, die nicht so oft lesen oder Bücher für andere kaufen wollen.

In der BAM arbeiten derzeit zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Genres unter sich aufgeteilt haben. Sie seien ausgebildete Buchhändler, die sich viel mit Büchern befassen, selbst viel lesen und sich auch über Neuerscheinungen informieren. Der Einzelhandel belebt laut Madel außerdem die Innenstädte und die Menschen würden mehr miteinander kommunizieren.

Auch erzählte er, dass die BAM viele Stammkunden hat. Ein Kunde berichtete, dass er das Besuchen einer Buchhandlung als viel angenehmer empfinde als Bestellungen über das Internet, und er lobte die persönliche Beratung.

Andere Kundinnen erzählten, sie würden gerne durch die Reihen gehen und die Bücher durchblättern, bevor sie sie kauften. Dies vermittle ihnen eine bessere Vorstellung. Eine Kundin sagte, sie würde in einer Buchhandlung auch andere Bücher zu einem bestimmten Thema finden, als das Buch, das sie ursprünglich im Auge gehabt hatte. "Ich habe Urlaub", berichtete eine weitere Frau. "Deswegen habe ich viel Zeit zum Schmökern, die ich gern hier verbringe."

Seit 1980 existiert die Buchhandlung bereits und umfasst mittlerweile 230 Quadratmeter. Um das Geschäft attraktiver zu gestalten, wurde vor sechs Jahren mit dem Verkauf von Wolle begonnen. In mehreren Regalen liegen nun ordentlich gestapelte, beschriftete Wollknäule. Dazwischen befinden sich Bücher mit Anleitungen zum Stricken.

Uwe Madel begründete die Entscheidung, Wolle und Bücher in einem Geschäft zu verkaufen, damit, dass beide Objekte sinnlich seien. Zu den anderen Maßnahmen, die die BAM ergreift, um mehr Kunden für sich zu gewinnen, zählt auch ein eigener Onlineladen, der die Artikel auch nach Hause liefert.

Auch könne der Bestand der Buchhandlung jederzeit auf ihrer Website abgefragt werden und es gibt einen Tisch, auf dem besondere Lesetipps gezeigt werden. Zudem werden verschiedene Veranstaltungen angeboten, zum Beispiel Krimi-Lesungen oder Bastelnachmittage. Neben Wolle und Büchern können auch DVDs, CDs oder Kalender in der Buchhandlung erworben werden.

Uwe Madel bleibt zuversichtlich. Zwar spüre er Auswirkungen auf seine Buchhandlung, doch der große Anstieg der Online-Großkonzerne sei vorbei. Und treue Kunden scheint er auch zu haben: Die von mir befragten Personen gaben an, selten oder nie ein Buch bei Amazon zu bestellen.

Albert-Einstein-Gymnasium, St. Augustin, Klasse 8b

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