Animosität gegen Zahlen Diagnose Dyskalkulie

Beispiele aus der Praxis und persönliche Erfahrungen.

 Wer an Dyskalkulie leidet, dem fällt das Rechnen schwer.

Wer an Dyskalkulie leidet, dem fällt das Rechnen schwer.

Foto: dpa

Dyskalkulie sagt den wenigsten Menschen etwas. Durch Dyskalkulie entstehen Missverständnisse mit Lehrern, Eltern oder auch mit Außenstehenden und man wird als dumm abgestempelt.

Aber was ist Dyskalkulie? Sie ist eine Störung im Bereich des Verstehens, Erlernens und Anwendens mathematischer Grundlagen. Ihr Erscheinungsbild und ihr Schweregrad können individuell sehr verschieden sein. Doch haben alle, die unter Dyskalkulie leiden, eines gemeinsam: Ihr Verständnis für Zahlen und Zahlbeziehungen sowie der mathematischen Handlung (Plus, Minus, Mal, Geteilt) ist nicht ausreichend entwickelt. Damit fehlen die Voraussetzungen, bestimmte Lerninhalte zu verstehen.

Nicht nur bei Kindern sondern auch bei Erwachsenen, kann dies auftreten. Dyskalkulie sollte bei frühzeitigen Anzeichen getestet werden. Frühzeitige Anzeichen könnten sein, dass Rechenaufgaben zählend gelöst werden, oft mit Hilfe der Finger; Minusaufgaben verursachen große Schwierigkeiten, erlernte Lerninhalte sind nach kurzer Zeit wieder weg, Einer und Zehner werden häufig vertauscht, glaubhaft falsche Ergebnisse werden nicht erkannt, die Mathematikhausaufgaben können oft sehr mühsam sein und meist nicht ohne Hilfe gelöst werden. Der Umgang mit Geld, Längenmaßen und Gewichten sowie das Erlernen der Uhr fallen besonders schwer.

Betroffene entwickeln eine regelrechte Animosität gegen Zahlen. Probleme gibt es beispielsweise bei Einkäufen: Welche Gurken sind günstiger, die in der 250-Gramm-Packung zu 1,98 Euro oder die losen zu 4,99 Euro das Kilo? Auch die Zeitplanung fällt schwer und auf die Uhrzeit zu achten, da es den Betroffenen im Kindesalter schon schwer fiel, die Uhr zu lernen.

Erwachsene mit Rechenschwächen müssen sich mit einer Anzahl an vielfältigen Alltagsproblemen auseinandersetzen. Speziell ihre beruflichen Möglichkeiten sind äußerst beschränkt. Viele Jugendliche, deren Rechenschwäche nicht behandelt wurde, gehen aufgrund ihrer Probleme im Rechnen ohne Abschluss von der Schule ab. Jedoch ist Mathematik überall gegenwärtig.

Eine nicht behandelte Rechenschwäche führt zu einem negativen Selbstbild: In der Grundschule kann man schon die ersten schlechten Erfahrungen sammeln, wenn man an mathematischen Fragestellungen scheitert, die der Mehrheit der Mitschüler keine Mühe bereiten. Aus Erfahrungen wie dieser ziehen viele Kinder den Fehlschluss, dass sie zu dumm seien. Die Motivation nimmt ab, da man vorweg vom eigenen Scheitern überzeugt ist.

Bei mir persönlich wurde Dyskalkulie diagnostiziert. Die oben beschriebenen Anzeichen habe ich bei mir selbst feststellen müssen: das schnelle Vergessen, einfachste Aufgaben nicht rechnen zu können, einen inneren Druck zu spüren, Angst vor Bloßstellungen.

Man sollte sich davon aber nicht beeinflussen lassen, sondern seine anderen Stärken nutzen, trotz Angst im Mathematikunterricht mitmachen, denn so konnte ich meine ,,Matheangst" reduzieren.

Um meine Rechenschwäche zu verringern, will ich demnächst eine Dyskalkulie-Therapie beginnen. Ich weiß, dass dies sehr anstrengend und vielleicht auch zwischendurch frustrierend werden wird. Doch ich tue das für mich und für keinen Anderen.

Carl-Reuther-Berufskolleg, Hennef, VH81

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