Ein Spaßbad auf der Müllkippe?

Bürger kämpfen um die Bonner Bäder. Stadt schlägt Bau eines neuen Schwimmbades vor.

 Das Kurfürstenbad hat schon bessere Zeiten erlebt. Ob es saniert wird, steht noch nicht fest.

Das Kurfürstenbad hat schon bessere Zeiten erlebt. Ob es saniert wird, steht noch nicht fest.

Foto: Privat

Wucherndes Unkraut zwischen den Bodenplatten, abgeblätterte Schrift und gähnende Leere - so zeigt sich uns heute das Kurfürstenbad. Doch das war einmal ganz anders. Wir haben uns schlau gemacht und mit Anne Gronski gesprochen, die Mitglied des Vereins "Bürger.Bad.Godesberg e. V." ist. Wir treffen sie im Trinkpavillon hinter der Stadthalle in Bad Godesberg. Sie bittet uns freundlich herein und bietet uns einen Schluck Godesberger Quellwasser an. Wir nehmen das Heilwasser dankend an und probieren es - vorerst etwas skeptisch. Im Verlauf des Gespräches werden wir uns daran gewöhnen.

Anne Gronski erzählt uns, dass sie im Vorstand des Vereins arbeitet und sich hauptsächlich um die Finanzen kümmert. Der Verein setzt sich für Sport, Kunst, Kultur und Denkmalschutz ein. Sein aktuelles Hauptprojekt ist die Renovierung des Trinkpavillons. Außerdem setzt sich der Verein für das Kurfürstenbad ein. Denn es ist hoch umstritten, ob es erhalten bleiben und saniert werden soll oder nicht. Denn nicht nur das Kurfürstenbad, sondern auch die anderen Stadtteilbäder (Beueler Bütt, Franken- und Hardtbergbad) benötigen längst eine Renovierung. Stattdessen hat die Stadt Bonn vorgeschlagen, im Kessenicher "Wasserland" ein neues zentrales Schwimmbad, das sie auch als "Spaßbad" bezeichnet, zu bauen.

Damit die Kosten für den Neubau des Wasserlandbades sich nach der Eröffnung wieder ausgleichen, müssten allerdings zusätzlich alle Freibäder im Bonner Stadtgebiet geschlossen werden. Viele Bonner Bürger protestierten gegen den Neubau und starteten ein Bürgerbegehren. Wenn Bürger mit einer Entscheidung des Stadtrates nicht zufrieden sind, haben sie nämlich die Möglichkeit, ein Bürgerbegehren zu beantragen, wofür eine bestimmte Anzahl an Unterschriften gesammelt werden muss.

Die Stadt entscheidet dann, ob sie bei ihrem Beschluss bleibt. Wenn die Stadt dem Bürgerbegehren nicht folgt, muss sie einen Bürgerentscheid einleiten. Deswegen gab es in Bonn zwei Bürgerentscheide, einen mit der Frage, ob das Kurfürstenbad saniert werden soll und einen mit der Frage, ob das neue Schwimmbad gebaut werden soll.

Anne Gronski erzählt uns, dass ihr Verein vor den Bürgerentscheiden viele Veranstaltungen organisierte, die auf dem Youtube-Kanal "Bürger Bad Godesberg e. V." dokumentiert sind. Sie erläutert, dass die Mehrheit im ersten Bürgerentscheid ganz knapp gegen die Wiedereröffnung des Kurfürstenbades gestimmt hatte. "Dann gab es einen weiteren Bürgerentscheid und der ging so aus, dass das Wasserland nicht gebaut werden soll", so Anne Gronski.

Die große Mehrheit der Hartberger war für den Bau des Wasserlandbades, weil die Stadtverwaltung ihnen versprochen hatte, dass das Hardtbergbad trotzdem saniert würde. Viele Beueler aber glaubten, dass ihre Beueler Bütt in Gefahr wäre, weshalb viele gegen den Bau des großen Spaßbades stimmten. Die Anwohner rund um das Frankenbad hingegen wussten ebenso wie die Bad Godesberger: Entweder Frankenbad und Kurfürstenbad oder Wasserlandbad. Aus diesem Grund fiel der zweite Bürgerentscheid gegen das neue Schwimmbad aus.

Hinzu kommt die große Not der Schulen. "Das große Problem ist die Schulschwimmsituation", so Anne Gronski. Um dieses Problem kurzfristig zu lösen, wurde über das Friesdorfer Freibad (Friesi) eine Traglufthalle gebaut, so dass man auch im Winter schwimmen gehen kann. Doch auch das Friesi ist von vielen Schulen in Godesberg nicht schnell genug zu erreichen, um ein Schulschwimmen zu ermöglichen.

Anne Gronski erzählt uns, dass die Stadt allein in die Planung des Spaßbades schon sieben Milli-onen Euro investiert hat, wobei die Rodung des Gebietes, auf dem rund 120 Bäume stehen, noch nicht mit einbezogen ist. Außerdem befindet sich auf diesem Gebiet eine Müllkippe aus den 1950er Jahren und keiner weiß so genau, welche Gefahren von ihr ausgehen.

Viele Bürger sind für die Sanierung der eigenen Stadtteilbäder. Doch die derzeit in Bonn regierende Jamaika-Koalition, die aus FDP, Grünen und CDU besteht, meint, dass die Bürgerentscheide gezeigt hätten, dass weder das Kurfürstenbad saniert, noch das Wasserlandbad gebaut werden solle. Deswegen hat die Stadt beschlossen, einen Ausschuss aus 50 Bürgern zu gründen, der über einen eventuellen Neubau entscheidet.

Der aktuelle Stand ist, dass das Hardtbergbad auf jeden Fall saniert werden soll und vielleicht auch die Beueler Bütt. Ob Franken- und Kurfürstenbad saniert werden, ist hingegen noch unklar. Dabei wäre der Neubau des Wasserlandbades mit 60 Millionen Euro deut-lich teurer als die Sanierung des Franken- und Kürfürstenbades, die zusammen "nur" 35 Millionen Euro kosten würde.

Im Streit um die Schwimmbäder bewegt sich derzeit jedoch nichts. Wenn sich die 50 Bürger bis Ende 2019 für das Wasserlandbad entscheiden sollten, ist es nicht unwahrscheinlich, dass es ein weiteres Bürgerbegehren um die Bonner Freibäder geben wird. Insgesamt bleibt es also spannend, welche Schwimmbäder es in Bonn zukünftig geben wird.

Otto-Kühne-Schule Godesberg, Klasse 8b

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