Das Analoge Fernsehen wird bald abgeschaltet

DVB-T-Einführung erfolgt in der Region Köln/Bonn in drei Phasen - Verbraucher müssen Suchlauf der Kanäle durchführen - Zimmerantenne und Set-Top-Box reichen für Empfang

Niederkassel. Fernsehen über Antenne - aber digital: Das ist DVB-T. Seit dem 24. Mai 2004 ist in der Region Köln/Bonn DVB-T zu empfangen. DVB-T (Digital Video Broadcasting-Terrestrial) bedeutet sinngemäß übersetzt: Digitale Bildausstrahlung über Antenne, die dem Empfänger 20 Programme bietet.

DVB-T wird in der Region in drei Phasen eingeführt.

Phase 1: Die öffentlich rechtlichen Programme ARD, ZDF, WDR, NDR, mdr, SWR, KIKA (Kinderkanal) im Wechsel mit ZDF dokukanal, PHOENIX, 3 sat im Wechsel mit ZDF infokanal, arte, EinsMuXx und ZDF digitext (MHP-Datenkanal) sowie die privaten Sender RTL, VOX, RTL 2, Super RTL, Sat.1, Pro Sieben, Kabel 1 und N 24 können in dieser Zeit empfangen werden.

Phase 2: Ab dem 8. November 2004 ist die zweite Phase angelaufen; ab diesem Termin musste ein neuer Suchlauf der Kanäle durchgeführt werden, da zum einen die Kanäle VIVA, TeraNova, CNN und Eurosport hinzugekommen sind, um zum anderen die Kanalfrequenzen geändert wurden.

Phase 3: Die letzte Programmänderung wird am 4. April durchgeführt. Ab dann wird das Analoge Fernsehen abgeschaltet, zudem muss man einen neuen Suchlauf starten. Um DVB-T zu empfangen, reicht im Raum Köln/Bonn eine Zimmerantenne sowie eine Set-Top-Box, die zwischen die Antenne und das Fernsehgerät gesetzt werden. Bezahlt wird DVB-T über die GEZ-Gebühren. Wie bei allen DVB Standards wird das Signal auch bei DVB-T nach MPEG-2 (Motion Pictures Experts Group, 2. Norm) übertragen, dem mittlerweile weltweit verwendeten Verfahren für die Digitalisierung von TV-Signalen. DVB transportiert die Information grundsätzlich in Form von gleich großen Datenpaketen nach dem "Container-Prinzip". Damit können gleichzeitig Fernsehsignale, Audiosignale und Zusatz-Daten zusammen gefasst in einem MPEG-Transportstrom übertragen werden. Da das verfügbare Frequenzspektrum begrenzt ist, werden die Signale vor der Übertragung reduziert und komprimiert, damit die zu übertragende Datenmenge (in der Fachsprache Datenrate) möglichst niedrig wird. Beim MPEG-2-Verfahren kann die Datenrate für ein Fernsehprogramm zwischen zwei MBit/s und 15 MBit/s eingestellt werden, je nachdem, welche Übertragungsqualität man erzielen möchte.

Für eine dem heutigen analogen PAL-Fernsehsignal gleichwertige Bildqualität werden bei digitaler Übertragung etwa drei bis fünf MBit/s benötigt. Für die Übertragung von Bildern mit sehr hohem Bewegungsanteil, zum Beispiel Sportübertragungen, muss eine größere Datenrate gewählt werden. Die MPEG-Codierung ermöglicht es, auf einem heute üblichen Übertragungskanal (sieben beziehungsweise acht MHz Bandbreite) mehrere Fernsehprogramme und zusätzlich noch andere Dateninhalte zu senden.

Für DVB-T sind drei Modulationsverfahren festgelegt worden: QPSK, 16-QAM und 64-QAM. Sie erfüllen gemeinsam mit weiteren wählbaren Systemparametern unterschiedliche Anforderungen an Übertragung und Empfang. So kann zum Beispiel der Schutz gegen Übertragungsfehler unterschiedlich hoch gewählt werden. Durch diese Flexibilität besteht die Möglichkeit, die Anzahl der auszustrahlenden Programme und die Empfangsart zu bestimmen, also zum Beispiel ob mobil, portabel mit Stabantenne oder stationär empfangen werden soll.

DVB-T-Sender arbeiten bei der Übertragung nach dem COFDM-Verfahren (Coded Orthogonal Frequency Division Multiplex). Das wesentliche Prinzip dieses Verfahrens ist die Verteilung der Information auf viele, dicht nebeneinander liegende Trägerfrequenzen. Werden einzelne Träger auf dem Übertragungsweg gestört, kann im Empfangsgerät mit bestimmten Rechenverfahren eine Fehlerkorrektur durchgeführt werden, so dass der Zuschauer ein ungestörtes Bild erhält. Solche Störungen des Empfangs sind beispielsweise beim mobilen Empfang unvermeidbar (Abschattungen, Reflexionen etc.). Dort benötigt man deshalb einen sehr hohen Fehlerschutz, um ein robustes Signal für eine störungsfreie Wiedergabe zur Verfügung zu stellen.

Das digitale System nutzt allerdings in bestimmten Grenzen solche "Störungen" sogar zur Verstärkung: dies gilt beispielsweise für die durch Reflexionen erzeugten Mehrwegesignale, die beim Analogempfang zu den bekannten Geisterbildern führen. Ein weiterer Vorteil von DVB-T besteht in der Möglichkeit, auf einem Kanal mehrere Sendeanlagen an verschiedenen Standorten im so genannten "Gleichwellenbetrieb" (Single Frequency Network, SFN) für die Ausstrahlung eines identischen Transportstroms zu betreiben. Damit wird im Vergleich zum heutigen analogen Sendebetrieb die Effektivität der Frequenznutzung wesentlich erhöht. Der Gleichwellenbetrieb bietet außerdem verbesserte Empfangsbedingungen im Versorgungsgebiet durch den entstehenden Netzgewinn. Außerdem kann man dasselbe Bild von mehreren Sendemasten zusammen geschnitten bekommen; es wird das besser überlieferte Datenpaket gewählt.

Kopernikus-Gymnasium, Niederkassel

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