Barockes Leben in Bonn

Überall in der Bundesstadt finden sich zahlreiche Spuren des sinnenfreudigen Zeitalters - Artikel der Gesamtschule Bonn-Beuel, Klasse 8.5

Barockes Leben in Bonn
Foto: Horst Müller

Bonn. Im Geschichtsunterricht beschäftigten wir uns mit dem Absolutismus und suchten in Bonn nach Spuren aus dieser Zeit. Absolutismus bedeutet vereinfacht: Es gibt einen Herrscher, und die anderen müssen den Mund halten und gehorchen.

Der König war Herrscher von Gottes Gnaden. Der Absolutismus kam von Frankreich auch in andere Länder Europas, so auch nach Deutschland. Viele kleine "Sonnenkönige" wollten es dem großen Ludwig gleich tun und bauten Schlösser nach dem Vorbild von Versailles.

Ein Ausdruck für die Macht der absolutistischen Herrscher sind die Schlösser im barocken Baustil. "Barock" bedeutet im übertragenen Sinne verschnörkelt, überladen, schwülstig. Weitere Merkmale: sehr viele Goldverzierungen, Statuen an der Außenfassade, Decken- und Wandmalereien, Stuck und kostbare Stoffe innen. Auch die Bürger versuchten, ihre Bauten so auszurichten.

Viele kennen Bonn als moderne Stadt. Die alten Gebäude gehören einfach zum Stadtbild, ohne dass man sich fragt, wann und wie sie entstanden sind. Seit dem 18. Jahrhundert begann für Bonn eine äußerst glanzvolle Zeit. Der zu dieser Zeit hier lebende Kurfürst Joseph Clemens kannte die Schlösser des französischen "Sonnenkönigs" und ließ mit Hilfe von französischen Architekten und Handwerkern in Bonn ähnliche Bauten errichten.

Er starb, bevor er seine Baupläne verwirklichen konnte, und so vollendete Clemens August dessen Vorhaben. Wunderbare Bauten entstanden, doch alles auf Kosten der Bürger und Bauern.

Für die "Residenz", das größte Schloss Bonns, heute das Hauptgebäude der Universität, wurde 1697 der Grundstein gelegt, doch die beiden Seitenflügel entstanden erst 1715. In diesem Anbau befanden sich die Privatgemächer des Kurfürsten und boten freien Blick auf den Kaiserplatz.

Arkaden, Innenhöfe, vergoldete Statuen finden sich an der Fassade: Der Kurfürst hat sich ein Beispiel an den prunkvollen Bauten des Sonnenkönigs genommen. Fast gleichzeitig entstand auch das Poppelsdorfer Schloss, das Lustschloss. Es wurde 1723 bis 1761 erbaut.

Das eigentlich als Lustschloss genutzte Gebäude "Clemensruh" beherbergt heute das Zoologische Institut der Bonner Universität. Damit man zu absolutistischer Zeit leichter von der "Residenz" bis zum Poppelsdorfer Schloss kutschieren konnte, wurde zwischen den beiden Schlössern eine Allee gebaut.

Die heute noch sichtbare Achse zum Poppelsdorfer Schloss war ursprünglich als Kanal geplant. Aus Geldmangel wurde sie jedoch parkartig als Allee angelegt. Man kann sich gut vorstellen, wie früher hier die Damen mit Reifröcken und Hüten mit großen Federn entlangstolziert sind.

Die Männer trugen Kniehosen und darüber einen Rock mit langen Rockschößen. Und dann die weißen Perücken und der "Dreispitz" der Herren. Alle Kurfürsten, besonders aber Clemens August, feierten gerne und ausgiebig. Oft gab es Maskenbälle, bei denen sich alle Gäste verkleiden mussten.

Trotz großer Geldnot wurde weiter gebaut. Kurfürst Joseph Clemens war verschuldet, er hinterließ seinem Nachfolger Clemens August viele Prachtbauten, die aber unvollendet waren oder deren Innenausstattung noch fehlte. Sogar die Pferde des Kurfürsten mussten verkauft werden, um seine Beerdigung zu bezahlen.

Auch das Michaelstor stammt aus dieser Zeit. Dieses etwa 250 Jahre alte, im Barockstil errichtete Gebäude wurde zuerst als Versammlungsraum genutzt. Heute fahren die Autofahrer auf der Koblenzer Straße hindurch. Nur einen Steinwurf vom Michaelstor entfernt liegt der "Alte Zoll". Dieser Teil der barocken Stadtbefestigung wurde im 17. Jahrhundert als Bastion erbaut. Heute ist der "Alte Zoll" ein besonderer Aussichtspunkt.

Das Rathaus am Marktplatz kennt natürlich jeder. Es wurde von Michel Leveilly erbaut. Auftraggeber war Kurfürst Clemens August. Am Giebel sieht man das alte Bonner Wappen, flankiert von zwei Löwen und gekrönt mit dem "Kurhut", der Krone des Kurfürsten.

Die Fassade dieses Gebäudes ist typisch für diese Zeit, sie ist reich verziert mit Fabelwesen, Tieren, Pflanzen und anderen Schnörkeln. Die Bonner Bürger mussten den gesamten Bau allein finanzieren, und so ging ihnen das Geld aus, noch bevor der Bau fertig war.

Auch der Marktbrunnen mit dem Obelisken musste zu Ehren und auf Befehl des Kurfürsten errichtet werden. Seit nun schon über 230 Jahren erfüllt er seine Funktion als Brunnen. Auch er ist von Michel Leveilly erbaut.

Interessant ist auch die Namen-Jesu-Kirche, die 1686 erbaut wurde. 31 Jahre dauerte es, bis sie fertig wurde. Die Bauzeit war so lang, weil Bonn wieder im Krieg war. Ludwig van Beethoven wurde in dieser Kirche getauft. Das Taufbecken ist noch erhalten. Der junge Ludwig hat hier jeden Sonntag auf der Orgel gespielt. Diese Orgel ist heute noch im Beethovenhaus zu besichtigen.

Nicht weit entfernt, steht das Geburtshaus Beethovens, welches vor rund 300 Jahren erbaut wurde. Die Außenfassade ist als Gebäude des Barock sofort zu erkennen, wenn auch viel einfacher als die Prunkbauten.

In den Vorderhäusern wohnten immer nur reiche Familien, so auch in diesem Haus. Die Familie van Beethoven konnte sich zu ihrer Zeit nur das viel preiswertere Hinterhaus zur Miete leisten. Ludwig wurde hier im Dezember 1770 in einem sehr kleinen Zimmer geboren.

Gesamtschule Beuel, Klasse 8.5

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