Arbeiten für auf eine straffreie Zukunft

Eine Sozialtherapie soll Jugendlichen helfen - Artikel der JVA Siegburg, Klasse 10a

Siegburg. Therapie im Strafvollzug, wie soll das funktionieren? Wenn man auf die Sozialtherapeutische Abteilung kommt, fällt einem sofort auf, dass die Zellentüren offen sind. Auf der Abteilung wohnen insgesamt 28 jugendliche Strafgefangene, die dort ganz anders miteinander umgehen als das im übrigen Hafthaus der Fall ist.

Bei Meinungsverschiedenheiten versuchen die Jugendlichen normal miteinander zu diskutieren und nicht aggressiv zu werden oder sich zu beleidigen.

Die jungen Strafgefangenen nehmen an der Sozialtherapie teil, weil sie ihr Leben ändern wollen. Dort wird den Jugendlichen angeboten, an Gesprächsgruppen und Gruppenleben teilzunehmen. Jeder Gefangene, der neu auf diese Abteilung kommt, muss erst einmal zwei Monate an einer Probephase teilnehmen und zeigen, dass er genügend Motivation mitbringt.

Diese Zeit kann er nutzen, um sich ans Gruppenleben zu gewöhnen. In der Zeit scheitern auch diejenigen, die einfach nur kommen, weil sie glauben, dass hier die Haftzeit lockerer bewältigt werden kann.

Erst in der zweiten Phase geht es richtig los. Man bekommt einen Einzelgesprächspartner aus dem Betreuerteam, mit dem man seine Probleme besprechen kann. Es gibt aber auch noch andere Möglichkeiten, die so genannte Kleingruppe. Dort sind sechs Gefangene, die daran teilnehmen; man kann dort alles ansprechen, was einen stört oder eigene Probleme, die einen belasten.

Damit die Eltern in die therapeutische Maßnahme mit einbezogen werden können, finden zeitweilig Sonderbesuche mit den Eltern der Gefangenen statt. An diesen Besuchen nimmt auch der jeweilige Einzelgesprächspartner teil. Jeder der Gefangenen muss einmal oder mehrmals Gruppensprecher sein, das bedeutet, dass derjenige einen Monat lang die Verantwortung für die Gruppe hat.

Der Gruppensprecher hat verschiedene Aufgaben: Er muss darauf achten, dass die Abteilung sauber ist und die Mitgefangenen ihre Dienste gut erledigen, er muss sich für die anderen Gefangenen einsetzen, wenn sie einen Antrag gestellt haben, und wenn Bewohner Konflikte miteinander haben, muss er helfen, diese zu schlichten. In den vielfältigen Übungsfeldern bekommt jeder sein Fehlverhalten vor Augen geführt.

Die ständige Kontrolle durch Betreuer und Mitgefangene ist nicht einfach durchzuhalten. Aber für die, die dies schaffen, besteht eine gute Chance, nach der Entlassung ein straffreies Leben zu führen.

JVA Siegburg, Klasse 10A

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