Bei Mietvermittlungen gilt das Bestellerprinzip Berater für Kunden auf beiden Seiten

Was leisten Makler, wie sollte ihre Arbeit bezahlt werden, und wo steht die Immobilienbranche in zehn Jahren? Darüber diskutieren Branchenexperten beim 1. GA-Immobilienforum.

Bei Mietvermittlungen gilt das Bestellerprinzip: Berater für Kunden auf beiden Seiten
Foto: Alois Müller

Welche Leistung bieten Makler und wie sollte die Arbeit vergütet sein? Ein Thema, das nicht nur die Branche bewegt. Seit vier Jahren gilt bei Mietvermittlungen das Bestellerprinzip - wer (den Makler) bestellt, bezahlt. Aktuell wird diskutiert, dies auch bei Immobilienkäufen anzuwenden. Branchenexperten betonen, dass in der Diskussion gerne eines zu kurz kommt: dass Makler eine nicht zu vernachlässigende Beratungsfunktion haben. Ein Thema, das beim 1. GA-Immobilienforum seinen gebührenden Stellenwert bekam.

Claudia Steinfort (S Corpus Immobilien) beschreibt die Aufgabe so: "Als der Immobilienexperte der Sparkasse KölnBonn beraten wir unsere Kunden seriös und ausführlich zu allen Themen rund um die Immobilie: Was ist sie wert? Wie erziele ich mit Hilfe des Netzwerks der Sparkasse KölnBonn einen guten Preis? Welche Unterlagen werden für den Verkauf oder Kauf benötigt? Welchen Kaufpreis kann ich mir leisten beziehungsweise aus Sicht des Verkäufers: Bekomme ich nach Beurkundung sicher mein Geld? Kurz gesagt: wir begleiten Käufer und Verkäufer von A bis Z, stehen für Fragen mit unserem Expertenwissen zur Verfügung bis zum Notartermin... und darüber hinaus. Eine Provision wird erst dann fällig, wenn wir erfolgreich beurkundet haben."

Helmut Hergarten (Haus & Grund) begrüßt das Bestellerprinzip: "Dass Mieter den Makler bezahlen, fand ich ungerecht." Vermieter könnten bei neuen Projekten ja mit den Projektentwicklern über die Vertriebsaufteilung verhandeln. Und eine Marktbereinigung im Segment der Makler sei ein "positiver Nebenaspekt".

Geht es nach Jan-Peter Sattler-Riegel (Immobilienkontor Peter Sattler), würde jede Seite eine Monatsmiete zahlen. Denn letztlich seien Makler auch für beide Seiten tätig. "Wir fragen zum Beispiel für den Vermieter die finanzielle Situation des Mieters ab. Und diesen beraten wir etwa bei der Erstellung eines ausgewogenen Mietvertrages." Ähnliches gelte beim Immobilienkauf. "Wenn Sie den Maklerberuf professionell ausüben, arbeiten Sie für beide Seiten. Die Kosten sollten daher gleichmäßig verteilt sein."

Roland Kampmeyer (Kampmeyer Immobilien) fordert eine deutschlandweit einheitliche Regelung. "Das wäre gut für die Verbraucher. Derzeit gibt es auf Länderebene ein ziemliches Durcheinander." Hergarten geht davon aus, dass die Bezahlung der Maklerleistung noch lange auf der Agenda stehen wird: "Solange das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage anhält, wird das Thema Gegenstand der politischen Diskussion bleiben."

Wo steht denn der Immobilienmarkt in der Zukunft? "Entscheidend wird sein, wie wir die Diskussion gesellschaftlich weiterführen", meint Kampmeyer. Die Klimadebatte zeige, welche Dynamik ein Thema in kurzer Zeit gewinnen könne. An der Preisentwicklung werde sich indes wenig ändern, prognostiziert der Immobilienexperte. Die Entwicklung sei zum Megatrend geworden. In der Bonner Region stelle sich aber die Frage, ob die Angebote für die Bevölkerungsentwicklung geeignet sind.

Christian Dorn (PSD Bank West eG) erkennt in der Immobilienwirtschaft eine Parallele zum Bankensektor. Der wurde und wird weiterhin in Folge der Finanzkrise reguliert. Zusammen mit anderen Faktoren kommen - so Dorn - auch auf die Immobilienbranche starke Veränderungen zu, die vieles auf den Kopf stellen können. Disruptive Entwicklungen nennt man solche Umbrüche. Diese werden zu Konsolidierungen führen. In der Branche müsse man sich "nachhaltig Gedanken machen, wie man sich künftig aufstellen will". Eine weitere Parallele zur Finanzwirtschaft sieht Dorn beim Thema Fachkräfte. Der Wettkampf um die besten Köpfe sei in der Finanzbranche stark, "das ist zunehmend auch in der klassischen Immobilienbranche ein Thema".

Bernd Meier (Hüttig & Rompf) sieht das ähnlich: "Wir brauchen sehr gute Berater. Das ist entscheidend wichtig." Meier sieht die Branche gerade in einer "Zwischenwelt": Kunden wollen einerseits eine fundierte Beratung haben, andererseits suchen sie im Internet die schnelle Info und den Vergleich. Eine gute Beratung setze darauf auf: Den Einstieg über die Recherche in Finanzportalen könne man nutzen, um eine persönliche Beratung anzuknüpfen. Standardfinanzierungen werden immer seltener.

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