Sieben Berge: vom Drachenfels bis zur Wolkenburg

Wissenswertes rund um die Berge des Siebengebirges

Sieben Berge: vom Drachenfels bis zur Wolkenburg
Foto: Frank Homann

Drachenfels

Der Drachenfels ist - gemessen an seinen Besuchszahlen - gewiss der "Star" der Erhebungen im Siebengebirge. Die mehrfache Deutung des Namens Drachenfels geht zum einen auf sein besonderes Gestein zurück. Der Trachyt war schon zur Zeit der Römer bekannt. Aus dem Trachyt-Felsen wurde demnach der Drachen-Fels.

Nach Ansicht von Heimatforschern hingegen ist der Berg wegen seines zum Rhein hin sehr gefährlichen und auch bedrohlich aussehenden Abhanges zu seinem Namen gekommen. Drachenfels habe ursprünglich drohender Fels geheißen. Und dann gibt es natürlich auch noch die Sage um den Drachen am Drachenfels - sicher einer der Gründe für die Popularität des Berges, der zu den meist besuchten in Europa gehören soll. Der Sage nach soll der Lindwurm in der Drachenhöhle, gelegen an der Vorderseite des Berges zum Rhein hin, gehaust haben.

Die Höhlung, die einige Meter über den Weinbergen am Fuße des Drachenfelses liegt, ist rund 15 Meter hoch, reicht aber nicht sehr tief ins Gestein. Einer der bekanntesten Überlieferungen zufolge sollen sich hier übrigens die Ereignisse der Siegfriedsage zugetragen haben: Held Siegfried bezwang den Drachen und wurde durch das Bad in dessen Blut unverwundbar - zumindest beinahe.

Löwenburg

Über die Löwenburg ist anlässlich der Honnefer Ausstellung zu ihrer 800-jährigen Existenz viel gesagt und geschrieben worden. So war manche der Sagen und Legenden zu hören, die sich seit jeher um den Honnefer Hausberg ranken und von Geistern und Gespenstern ebenso berichten wie von der weißen Jungfrau, die harmlose Wanderer in ihre Fänge lockt.

So schön und aufregend die Anekdoten auch sind - für das Erleben der Stimmung eignet sich ein persönlicher Besuch auf Bad Honnefs höchstem Punkt noch immer am besten. Von der in 455 Metern gelegenen Burgruine, die zu Beginn der 1980er Jahre weitgehend rekonstruiert worden war, eröffnet sich einer der schönsten Rundblicke auf Rheintal, Eifel, Siebengebirge und Westerwald.

Wer seinen Blick gedankenverloren in die Ferne schweifen lässt, dem könnte es passieren, dass er unachtsam auf Überbleibseln längst vergangener Tage herumtritt: Im alten Burggarten wächst noch heute der Hohle Lerchensporn, eine Heil- und Giftpflanze. Die Löwenburg wurde 1867 zum Hauptbeobachtungspunkt für die genaue Einmessung des rheinischen Dreiecksnetzes.

Die nächsten Peilpunkte sind der Kölner Dom sowie der Michaelsberg bei Bad Münstereifel und die Nürburg. Alle drei Messpunkte sind bei klarer Sicht von der Löwenburg aus mit bloßem Auge zu erkennen. Das Dreiecksnetz ist Bestandteil der europäischen Gradmessung. So gut es zur Burg und ihren Rittern, die das Tier im Wappen führten, auch passen würde - mit dem König der Tiere hat die Löwenburg vermutlich nichts zu tun.

Der Name ist wohl vielmehr eine Tautologie, also eine sich wiederholende Bezeichnung durch verschiedene Ausdrücke. Der Name Lewenburg, wie die Erhebung früher hieß, bedeutet nichts anderes als Berg-Berg, weil die Silbe lew Grabhügel oder Berg bedeutet.

Lohrberg

Mit Wald und Bäumen hängen in der Regel die Namens- und Ortsbezeichnungen zusammen, die mit dem althochdeutschen Wort Loh versehen sind. Auch der Name des nahe der Margarethenhöhe gelegenen Lohrberges ist demnach auf den Bewuchs zurückzuführen, der sich auf dem Trachyt gebildet hat.

Die Besonderheit des Lohrberges liegt darin, dass er im Grunde ein Siebengebirge im Siebengebirge ist - besteht das "Lohrberg-Massiv" doch aus sieben einzelnen Anhöhen: Neben dem 435 Meter hohen Gipfel sind da der Trenkeberg (422 Meter), der Scheerkopf (373 Meter), die Merkenshöhe (bestehend aus Großem und Kleinen Brüngelsberg), der Erpenstalkopf, die Brandelhardt sowie das Userottsknippchen. Auf den Markierungen und Karten sind heute vielfach allerdings nur die drei markantesten Anhöhen verzeichnet.

Lohnenswert sind sie allemal, die Ausblicke vom Trenkeberg und seiner Langendörferhütte sowie vom Erpentalskopf. Umwandern lässt sich das gesamte Ensemble auf dem Rundwanderweg vom Forsthaus Lohrberg ausgehend, dann vorbei am Berghof, zum Löwenburger Hof und zurück über den so genannten "Drei-Seen-Blick" wieder zum Ausgangspunkt Forsthaus.

Nonnenstromberg

In der Nibelungenhalle am Drachenfels hängt ein Gemälde des Künstlers Hermann Hendrich: Die schlafende Brunhilde. Wer das Bild, begleitet von den obligatorischen Wagner-Klängen, eingehend betrachtet, der wird in der ruhenden Schönheit früher oder später einen Bergrücken des Siebengebirges entdecken.

Es ist der zwischen Petersberg und Rosenau gelegene Nonnenstromberg, der Hendrich seinerzeit zu seiner Darstellung inspirierte. Wenn sich morgens unter dem Oelberg die Nebel drehen, kann die Stimmung auch heute gut nachempfunden werden, die den Künstler seinerzeit bewegte. Seit 1988 ist der Nonnenstromberg eine Naturwaldzelle. Das bedeutet, dass sich die Natur möglichst ohne menschlichen Eingriff entwickeln soll.

Mit Klosterfrauen hat der Name des am besten vom Einkehrhaus erreichbaren Berges übrigens nichts zu tun. Er steht vielmehr mit dem nahen Petersberg in Verbindung: Der hieß früher Stromberg, so dass man seinen Nachbarn "unten am Stromberg" nannte. "Unten" war damals "onnen", das "N" am Anfang diente der leichteren Aussprache.

Oelberg

Allgemein spricht man vom Oelberg und meint den "großen Oelberg", der mit 461 Metern Höhe der höchste Berg des Siebengebirges ist. Nicht weit entfernt befindet sich der 332 Meter hohe "kleine Oelberg". Der Oelberg war früher der Auelberg des Auelgaus, wie der Siegkreis im Mittelalter bezeichnet wurde.

Die Tonerde heißt im Lateinischen olla und aul im Althochdeutschen. Eine andere - und vermutlich korrekte - Deutung des Namens geht davon aus, dass der Oelberg früher eigentlich Malberg hieß. Das "Mal" könnte ein Markstein zwischen Kurköln und Berg gewesen sein. In der Mundart wurde aus dem offen gesprochenen "Mol" der Olberg, hieraus entstand der Name Oelberg.

Demnach ist "Ohlberg" auch die richtige Aussprache. All das muss den Gast nicht kümmern, wenn er sich bei Familie Prinz zu einem ihrer berühmten Wildgerichte niedergelassen hat und dabei zu den Erzeugnissen aus der Spitzen-Küche im Wortsinn den grandiosen Ausblick genießt.

Petersberg

Wo Michael Schumacher heiratete und Bill Clinton joggte, fing im Mittelalter mit einigen Zisterziensermönchen alles an. Sie waren vom Kloster Himmerod in der Eifel mit der Aufgabe ausgesandt worden, ein Tochterkloster zu gründen und wählten dafür den heutigen Petersberg.

Erst als sich die Bedingungen dort als zu unwirtlich herausstellten, siedelten sie ins Heisterbacher Tal um, wo daraufhin das gleichnamige Kloster entstand. Der 331 Meter hohe Petersberg wurde nach der Kapelle des heiligen Petrus benannt. Sein früherer Name war jedoch Stromberg, in Anlehnung an die Nähe zum Rhein.

1888/89 wurde eine Zahnradbahn errichtet, die die Besucher vom Königswinterer Bahnhof aus hinauf zum Gipfel brachte, später aber dann den Betrieb einstellte. Heute bewältigen die meisten Ausflügler den Höhenunterschied mit dem Auto, um vom Berg aus den herrlichen Ausblick zu genießen. Die Serpentinenstrecke blieb übrigens dem früheren Staats- und Parteichef Leonid Breschnew in unschöner Erinnerung.

Als er während seines Staatsbesuchs die Strecke befuhr, bediente er in einer der Kurven sein Gastgeschenk aus dem nahen Kanzleramt, einen Mercedes Benz Coupé vom Typ 450 SCL, so unsachgemäß, dass es dem edlen Stück die Ölwanne aufriss. Vor Schadenfreude sei an der Stelle gewarnt: Vorsicht ist auf der Zufahrt zum Petersberg nämlich bis heute geboten.

Wolkenburg

Es war wohl die Beobachtung, dass die von Westen herangetriebenen Wolken an ihr hochsteigen und das Bergplateau verhüllen, die der 324 Meter hohen Wolkenburg ihren Namen gab. In früheren Zeiten bot sich dieses Schauspiel vermutlich noch häufiger als heute, denn der Berg war einst 30 bis 40 Meter höher. Seine Spitze wurde bis etwa 1900 als Steinbruch genutzt, was von Süden her noch immer zu erkennen ist.

Zum Opfer fiel dem Gesteinsabbau auch die Burg, welche für die zweite Silbe des Namens bürgt: Sie hatte der Kölner Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenberg zu Beginn des zwölften Jahrhunderts errichten lassen. Während einer Kölner Judenverfolgung 1349 soll die Burg den Bedrängten Asyl gewährt haben. Die Wolkenburg war Sitz des gleichnamigen Kölner Amtes und verfiel im 16. Jahrhundert.

Ihr Turm stürzte 1740 übrigens bei Steinbrucharbeiten ein. Weil keiner der Hauptwanderwege auf die Wolkenburg führt, ist sie heute ein Biotop für wärmeliebende Pflanzen und Tiere.

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