GA-Wandertag 2017 Routen machen Geschichte des Siebengebirges erfahrbar

Siebengebirge · Das Siebengebirge blickt auf eine über 2000-jährige Geschichte zurück. Ob alte Klöster oder ein stillgelegter Steinbruch: Entlang der Routen des 40. GA-Wandertags gibt es zahlreiche Spuren dieser Vergangenheit zu entdecken.

„Frau Königin! Hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen ist es noch tausendmal schöner als hier“: So oder so ähnlich könnte das Märchen von Schneewittchen außerhalb des Siebengebirges erzählt werden. Doch Geschichten und Sagen rund um Zwerge, Drachen und den Rhein findet man zuhauf über diese wunderschöne Region.

Fast verwerflich wäre es dabei, die dokumentierte und unverfälschte Vergangenheit des Siebengebirges außer Acht zu lassen, die dem Wanderer nahezu auf Schritt und Tritt begegnet. Um sich die bekanntesten Berge einzuprägen – und zwar der Höhe nach –, hat Forstdirektor Stephan Schütte vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft folgende Eselsbrücke zur Hand: „Ohne Liebe läuft nichts, Pausen wirken deprimierend.“ Oder anders gesprochen: Oelberg, Löwenburg, Lohrberg, Nonnenstromberg, Petersberg, Wolkenburg und Drachenfels.

Für Schütte ist das Siebengebirge eine der schönsten und interessantesten Landschaften Deutschlands: „Doch dessen heutige Schönheit und ökologische Vielfalt ist keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis einer über 2000-jährigen Geschichte.“ Spuren dieser Vergangenheit gibt es auch beim diesjährigen Wandertag zu entdecken. Mit Gedanken an vergangene Generationen, fast vergessene Klöster und landesherrliche Jagdgebiete wandert es sich noch aufmerksamer.

Blick auf stillgelegten Steinbruch

Im Mittelalter wuchs mit steigender Bevölkerungszahl der Bedarf an Nahrung und Viehfutter erheblich. Vornehmlich durch die Klöster – im Siebengebirge die Abtei Heisterbach – wurden immer mehr Wälder gerodet, insbesondere die Wälder auf guten Böden. Bis zum Ende des Mittelalters war die heutige Wald-Feld-Verteilung in etwa hergestellt. Die 20-Kilometer-Route des Wandertags bietet beispielsweise von Haus Schlesien aus Richtung Weilberg einen Blick auf den stillgelegten Steinbruch.

Holz aus dem Siebengebirge war begehrt, doch wirtschaftlich noch interessanter war der Steinabbau. Schon die Römer nutzten die Steine vom Drachenfels, um ihre Garnisonsstädte Bonn und Köln zu befestigen. Auch der Kölner Dom wurde im Mittelalter teils mit Trachyt vom Drachenfels errichtet.

"Eine einmalige Kulturlandschaft gerettet“

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts intensivierte sich die Steingewinnung, da viel Basalt als Schotter für den Bau der Eisenbahnlinien, als Pflastersteine für die Straßen in den schnell wachsenden Städten und als Uferbefestigung am Rhein benötigt wurde. Nachdem jedoch 1828 bei Steinbrucharbeiten die Außenmauer der Burgruine auf dem Drachenfels abstürzte, kam es zu massiven Protesten und zu der Forderung, den Drachenfels als Kulturdenkmal zu erhalten. Als der Abbau trotzdem fortgeführt wurde, griff die preußische Regierung schließlich hart durch und rettete die Naturschönheit – für Schütte war dies die Geburtsstunde des Naturschutzes in Deutschland.

Um den Basaltabbau auch bei den übrigen Bergen zu verhindern, wurde 1869 auf maßgebliche Initiative des Bonner Geologen Heinrich von Dechen der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS) gegründet. „So wurde durch vorausschauende Personen eine einmalige Kulturlandschaft gerettet“, ist sich Schütte sicher.

Siebengebirge als Naturschutzgebiet ausgewiesen

Vor knapp 100 Jahren wurde das Siebengebirge als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Der gesamte Wald misst eine Fläche von 4510 Hektar, das entspricht etwa 7000 Fußballplätzen. Ein Teil dieses Waldgebiets kann auf der 30-Kilometer-Route erwandert werden. Ab Haus Schlesien führt die Strecke über die Kasseler Heide und präsentiert auf der einen Seite Ausblicke bis ins Bergische Land, auf der anderen die Silhouette des Siebengebirges.

Auch der Wohnort der Mönche darf bei allen Strecken genauer erkundet werden. Der Blick auf die mächtige Mauer des Klosters Heisterbach begleitet den Wanderer ein Stück seines Weges. Der Name betont erneut übrigens die Relevanz des Rohstoffs Holz für die Menschen in jener Zeit. Denn „Heister“ steht im Mittelhochdeutschen für Buche. Die uralten Bäume sorgen heute für den besonderen Reiz des Siebengebirges.

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