Napoleon ließ den Wald leer jagen

Drei Routen führen durch den Kottenforst - Dessen Name ist keltischen Ursprungs - Kurfürst Clemens August legte die breiten Alleen an - Laubhölzer ersetzten Tannen und Fichten

Napoleon ließ den Wald leer jagen
Foto: Wolfgang Henry

Rhein-Sieg-Kreis. Egal, für welche Route sich die Teilnehmer des Wandertages des General-Anzeiger am Sonntag, 7. September, auch entscheiden, sie lohnen sich alle, denn die drei Strecken (10, 20 und 30 Kilometer) führen durch den 4 000 Hektar großen Kottenforst. Die Routenplanung lag wieder in den Händen des Eifelvereins Rheinbach unter der Federführung von Heinz Kessel.

Start des Wandertags ist von 9 bis 11 Uhr an der Burg Kriegshoven bei Heimerzheim. Die Naturfreunde können heute deshalb in einem weitgehend geschlossenen Wald wandern, weil der Kottenforst nie in Privatbesitz war und deshalb auch nie die Gefahr einer Rodung im größeren Stil bestand.

Der Name des zwischen Bonn, Wachtberg, Meckenheim und Witterschlick gelegenen Waldes ist keltischen Ursprungs. "Coat" und "forestis" war die fränkische Rechtsbezeichnung für den Königswald. Im 7. Jahrhundert einfach "forestis nostra" (unser Wald) genannt, taucht der heutige Name erstmals in einer Urkunde der Abtei Prüm aus dem Jahre 886 als "cotenforast waltmarca" auf. Die herrenlosen Wälder, die die Franken bei ihren Einfällen im vierten Jahrhundert vorgefunden hatten, wurden Königsgut und später durch Schenkung oft Klosterbesitz.

973 bestätigte Kaiser Otto II. die Schenkung an das Erzstift Köln und damit, dass der Kottenforst seit den Frankenkönigen ein Königswald war. Die in der Schenkung beschriebenen Grenzen stimmen fast vollständig mit den heutigen überein. 1064 vererbte Erzbischof Anno II. den Wald der Abtei Siegburg, die ihn 1549 wieder an den Kölner Erzbischof verkaufte.

Die ersten Forsthäuser wurden unter Kurfürst Clemens-August, von 1723 bis 1761, gebaut. Einen Einbruch erlebte der Wald 1794 mit dem Einmarsch der Franzosen: Unter Napoleon wurde der Wildbestand leer gejagt und sein Holz zur Finanzierung der Rüstungsausgaben verkauft.

Erst nach dem Wiener Kongress 1815 begann unter den Preußen eine geregelte Forstwirtschaft. Die Bäume stehen in einem "Staunässeboden", daher auch der Reichtum an Nassholzarten. Alte Waldbestände wechseln mit Neupflanzungen. Das Ergebnis heute: Eine Naturidylle mit Vogel- und Wildreichtum und eine vielfältige, teils seltene Flora.

Beliebt ist der Kottenforst auch deshalb, weil er über ein gutes, teilweise asphaltiertes Wegenetz verfügt. Angelegt wurden dieses schon im 18. Jahrhundert von Clemens August, allerdings nicht zum erholsamen Spaziergang, sondern zur Parforcejagd. Dazu wurde der Wald 1727 komplett vermessen und breite Alleen aufgeschüttet. Allerdings sollte der Besucher des Kottenforstes nie vergessen, dass er sich im Wald und auf Forstwirtschaftswegen befindet, die auch der Pflege des Waldes dienen.

Dafür zuständig sind die Forstbetriebsbezirke Buschhoven und Röttgen, das Schönwaldhaus des Staatlichen Forstamtes Bonn Kottenforst-Ville und die Revierförsterei Bonn. Ihre Hauptaufgabe ist es, für einen gesunden, artenreichen und stabilen Wald zu sorgen, der auch forstwirtschaftliche Erträge abwirft, auch für künftige Generationen.

Gepflegt werden vorwiegend Laubmischwälder, die 60 Prozent des Kottenforstes ausmachen. Ein Drittel des Waldes besteht aus Fichtenwald, der hauptsächlich aus der Aufforstung der Nachkriegszeit stammt.

Ziel des Staatlichen Forstamtes ist es, den Wald in etwa 50 Jahren wieder in seinen Ursprung, in einen reinen Laubholzwald umzuwandeln. Die Bäume, insbesondere die Eichen, sind bis zu 160 Jahre alt. Nur vereinzelte sind älter.

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