40 Jahre GA-Wandertag Durch Wald und Flur nach Blankenberg

Blankenberg · In diesem Jahr wird der GA-Wandertag 40 Jahre alt. Aus diesem Grund zeigt der GA noch einmal die schönsten Wandertags-Touren. Dabei darf natürlich nicht die Rekordtour nach Blankenberg von 1995 fehlen.

Als am 24. September 1995 um 9 Uhr die Wanderer auf die Strecke geschickt werden sollten, da waren schon einige Dutzend unterwegs. Sie hatten es nicht erwarten können, die 10, 20 oder 30 Kilometer Richtung Blankenberg in Angriff zu nehmen. 7000 Menschen insgesamt – so viele wie nie zuvor und auch noch nie danach bei einem GA-Wandertag – waren zum Allnerhof in Hennef gekommen, um von dort an Sieg und Bahn entlang sowie durch Feld, Wald und Wiesen in die malerische kleine Stadt hoch über der Sieg zu wandern.

Auch heute noch ist die Strecke ein Erlebnis, wie der GA-Reporter bei seiner Wanderung über weite Teile der damaligen 20-Kilometer-Strecke erfahren hat. Startpunkt ist ein Ort, den es 1995 noch gar nicht gab: der S-Bahn-Haltepunkt Hennef-Im Siegbogen mitten im neuen Wohngebiet. In Hennefs jüngstem Ortsteil haben Hunderte Häuslebauer ihren Traum von Eigenheim oder Eigentumswohnung verwirklicht. Es geht an gepflegten Gärten mit vielen Kinderspielgeräten und an vielen jungen Bäumen vorbei.

Nach Osten schweift der Blick über den Dondorfer See hinaus bis zu den Türmen der mittelalterlichen Blankenberger Burganlage. Doch bis dahin sind noch einige Stunden zu wandern, auf meist sehr schönen Wegen. Da nehmen Wanderer auch schon einmal einen kleinen Umweg in Kauf. Wer nämlich aus dem Wald hinter dem neuen Wohngebiet kommt und über Hossenberg nach Süden weitergehen will, steht plötzlich vor einer doppelten Leitplanke.

Die hat ihren Sinn, denn auf der L 333 ist Tempo 70 erlaubt. Beim GA-Wandertag gab es diese Straße, die Europaallee, noch gar nicht. Sie wurde erst mit dem Bau des Gewerbegebietes errichtet. Weil hier tendenziell schnell gefahren wird, wäre es zu gefährlich, den Weg von 1995 fortzusetzen. Besser ist es, auf dem Fuß- und Radweg nach rechts zu gehen, an der zweiten Fußgängerfurt die Straße zu überqueren, entlang der Max-Planck-Straße das Gelände der Firma Neugart zu umgehen, und auf dem Fuß- und Radweg unterhalb der B8 nach Hossenberg zu wandern.

Auf asphaltierten Wegen geht es über Petershohn ins Höhner-Bach-Tal. Kurz vor Michelshohn ist an diesem Morgen Nopi Kasartziadou mit ihrem Labrador Buddy unterwegs. „Eine sehr schöne Landschaft ist das hier“, schwärmt die 41-jährige Köchin aus Hennef, „und man kann den Hund frei laufen lassen.“ Während die beiden wieder nach Hennef zurückgehen, führt die Wanderung über landwirtschaftliche Wege an Feldern und Wiesen vorbei sanft bergauf Richtung Lichtenberg. Aus der Ferne grüßen Petersberg, Oelberg und Löwenburg.

Auf der anderen Seite von Lichtenberg treffen die Wanderer im Derenbachtal auf den Bergischen Weg, der auf 260 Kilometern vom Drachenfels bis Essen führt. Vor über 20 Jahren sind die GA-Wanderer auf der anderen Bachseite über die Höhe weitergegangen. Inzwischen ist das schöne Tal für die Wanderer erschlossen, und so geht es auf einem netten Weg am Bach entlang, über Hollenbusch und weiter auf dem alten Weg der Fronleichnamsprozession bis Uckerath. An diesem Tag begrüßen die Glocken der evangelischen Stephanus- und der katholischen Johanneskirche den Wanderer – es ist gerade 12 Uhr. Zwei Bänke vor der katholischen Kirche laden zur Mittagsrast ein. Die beiden Konfessionen müssen ein gutes Verhältnis haben. Wo sonst heißt wohl der Weg zwischen beiden Gotteshäusern Ökumenegässchen? In Uckerath ist mit rund 220 Metern der höchste Punkt der Strecke erreicht – vermutlich auch der lauteste. Denn über die B8 rauscht pro Minute ein Lastwagen durch den Ort. Hans Joachim und Monika Crombach haben sich daran längst gewöhnt. Beide wohnen an der Ecke Lichstraße und führen das dortige Schreibwarengeschäft, das Hans Joachims Großvater 1933 gegründet hat und das seine Eltern nach dem Krieg weitergeführt haben. Die beiden haben es in den 90er Jahren noch um eine Buchhandlung erweitert. Nur eines können sie nicht bieten: eine Wanderkarte mit Uckerath im Mittelpunkt, Wegen Richtung Sieg und Hanfbach, aber auch Siebengebirge und Westerwald. „Danach fragen uns die Kunden öfter, aber die gibt es leider nicht. Wir liegen immer am Rand.“

Auch bei dieser Wanderung liegt Uckerath am Rand, denn der Ort bildet den südlichsten Punkt, bevor es Richtung Süchterscheid weitergeht – der Weg ist zugleich als Wanderweg der deutschen Einheit markiert. Hans Joachim Crombach hat noch erzählt, dass er Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm und seine Frau – unterwegs auf eben jenem Weg – auch schon einmal vor seinem Geschäft gesehen hat. Zum ersten Mal auf der Strecke gibt es nun längere Passagen im Wald. Eichen, Buchen, dazu Fichten und Strauchgehölze – ein typischer Mischwald. Vögel zwitschern, die typische Waldluft steigt in die Nase.

Kurz vor Süchterscheid trifft der Weg auf den Natursteig Sieg, einen der beliebtesten Wanderwege im Rheinland. Im Ort können Wanderer dem geschwungenen weißen S auf blauem Grund folgen und durch den Wald Richtung Blankenberg weitergehen. Oder sie gehen 200 Meter bergab, vorbei an der Wallfahrtskirche Zum Heiligen Kreuz, und machen Rast im Landhaus Süchterscheid. Branko Mrdenovic ist seit 2012 der Chef. „Immer wieder kommen Wanderer, auch für eine Nacht, und freuen sich über die tolle Landschaft hier oben“, sagt er. In den vergangenen Jahren aber stagniere der Zuspruch der Wanderer.

Ein Urteil, dem sich der Blankenberger Gastronom Franz Drecker anschließt. Am Katharinentor führt er die Gaststätte Zum Alten Turm. Aus den vier großen Restaurants und Cafés innerhalb der Stadtmauer ist er der letzte Chef mit längerer Perspektive. Die Kollegen in den Traditionslokalen sind schon älter und wollen sich über kurz oder lang zurückziehen, erzählt er. „Es ist wunderschön hier, aber auch ein schwieriges Pflaster, weil wir zum Beispiel keine großen Parkflächen anbieten können und auch nicht viel Platz für Veranstaltungen haben.“ Die Stadt Hennef will jetzt reagieren und ein Handlungskonzept für Blankenberg entwickeln, um den Ort und die Burg als „touristischen Magneten zu erhalten“, wie es heißt.

Auch die Wanderwege haben ihren Reiz. Zum Beispiel der wunderschöne Wald- und Wiesenpfad, der sich an alten Bäumen entlang, berghoch und bergab durch das idyllische Ahrenbachtal schlängelt – ein Teil des Natursteigs Sieg. Kurz vor Blankenberg liegt ein Baum auf dem Weg, über den der Wanderer klettern muss. Dreckers Idee: „So wie die Stadt Hennef eine Schlaglöcher-App hat, könnte ja auch eine für Wanderwege entwickelt werden, damit jeder, der ein Hindernis sieht, schnell darauf aufmerksam machen kann.“

Auf dem Marktplatz in Blankenberg ging die GA-Wanderung 1995 bei einem Mittelalterspektakel zu Ende. Diese Wanderung führt noch den Berg hinunter und über Stein entweder zum Haltepunkt Blankenberg, von wo die S-Bahn eine Station bis zum Siegbogen fährt, oder durch die Siegniederungen und entlang der Eisenbahnstrecke noch rund vier Kilometer bis zum Ausgangspunkt.

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