GA-Wandertag in Rheinbach Am Sonntag geht's vorbei an Waldkapelle und Tomburg

RHEINBACH · Ein Ort, um inne zu halten - das ist die Rheinbacher Waldkapelle. Dort macht an diesem Sonntag der GA-Wandertag Station.

 Ein Teil der Strecke am GA-Wandertag führt auch um die Ruine der Tomburg.

Ein Teil der Strecke am GA-Wandertag führt auch um die Ruine der Tomburg.

Foto: Benjamin Westhoff

Manche Menschen kommen zufällig, weil ihre Wanderung sie dort entlang führt. Andere kommen gezielt, um unter den alten Bäumen oder im Inneren der Andachtsstätte zu beten und eine Kerze anzuzünden: die Rheinbacher Waldkapelle, für die Eigentümerin, die katholische Kirchengemeinde Sankt Martin Rheinbach, die spirituelle Mitte des Pfarrverbandes.

Errichtet wurde die Waldkapelle 1686 mit Klosteranlage an der Stelle im Wald, wo der Überlieferung nach am 20. Januar 1681 im Stamm einer gefällten Buche die Buchstaben IHS, die ersten drei Buchstaben des Namens Jesus in griechischer Schrift, entdeckt worden waren. So ist die Geschichte von der Auffindung des so genannten „Heiligen Holzes“ überliefert. Es wurde damals dem Kölner Erzbischof übergeben, der es zunächst in der damaligen Jesuitenkirche Mariä Himmelfahrt in Köln und ab 1717 in der Bonner Jesuitenkirche Herz Jesu verehren ließ. 1781 kam das Heilige Holz nach Rheinbach zurück.

Heute befindet sich in der Waldkapelle eine Replik, denn 1984 wurde das Original gestohlen und nicht wieder aufgefunden. Die Geschichte der Waldkapelle vom Kloster über eine Gastwirtschaft mit Tanzsaal bis zum heutigen geistigen Zentrum der katholischen Kirchengemeinde ist in einem Abriss auf einer Schrifttafel an der Stätte nachzulesen. Im 17. und 18. Jahrhundert hatte die Stätte eine große Bedeutung.

Wie sehr sie von Pilgern frequentiert wurde, hat der archäologische Grabungstechniker Jürgen Wentscher, vom Rheinischen Landesmuseum 1980 eingesetzt, um gemeinsam mit den Georgs-Pfadfindern die Fundamente des ehemaligen Klosters fachkundig freizulegen und zu dokumentieren, in seinem Aufsatz „Archäologische Streifzüge durch Rheinbach“ festgehalten: 1688 wurden dort durch die damaligen Mönche 13 919 Beichten und Kommunionen abgehalten, es kamen 96 Prozessionen.

Route 1: 5km

Nach der Besetzung des Rheinlandes 1794 durch die Franzosen, wurde das Kloster 1802 aufgelöst und säkularisiert. Und der ehemalige Mönch Thenée, der nun kein Mönch mehr war, betrieb in der Kirche eine Gastwirtschaft mit Tanzsaal im ehemaligen Refektorium, wo die Jugend gern feierte und tanzte. 1845 kaufte die Stadt Rheinbach das Areal, das 1904 durch Tausch in den Besitz der katholischen Kirche kam.

Route 2: 10km

Gegenüber der Waldkapelle auf der anderen Seite der Landstraße 492 führen verschlungene schmale Pfade zu einem bedrohten Idyll im Rheinbacher Stadtwald: den Pilgerpfadsweihern. Sie gehören, ebenso wie der Eulenbach, der sie speist, zu den Sorgenkindern. Aufgrund des aktuell schlechten ökologischen Zustands des Eulenbachs könnten die Weiher austrocknen.

Route 3: 20km

Das Planungsbüro „Die Gewässerexperten“ aus Lohmar hatte Planungsvarianten zur Verbesserung vorgestellt und bei Gewässerexkursionen mit den Bürgern und Kommunalpolitikern diskutiert. Anfang Dezember vergangenen Jahres votierte dann der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt, Planung und Verkehr einstimmig dafür, dem Eulenbach zwischen erstem und drittem Weiher ein neues Bachbett zu geben. Der zweite Weiher soll aufgegeben werden, weil die Sanierung des dortigen Damms laut Verwaltung aufwendig und kostenintensiv wäre. Die Kosten liegen bei bis zu rund 160 000 Euro. Die gute Nachricht: Das Land fördert das Ökologieprojekt mit 90 Prozent der Kosten.

Route 4: 30km

Wald bedeckt rund 26,5 Prozent oder rund 1850 Hektar des Rheinbacher Stadtgebietes. Davon sind etwa 410 Hektar Staatswald, rund 600 Hektar Privatwald und 825 Hektar Kommunalwald im Besitz der Stadt. Langfristiges Ziel für den Stadtwald: Erhalt und Sicherung eines ökologisch stabilen Waldes mit einer artenreichen Tier- und Pflanzenwelt, unter Wahrung der Erholungsfunktion und nachhaltiger Erzeugung des Rohstoffes Holz.

Dabei wird der Mischwald gefördert und noch vorhandene reine Laubholz- oder Nadelholzbestände werden behutsam in gemischte Bestände übergeführt. Auch dank der Aktiven des Eifel- und Heimatvereins Rheinbach, ist der Rheinbacher Wald mit entsprechender Beschilderung als Wander- und Erholungsgebiet gut erschlossen.

Der General-Anzeiger dankt außerdem dem Privatwaldbesitzer Michael von Brauchitsch, der es gestattete, dass einige Passagen der Streckenführung über seinen Besitz führen.

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